Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.nun redete er wie ein richtiger Friedensapostel. Solch Blech haben Sie noch nie gehört! Alle Menschen wären Brüder und Gott liebte den Schwarzen ebenso wie den Weißen, die Mashonas und Matabeles wären arme unwissende Leute und wir sollten uns ihrer erbarmen. Dann kam er mit dem Vorschlag heraus, wir sollten den Mann freilassen und ihm noch 'was zu essen mitgeben auf den Weg und ihn zu seinem Volk zurückschicken. Er sollte seinen Leuten sagen, wir wären nicht gekommen, ihnen ihr Land wegzunehmen, sondern sie zu belehren und brüderlich zu lieben. ,Es ist schwer, einen Nigger zu lieben, Herr Hauptmann, aber versuchen müssen wir's; versuchen müssen wir's!' Und dann sagte er immer wieder: ,Ich glaube, ich kenne den Mann; er ist, meine ich, von Lo Magundis her,' als ob irgend wer den Kuckuck danach fragte, wo solche schwarze Bestie her ist, aus Lo Magundis oder anderswo. Er blieb aber immer dabei, daß er aus Lo Magundis wäre. Und dann ging's noch weiter. ,Ich will nicht behaupten, daß ich besser bin wie andere Leute, Herr Hauptmann; ich bin ein so schlechter Kerl wie irgend einer hier im Lager, und ich weiß es,' und nun beichtete er alle Sünden, die er schon begangen hätte: ,Ich bin ein dummer unwissender Mensch, Herr Hauptmann; aber ich muß für den Nigger bitten, denn er hat ja keinen Andern, der Fürsprache für ihn thut. Und wenn nun redete er wie ein richtiger Friedensapostel. Solch Blech haben Sie noch nie gehört! Alle Menschen wären Brüder und Gott liebte den Schwarzen ebenso wie den Weißen, die Mashonas und Matabeles wären arme unwissende Leute und wir sollten uns ihrer erbarmen. Dann kam er mit dem Vorschlag heraus, wir sollten den Mann freilassen und ihm noch ’was zu essen mitgeben auf den Weg und ihn zu seinem Volk zurückschicken. Er sollte seinen Leuten sagen, wir wären nicht gekommen, ihnen ihr Land wegzunehmen, sondern sie zu belehren und brüderlich zu lieben. ‚Es ist schwer, einen Nigger zu lieben, Herr Hauptmann, aber versuchen müssen wir’s; versuchen müssen wir’s!‘ Und dann sagte er immer wieder: ‚Ich glaube, ich kenne den Mann; er ist, meine ich, von Lo Magundis her,‘ als ob irgend wer den Kuckuck danach fragte, wo solche schwarze Bestie her ist, aus Lo Magundis oder anderswo. Er blieb aber immer dabei, daß er aus Lo Magundis wäre. Und dann ging’s noch weiter. ‚Ich will nicht behaupten, daß ich besser bin wie andere Leute, Herr Hauptmann; ich bin ein so schlechter Kerl wie irgend einer hier im Lager, und ich weiß es,‘ und nun beichtete er alle Sünden, die er schon begangen hätte: ‚Ich bin ein dummer unwissender Mensch, Herr Hauptmann; aber ich muß für den Nigger bitten, denn er hat ja keinen Andern, der Fürsprache für ihn thut. Und wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0101" n="101"/> nun redete er wie ein richtiger Friedensapostel. Solch Blech haben Sie noch nie gehört! Alle Menschen wären Brüder und Gott liebte den Schwarzen ebenso wie den Weißen, die Mashonas und Matabeles wären arme unwissende Leute und wir sollten uns ihrer erbarmen. Dann kam er mit dem Vorschlag heraus, wir sollten den Mann freilassen und ihm noch ’was zu essen mitgeben auf den Weg und ihn zu seinem Volk zurückschicken. Er sollte seinen Leuten sagen, wir wären nicht gekommen, ihnen ihr Land wegzunehmen, sondern sie zu belehren und brüderlich zu lieben. ‚Es ist schwer, einen Nigger zu lieben, Herr Hauptmann, aber versuchen müssen wir’s; versuchen müssen wir’s!‘ Und dann sagte er immer wieder: ‚Ich glaube, ich kenne den Mann; er ist, meine ich, von Lo Magundis her,‘ als ob irgend wer den Kuckuck danach fragte, wo solche schwarze Bestie her ist, aus Lo Magundis oder anderswo. Er blieb aber immer dabei, daß er aus Lo Magundis wäre. Und dann ging’s noch weiter. ‚Ich will nicht behaupten, daß ich besser bin wie andere Leute, Herr Hauptmann; ich bin ein so schlechter Kerl wie irgend einer hier im Lager, und ich weiß es,‘ und nun beichtete er alle Sünden, die er schon begangen hätte: ‚Ich bin ein dummer unwissender Mensch, Herr Hauptmann; aber ich muß für den Nigger bitten, denn er hat ja keinen Andern, der Fürsprache für ihn thut. Und wenn </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0101]
nun redete er wie ein richtiger Friedensapostel. Solch Blech haben Sie noch nie gehört! Alle Menschen wären Brüder und Gott liebte den Schwarzen ebenso wie den Weißen, die Mashonas und Matabeles wären arme unwissende Leute und wir sollten uns ihrer erbarmen. Dann kam er mit dem Vorschlag heraus, wir sollten den Mann freilassen und ihm noch ’was zu essen mitgeben auf den Weg und ihn zu seinem Volk zurückschicken. Er sollte seinen Leuten sagen, wir wären nicht gekommen, ihnen ihr Land wegzunehmen, sondern sie zu belehren und brüderlich zu lieben. ‚Es ist schwer, einen Nigger zu lieben, Herr Hauptmann, aber versuchen müssen wir’s; versuchen müssen wir’s!‘ Und dann sagte er immer wieder: ‚Ich glaube, ich kenne den Mann; er ist, meine ich, von Lo Magundis her,‘ als ob irgend wer den Kuckuck danach fragte, wo solche schwarze Bestie her ist, aus Lo Magundis oder anderswo. Er blieb aber immer dabei, daß er aus Lo Magundis wäre. Und dann ging’s noch weiter. ‚Ich will nicht behaupten, daß ich besser bin wie andere Leute, Herr Hauptmann; ich bin ein so schlechter Kerl wie irgend einer hier im Lager, und ich weiß es,‘ und nun beichtete er alle Sünden, die er schon begangen hätte: ‚Ich bin ein dummer unwissender Mensch, Herr Hauptmann; aber ich muß für den Nigger bitten, denn er hat ja keinen Andern, der Fürsprache für ihn thut. Und wenn
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