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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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8. -- 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BÄDER UND WASCHUNGEN.

Bei der gewöhnlichen Art des Schwimmens liegt der Kör-
per auf der Vorderfläche und macht mit den Armen und Bei-
nen ganz gleichmässige rhythmische Ruderbewegungen. Die
Armbewegungen sind der Art, dass sie einen wohlthätigen
ausweitenden Einfluss auf die Brust üben. Da nun die Brust
hierbei, hauptsächlich mit ihrer ganzen vorderen Fläche, den
Widerstand des Wassers zu überwinden hat, und überdies
auch der mit dem kalten Bade verbundene stärkere Blutan-
drang nach den inneren Theilen eine kräftige Athmungsbewe-
gung bedingt, so wird das Schwimmen aus diesem dreifachen
Grunde zu einer trefflichen Gymnastik der Athmungsmuskeln.
Es ist aber auch deshalb Kindern mit schwacher Brust, na-
mentlich anfangs (bis man durch die Beobachtung das indivi-
duell zuträgliche Maass gefunden hat), nur mit Vorsicht und
Beschränkung zu gestatten.

Die anderen Arten des Schwimmens, wie z. B. das
Schwimmen auf dem Rücken, das senkrechte Schwimmen (das
sogenannte Wassertreten), kommen hierbei weniger in Betracht,
obwohl sie zur Abwechselung passend sind und für gewisse
Fälle praktischen Nutzen haben. Das Schwimmen auf einer
Seite ist aber, weil dabei in der Regel eine Abwechselung mit
der anderen Seite nicht stattfindet, gleich allen anderen ein-
seitigen Bewegungen namentlich für den noch nicht erwachse-
nen Körper zu widerrathen.

Die gesundheitsgemässe Dauer des kalten Bades (s. S. 81)
kann zwar für Schwimmer um ein Weniges verlängert wer-
den, doch erstreckt sie sich auch dann, selbst bei voller Som-
merwärme des Wassers, bis höchstens zu 20 Minuten. Eine
darüber hinausgehende Dauer wirkt, statt kräftigend, umge-
kehrt immer mehr oder weniger erschlaffend, indem die mit jedem
Bade verbundene Zurückhaltung der Hautausdünstung und Ent-
ziehung der Körperwärme und der Körperelektricität dann das
gewöhnliche Maass der Reactionskraft übersteigt, mithin nicht
schnell genug wieder ausgleichbar ist.

Das Schwimmen macht ausserdem vertraut mit einem
sonst feindseligen Elemente und ist überhaupt der ganzen
jugendlichen Entwickelung so entsprechend, dass keine dazu

8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BÄDER UND WASCHUNGEN.

Bei der gewöhnlichen Art des Schwimmens liegt der Kör-
per auf der Vorderfläche und macht mit den Armen und Bei-
nen ganz gleichmässige rhythmische Ruderbewegungen. Die
Armbewegungen sind der Art, dass sie einen wohlthätigen
ausweitenden Einfluss auf die Brust üben. Da nun die Brust
hierbei, hauptsächlich mit ihrer ganzen vorderen Fläche, den
Widerstand des Wassers zu überwinden hat, und überdies
auch der mit dem kalten Bade verbundene stärkere Blutan-
drang nach den inneren Theilen eine kräftige Athmungsbewe-
gung bedingt, so wird das Schwimmen aus diesem dreifachen
Grunde zu einer trefflichen Gymnastik der Athmungsmuskeln.
Es ist aber auch deshalb Kindern mit schwacher Brust, na-
mentlich anfangs (bis man durch die Beobachtung das indivi-
duell zuträgliche Maass gefunden hat), nur mit Vorsicht und
Beschränkung zu gestatten.

Die anderen Arten des Schwimmens, wie z. B. das
Schwimmen auf dem Rücken, das senkrechte Schwimmen (das
sogenannte Wassertreten), kommen hierbei weniger in Betracht,
obwohl sie zur Abwechselung passend sind und für gewisse
Fälle praktischen Nutzen haben. Das Schwimmen auf einer
Seite ist aber, weil dabei in der Regel eine Abwechselung mit
der anderen Seite nicht stattfindet, gleich allen anderen ein-
seitigen Bewegungen namentlich für den noch nicht erwachse-
nen Körper zu widerrathen.

Die gesundheitsgemässe Dauer des kalten Bades (s. S. 81)
kann zwar für Schwimmer um ein Weniges verlängert wer-
den, doch erstreckt sie sich auch dann, selbst bei voller Som-
merwärme des Wassers, bis höchstens zu 20 Minuten. Eine
darüber hinausgehende Dauer wirkt, statt kräftigend, umge-
kehrt immer mehr oder weniger erschlaffend, indem die mit jedem
Bade verbundene Zurückhaltung der Hautausdünstung und Ent-
ziehung der Körperwärme und der Körperelektricität dann das
gewöhnliche Maass der Reactionskraft übersteigt, mithin nicht
schnell genug wieder ausgleichbar ist.

Das Schwimmen macht ausserdem vertraut mit einem
sonst feindseligen Elemente und ist überhaupt der ganzen
jugendlichen Entwickelung so entsprechend, dass keine dazu

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[171/0175] 8. — 16. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BÄDER UND WASCHUNGEN. Bei der gewöhnlichen Art des Schwimmens liegt der Kör- per auf der Vorderfläche und macht mit den Armen und Bei- nen ganz gleichmässige rhythmische Ruderbewegungen. Die Armbewegungen sind der Art, dass sie einen wohlthätigen ausweitenden Einfluss auf die Brust üben. Da nun die Brust hierbei, hauptsächlich mit ihrer ganzen vorderen Fläche, den Widerstand des Wassers zu überwinden hat, und überdies auch der mit dem kalten Bade verbundene stärkere Blutan- drang nach den inneren Theilen eine kräftige Athmungsbewe- gung bedingt, so wird das Schwimmen aus diesem dreifachen Grunde zu einer trefflichen Gymnastik der Athmungsmuskeln. Es ist aber auch deshalb Kindern mit schwacher Brust, na- mentlich anfangs (bis man durch die Beobachtung das indivi- duell zuträgliche Maass gefunden hat), nur mit Vorsicht und Beschränkung zu gestatten. Die anderen Arten des Schwimmens, wie z. B. das Schwimmen auf dem Rücken, das senkrechte Schwimmen (das sogenannte Wassertreten), kommen hierbei weniger in Betracht, obwohl sie zur Abwechselung passend sind und für gewisse Fälle praktischen Nutzen haben. Das Schwimmen auf einer Seite ist aber, weil dabei in der Regel eine Abwechselung mit der anderen Seite nicht stattfindet, gleich allen anderen ein- seitigen Bewegungen namentlich für den noch nicht erwachse- nen Körper zu widerrathen. Die gesundheitsgemässe Dauer des kalten Bades (s. S. 81) kann zwar für Schwimmer um ein Weniges verlängert wer- den, doch erstreckt sie sich auch dann, selbst bei voller Som- merwärme des Wassers, bis höchstens zu 20 Minuten. Eine darüber hinausgehende Dauer wirkt, statt kräftigend, umge- kehrt immer mehr oder weniger erschlaffend, indem die mit jedem Bade verbundene Zurückhaltung der Hautausdünstung und Ent- ziehung der Körperwärme und der Körperelektricität dann das gewöhnliche Maass der Reactionskraft übersteigt, mithin nicht schnell genug wieder ausgleichbar ist. Das Schwimmen macht ausserdem vertraut mit einem sonst feindseligen Elemente und ist überhaupt der ganzen jugendlichen Entwickelung so entsprechend, dass keine dazu

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/175>, abgerufen am 21.11.2024.