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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858.

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1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BÄDER UND WASCHUNGEN.
nur hat man darauf zu sehen, dass das Kind nicht unmittelbar
danach an die äussere Luft komme. Blos bei solchen Kindern,
denen es an Nachtruhe gebricht, ist die späte Abendzeit vor-
zuziehen, weil dadurch in der Regel wenigstens einige Stunden
Schlaf erzielt werden.

Es gibt Kinder, welche das Baden nicht vertragen zu
können scheinen, indem sie regelmässig danach dieses oder
jenes kleine Unwohlsein verrathen. Der Grund liegt aber
dann nur in dem falschen Gebrauche, besonders in der zu
langen Dauer des Bades. Der Säugling am wenigsten kann
die Zurückhaltung der Hautausdünstung der vom Wasser um-
gebenen Körperfläche auf längere Zeit vertragen. Es ist daher
überhaupt rathsam, die Dauer eines Bades nicht über 5 Minuten
auszudehnen. Hat man die ganze Körperoberfläche des Kindes
gehörig mit dem Schwamme abgewaschen, so ist der Zweck
des Bades erreicht, eine längere Dauer desselben mindestens
unnütz.

Ausser dem Bade macht die Sorge für die Reinlichkeit
täglich noch mehrere Male Waschungen einzelner Theile, be-
sonders des Kopfes und der faltigen Körperstellen nothwendig.
Da letztere sehr zum Wundwerden neigen, so müssen sie nächst
dem Auswaschen regelmässig mit einem indifferenten austrock-
nenden Pulver (z. B. von Bärlapp-Samen, Semen Lycopodii)
ausgestreut werden. Zu diesen Waschungen nehme man nur
im ersten Halbjahre lauwarmes, nach und nach kühleres Wasser,
so dass im zweiten Halbjahre nur frisches (zwischen 12 und
15° R.) dazu benutzt wird. Somit bereitet man die Gewöh-
nung an die später eintretenden kalten Totalabreibungen
zweckmässig vor.

Noch vor Ablauf des ersten Lebensjahres, gewöhnlich um
die Zeit des 9. oder 10 Monates lässt sich das Kind auch an
Reinlichkeit und Ordnung hinsichtlich seiner natür-
lichen Ausleerungen
gewöhnen. Durch einige Achtsamkeit
und kleine Zurechtweisungen von Seiten der Wartung gewöhnt
sich das Kind sehr bald, jedes herannahende Bedürfniss der
Art durch deutliche Zeichen zu erkennen zu geben. Es ist
wichtig, diesen Zeitpunkt wahrzunehmen, denn die entgegen-


1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BÄDER UND WASCHUNGEN.
nur hat man darauf zu sehen, dass das Kind nicht unmittelbar
danach an die äussere Luft komme. Blos bei solchen Kindern,
denen es an Nachtruhe gebricht, ist die späte Abendzeit vor-
zuziehen, weil dadurch in der Regel wenigstens einige Stunden
Schlaf erzielt werden.

Es gibt Kinder, welche das Baden nicht vertragen zu
können scheinen, indem sie regelmässig danach dieses oder
jenes kleine Unwohlsein verrathen. Der Grund liegt aber
dann nur in dem falschen Gebrauche, besonders in der zu
langen Dauer des Bades. Der Säugling am wenigsten kann
die Zurückhaltung der Hautausdünstung der vom Wasser um-
gebenen Körperfläche auf längere Zeit vertragen. Es ist daher
überhaupt rathsam, die Dauer eines Bades nicht über 5 Minuten
auszudehnen. Hat man die ganze Körperoberfläche des Kindes
gehörig mit dem Schwamme abgewaschen, so ist der Zweck
des Bades erreicht, eine längere Dauer desselben mindestens
unnütz.

Ausser dem Bade macht die Sorge für die Reinlichkeit
täglich noch mehrere Male Waschungen einzelner Theile, be-
sonders des Kopfes und der faltigen Körperstellen nothwendig.
Da letztere sehr zum Wundwerden neigen, so müssen sie nächst
dem Auswaschen regelmässig mit einem indifferenten austrock-
nenden Pulver (z. B. von Bärlapp-Samen, Semen Lycopodii)
ausgestreut werden. Zu diesen Waschungen nehme man nur
im ersten Halbjahre lauwarmes, nach und nach kühleres Wasser,
so dass im zweiten Halbjahre nur frisches (zwischen 12 und
15° R.) dazu benutzt wird. Somit bereitet man die Gewöh-
nung an die später eintretenden kalten Totalabreibungen
zweckmässig vor.

Noch vor Ablauf des ersten Lebensjahres, gewöhnlich um
die Zeit des 9. oder 10 Monates lässt sich das Kind auch an
Reinlichkeit und Ordnung hinsichtlich seiner natür-
lichen Ausleerungen
gewöhnen. Durch einige Achtsamkeit
und kleine Zurechtweisungen von Seiten der Wartung gewöhnt
sich das Kind sehr bald, jedes herannahende Bedürfniss der
Art durch deutliche Zeichen zu erkennen zu geben. Es ist
wichtig, diesen Zeitpunkt wahrzunehmen, denn die entgegen-

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[47/0051] 1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BÄDER UND WASCHUNGEN. nur hat man darauf zu sehen, dass das Kind nicht unmittelbar danach an die äussere Luft komme. Blos bei solchen Kindern, denen es an Nachtruhe gebricht, ist die späte Abendzeit vor- zuziehen, weil dadurch in der Regel wenigstens einige Stunden Schlaf erzielt werden. Es gibt Kinder, welche das Baden nicht vertragen zu können scheinen, indem sie regelmässig danach dieses oder jenes kleine Unwohlsein verrathen. Der Grund liegt aber dann nur in dem falschen Gebrauche, besonders in der zu langen Dauer des Bades. Der Säugling am wenigsten kann die Zurückhaltung der Hautausdünstung der vom Wasser um- gebenen Körperfläche auf längere Zeit vertragen. Es ist daher überhaupt rathsam, die Dauer eines Bades nicht über 5 Minuten auszudehnen. Hat man die ganze Körperoberfläche des Kindes gehörig mit dem Schwamme abgewaschen, so ist der Zweck des Bades erreicht, eine längere Dauer desselben mindestens unnütz. Ausser dem Bade macht die Sorge für die Reinlichkeit täglich noch mehrere Male Waschungen einzelner Theile, be- sonders des Kopfes und der faltigen Körperstellen nothwendig. Da letztere sehr zum Wundwerden neigen, so müssen sie nächst dem Auswaschen regelmässig mit einem indifferenten austrock- nenden Pulver (z. B. von Bärlapp-Samen, Semen Lycopodii) ausgestreut werden. Zu diesen Waschungen nehme man nur im ersten Halbjahre lauwarmes, nach und nach kühleres Wasser, so dass im zweiten Halbjahre nur frisches (zwischen 12 und 15° R.) dazu benutzt wird. Somit bereitet man die Gewöh- nung an die später eintretenden kalten Totalabreibungen zweckmässig vor. Noch vor Ablauf des ersten Lebensjahres, gewöhnlich um die Zeit des 9. oder 10 Monates lässt sich das Kind auch an Reinlichkeit und Ordnung hinsichtlich seiner natür- lichen Ausleerungen gewöhnen. Durch einige Achtsamkeit und kleine Zurechtweisungen von Seiten der Wartung gewöhnt sich das Kind sehr bald, jedes herannahende Bedürfniss der Art durch deutliche Zeichen zu erkennen zu geben. Es ist wichtig, diesen Zeitpunkt wahrzunehmen, denn die entgegen-

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Zitationshilfe: Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/51>, abgerufen am 21.11.2024.