gewährt, ohne die selbständigen Gliederbewegungen wesentlich zu behindern, da es nur sanft um den Körper zusammenge- zogen werden darf und des Nachts am besten ganz aufgebunden gelassen wird. Das in manchen Gegenden übliche Einwickeln der Kinder in Tücher ist unvortheilhaft, weil diese, wenn sie die nöthige Erwärmung bewirken sollen, fester, als für die Entwickelung des Körpers dienlich ist, zusammengezogen wer- den müssen.
Ganz zu verwerfen ist jede Art der gewöhnlichen Wickel- bänder (auch Wickelschnuren genannt). Da sie den Körper in mehrfachen Windungen umschliessen und obendrein aus thöriger Eitelkeit in der Regel zu fest angelegt werden, so ziehen sie die sogleich zu schildernden, mit dem Gebrauche der Nabelbinde verbundenen Nachtheile in hohem Grade nach sich. Um dem kindlichen Körper den nöthigen Halt und Schutz vor Erkäl- tung zu gewähren, ist statt jener am zweckmässigsten eine den Körper nur einmal umfassende Binde, welche eine den ganzen Bauch bedeckende Breite hat und vorn lose zu- sammengebunden wird. Sie macht zugleich jede besondere Nabelbinde entbehrlich.
Das Umlegen der Nabelbinde, welches gewöhnlich von den Hebammen besorgt wird, verdient eine besondere Beach- tung. Wenn dieses nicht auf eine ganz behutsame und sanfte Weise geschieht, so folgen aus der damit verbundenen ring- förmigen Zusammendrückung des Unterleibes nicht nur Nach- theile für die Unterleibsorgane selbst, sondern es wird auch die Athmungsbewegung wesentlich behindert, weil das neuge- borene Kind fast nur mittels der Thätigkeit der Bauchmuskeln die Athmungsbewegung zu vollbringen vermag, der volle Me- chanismus des Athmens bei ihm aber noch nicht entwickelt ist. Jede Hemmung der Thätigkeit der Bauchmuskeln erzeugt demnach bei Neugeborenen noch viel mehr und folgenreichere Nachtheile, als bei älteren Kindern oder Erwachsenen. Alle ärztlich-statistischen Berichte stimmen darin überein, dass es gerade Brustkrankheiten sind, welche für die Mehrzahl der im ersten Lebensjahre dahinsterbenden Kinder zur Todesursache werden. Dass aber, wenn der für das Leben so wichtige
1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEKLEIDUNG.
gewährt, ohne die selbständigen Gliederbewegungen wesentlich zu behindern, da es nur sanft um den Körper zusammenge- zogen werden darf und des Nachts am besten ganz aufgebunden gelassen wird. Das in manchen Gegenden übliche Einwickeln der Kinder in Tücher ist unvortheilhaft, weil diese, wenn sie die nöthige Erwärmung bewirken sollen, fester, als für die Entwickelung des Körpers dienlich ist, zusammengezogen wer- den müssen.
Ganz zu verwerfen ist jede Art der gewöhnlichen Wickel- bänder (auch Wickelschnuren genannt). Da sie den Körper in mehrfachen Windungen umschliessen und obendrein aus thöriger Eitelkeit in der Regel zu fest angelegt werden, so ziehen sie die sogleich zu schildernden, mit dem Gebrauche der Nabelbinde verbundenen Nachtheile in hohem Grade nach sich. Um dem kindlichen Körper den nöthigen Halt und Schutz vor Erkäl- tung zu gewähren, ist statt jener am zweckmässigsten eine den Körper nur einmal umfassende Binde, welche eine den ganzen Bauch bedeckende Breite hat und vorn lose zu- sammengebunden wird. Sie macht zugleich jede besondere Nabelbinde entbehrlich.
Das Umlegen der Nabelbinde, welches gewöhnlich von den Hebammen besorgt wird, verdient eine besondere Beach- tung. Wenn dieses nicht auf eine ganz behutsame und sanfte Weise geschieht, so folgen aus der damit verbundenen ring- förmigen Zusammendrückung des Unterleibes nicht nur Nach- theile für die Unterleibsorgane selbst, sondern es wird auch die Athmungsbewegung wesentlich behindert, weil das neuge- borene Kind fast nur mittels der Thätigkeit der Bauchmuskeln die Athmungsbewegung zu vollbringen vermag, der volle Me- chanismus des Athmens bei ihm aber noch nicht entwickelt ist. Jede Hemmung der Thätigkeit der Bauchmuskeln erzeugt demnach bei Neugeborenen noch viel mehr und folgenreichere Nachtheile, als bei älteren Kindern oder Erwachsenen. Alle ärztlich-statistischen Berichte stimmen darin überein, dass es gerade Brustkrankheiten sind, welche für die Mehrzahl der im ersten Lebensjahre dahinsterbenden Kinder zur Todesursache werden. Dass aber, wenn der für das Leben so wichtige
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1. JAHR. KÖRPERLICHE SEITE. BEKLEIDUNG.
gewährt, ohne die selbständigen Gliederbewegungen wesentlich
zu behindern, da es nur sanft um den Körper zusammenge-
zogen werden darf und des Nachts am besten ganz aufgebunden
gelassen wird. Das in manchen Gegenden übliche Einwickeln
der Kinder in Tücher ist unvortheilhaft, weil diese, wenn sie
die nöthige Erwärmung bewirken sollen, fester, als für die
Entwickelung des Körpers dienlich ist, zusammengezogen wer-
den müssen.
Ganz zu verwerfen ist jede Art der gewöhnlichen Wickel-
bänder (auch Wickelschnuren genannt). Da sie den Körper in
mehrfachen Windungen umschliessen und obendrein aus thöriger
Eitelkeit in der Regel zu fest angelegt werden, so ziehen sie die
sogleich zu schildernden, mit dem Gebrauche der Nabelbinde
verbundenen Nachtheile in hohem Grade nach sich. Um dem
kindlichen Körper den nöthigen Halt und Schutz vor Erkäl-
tung zu gewähren, ist statt jener am zweckmässigsten eine
den Körper nur einmal umfassende Binde, welche eine
den ganzen Bauch bedeckende Breite hat und vorn lose zu-
sammengebunden wird. Sie macht zugleich jede besondere
Nabelbinde entbehrlich.
Das Umlegen der Nabelbinde, welches gewöhnlich von
den Hebammen besorgt wird, verdient eine besondere Beach-
tung. Wenn dieses nicht auf eine ganz behutsame und sanfte
Weise geschieht, so folgen aus der damit verbundenen ring-
förmigen Zusammendrückung des Unterleibes nicht nur Nach-
theile für die Unterleibsorgane selbst, sondern es wird auch
die Athmungsbewegung wesentlich behindert, weil das neuge-
borene Kind fast nur mittels der Thätigkeit der Bauchmuskeln
die Athmungsbewegung zu vollbringen vermag, der volle Me-
chanismus des Athmens bei ihm aber noch nicht entwickelt
ist. Jede Hemmung der Thätigkeit der Bauchmuskeln erzeugt
demnach bei Neugeborenen noch viel mehr und folgenreichere
Nachtheile, als bei älteren Kindern oder Erwachsenen. Alle
ärztlich-statistischen Berichte stimmen darin überein, dass es
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Schreber, Daniel Gottlob Moritz: Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit. Leipzig, 1858, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreber_kallipaedie_1858/54>, abgerufen am 28.07.2024.
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