8. -- 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. AUSBILDUNG U. PFLEGE EINZELNER THEILE.
fende Athemholen, was im Schlafe in Schnarchen über- geht (obgleich dieses oft in einem gewissen Baue der Nase und des Gaumens seinen Grund hat, so vermag doch auch selbst dann der ernste Wille und jeweiliges Wecken aus dem Schlafe sehr viel darüber), Verzerrungen des Mundes beim Sprechen und andere Gesichts-Grimassen. -- Alle der- gleichen Fehler müssen energisch niedergekämpft werden. Bei Kindern, die an gute Zucht gewöhnt sind, hält es nicht schwer, ihren eigenen ernsten Willen dafür zu gewinnen. Auch haben diese Uebungen in der Beherrschung des Körperlichen an sich schon einen moralischen Werth. Sie wirken in der Richtung nach allgemeiner Veredelung. Die Beherrschung des Körperlichen und Thierischen in einem Punkte erleichtert und bereitet dieselbe vor auch für andere Punkte. Zudem vervollkommnen sich die Kinder dabei in der Kunst sich selbst zu objectiviren. Sie lernen auch von dieser Seite her auf sich achten und das Edelnatürliche von dem Unedelnatür- lichen ihrer ganzen Erscheinungsweise unterscheiden und ge- winnen somit an Tact, der nach und nach zu einer ganz na- türlichen, zwanglosen Lebensäusserung wird.
Unter den Organen der Mundhöhle bedürfen die Zähne der sorgfältigsten Beachtung und Pflege. Die abgeworfenen Milchzähne werden von der Natur ersetzt, aber nicht mehr die in der jetzigen Periode hervorwachsenden. In der Regel ler- nen wir den hohen Werth der Zähne für das Sprechvermögen, für den Nahrungsgenuss und als schönsten Schmuck des Mun- des erst dann in vollem Maasse erkennen, wenn wir ihr mit Schmerzen verbundenes Hinschwinden und ihren Mangel em- pfinden. Es ist Pflicht der Aeltern, die richtige Sorgfalt für Erhaltung der Zähne den Kindern zur festen Regel zu machen; denn wenn auch die Zähne aus inneren Ursachen vor der Zeit absterben können, so kommt doch im Allgemei- nen auf die äussere Sorgfalt das Meiste an. Sie beruht auf Folgendem:
Täglich werden die Zähne durch tüchtiges Ausspü- len mit lauem Wasser und durch eine (gleich einer Sammetbürste) weiche Zahnbürste von allen Seiten
8. — 16. JAHR. KÖRPERL. SEITE. AUSBILDUNG U. PFLEGE EINZELNER THEILE.
fende Athemholen, was im Schlafe in Schnarchen über- geht (obgleich dieses oft in einem gewissen Baue der Nase und des Gaumens seinen Grund hat, so vermag doch auch selbst dann der ernste Wille und jeweiliges Wecken aus dem Schlafe sehr viel darüber), Verzerrungen des Mundes beim Sprechen und andere Gesichts-Grimassen. — Alle der- gleichen Fehler müssen energisch niedergekämpft werden. Bei Kindern, die an gute Zucht gewöhnt sind, hält es nicht schwer, ihren eigenen ernsten Willen dafür zu gewinnen. Auch haben diese Uebungen in der Beherrschung des Körperlichen an sich schon einen moralischen Werth. Sie wirken in der Richtung nach allgemeiner Veredelung. Die Beherrschung des Körperlichen und Thierischen in einem Punkte erleichtert und bereitet dieselbe vor auch für andere Punkte. Zudem vervollkommnen sich die Kinder dabei in der Kunst sich selbst zu objectiviren. Sie lernen auch von dieser Seite her auf sich achten und das Edelnatürliche von dem Unedelnatür- lichen ihrer ganzen Erscheinungsweise unterscheiden und ge- winnen somit an Tact, der nach und nach zu einer ganz na- türlichen, zwanglosen Lebensäusserung wird.
Unter den Organen der Mundhöhle bedürfen die Zähne der sorgfältigsten Beachtung und Pflege. Die abgeworfenen Milchzähne werden von der Natur ersetzt, aber nicht mehr die in der jetzigen Periode hervorwachsenden. In der Regel ler- nen wir den hohen Werth der Zähne für das Sprechvermögen, für den Nahrungsgenuss und als schönsten Schmuck des Mun- des erst dann in vollem Maasse erkennen, wenn wir ihr mit Schmerzen verbundenes Hinschwinden und ihren Mangel em- pfinden. Es ist Pflicht der Aeltern, die richtige Sorgfalt für Erhaltung der Zähne den Kindern zur festen Regel zu machen; denn wenn auch die Zähne aus inneren Ursachen vor der Zeit absterben können, so kommt doch im Allgemei- nen auf die äussere Sorgfalt das Meiste an. Sie beruht auf Folgendem:
Täglich werden die Zähne durch tüchtiges Ausspü- len mit lauem Wasser und durch eine (gleich einer Sammetbürste) weiche Zahnbürste von allen Seiten
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geht (obgleich dieses oft in einem gewissen Baue der Nase
und des Gaumens seinen Grund hat, so vermag doch auch
selbst dann der ernste Wille und jeweiliges Wecken aus dem
Schlafe sehr viel darüber), Verzerrungen des Mundes beim
Sprechen und andere Gesichts-Grimassen. — Alle der-
gleichen Fehler müssen energisch niedergekämpft werden. Bei
Kindern, die an gute Zucht gewöhnt sind, hält es nicht
schwer, ihren eigenen ernsten Willen dafür zu gewinnen. Auch
haben diese Uebungen in der Beherrschung des Körperlichen
an sich schon einen moralischen Werth. Sie wirken in der
Richtung nach allgemeiner Veredelung. Die Beherrschung
des Körperlichen und Thierischen in einem Punkte erleichtert
und bereitet dieselbe vor auch für andere Punkte. Zudem
vervollkommnen sich die Kinder dabei in der Kunst sich
selbst zu objectiviren. Sie lernen auch von dieser Seite her
auf sich achten und das Edelnatürliche von dem Unedelnatür-
lichen ihrer ganzen Erscheinungsweise unterscheiden und ge-
winnen somit an Tact, der nach und nach zu einer ganz na-
türlichen, zwanglosen Lebensäusserung wird.
Unter den Organen der Mundhöhle bedürfen die Zähne
der sorgfältigsten Beachtung und Pflege. Die abgeworfenen
Milchzähne werden von der Natur ersetzt, aber nicht mehr die
in der jetzigen Periode hervorwachsenden. In der Regel ler-
nen wir den hohen Werth der Zähne für das Sprechvermögen,
für den Nahrungsgenuss und als schönsten Schmuck des Mun-
des erst dann in vollem Maasse erkennen, wenn wir ihr mit
Schmerzen verbundenes Hinschwinden und ihren Mangel em-
pfinden. Es ist Pflicht der Aeltern, die richtige Sorgfalt für
Erhaltung der Zähne den Kindern zur festen Regel zu
machen; denn wenn auch die Zähne aus inneren Ursachen
vor der Zeit absterben können, so kommt doch im Allgemei-
nen auf die äussere Sorgfalt das Meiste an. Sie beruht auf
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len mit lauem Wasser und durch eine (gleich einer
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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/221>, abgerufen am 24.11.2024.
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