Schreiner, Olive (Übers. Helene Lobedan): Peter Halket im Mashonalande. Berlin, 1898.Ich, Peter Halket, ein Sünder, den ihr kennt, den es nach Weibern und Gold gelüstet hat, der sich selbst geliebt und seinen Nebenmenschen gehaßt hat, ich -" Der Fremde sah auf ihn herab und legte ihm sanft die Hand auf das Haupt: "Peter Simon Halket, ich gebe Dir eine schwerere Aufgabe, als Dir je aufgetragen worden ist. An der kleinen Stelle, an der allein auf Erden Dein Wille herrscht, da richte Du das Reich Gottes auf. Liebe Deine Feinde, thue Gutes denen, die Dich hassen. Gehe unbeirrt Deinen Weg, blicke nicht zur Rechten oder zur Linken. Beachte nicht, was die Menschen von Dir sagen werden. Stehe den Bedrängten bei, befreie die Gefangenen. Wenn Dein Feind hungert, so speise ihn, dürstet ihn, so tränke ihn." Eine köstliche Wärme und Freudigkeit kam über Peter Halket, als er dort kniete; es war ihm als sei er wieder ein kleines Kind und seine Mutter zöge ihn an ihr Herz; er sah nichts mehr vor sich als ein mildes klares Licht. Aber er hörte eine Stimme sagen: "Weil Du die Barmherzigkeit geliebt hast und die Ungerechtigkeit verabscheut -" Als er sich aufrichtete, sah er, daß die Gestalt des Fremdlings sich entfernte. "Meister, laß mich mit Dir gehen!" rief er; doch jener wendete sich nicht um. Als die Gestalt aus dem Lichtkreis entwich, schien sie ihm größer und größer zu werden und Ich, Peter Halket, ein Sünder, den ihr kennt, den es nach Weibern und Gold gelüstet hat, der sich selbst geliebt und seinen Nebenmenschen gehaßt hat, ich –“ Der Fremde sah auf ihn herab und legte ihm sanft die Hand auf das Haupt: „Peter Simon Halket, ich gebe Dir eine schwerere Aufgabe, als Dir je aufgetragen worden ist. An der kleinen Stelle, an der allein auf Erden Dein Wille herrscht, da richte Du das Reich Gottes auf. Liebe Deine Feinde, thue Gutes denen, die Dich hassen. Gehe unbeirrt Deinen Weg, blicke nicht zur Rechten oder zur Linken. Beachte nicht, was die Menschen von Dir sagen werden. Stehe den Bedrängten bei, befreie die Gefangenen. Wenn Dein Feind hungert, so speise ihn, dürstet ihn, so tränke ihn.“ Eine köstliche Wärme und Freudigkeit kam über Peter Halket, als er dort kniete; es war ihm als sei er wieder ein kleines Kind und seine Mutter zöge ihn an ihr Herz; er sah nichts mehr vor sich als ein mildes klares Licht. Aber er hörte eine Stimme sagen: „Weil Du die Barmherzigkeit geliebt hast und die Ungerechtigkeit verabscheut –“ Als er sich aufrichtete, sah er, daß die Gestalt des Fremdlings sich entfernte. „Meister, laß mich mit Dir gehen!“ rief er; doch jener wendete sich nicht um. Als die Gestalt aus dem Lichtkreis entwich, schien sie ihm größer und größer zu werden und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0084" n="84"/> Ich, Peter Halket, ein Sünder, den ihr kennt, den es nach Weibern und Gold gelüstet hat, der sich selbst geliebt und seinen Nebenmenschen gehaßt hat, ich –“</p> <p>Der Fremde sah auf ihn herab und legte ihm sanft die Hand auf das Haupt: „Peter Simon Halket, ich gebe Dir eine schwerere Aufgabe, als Dir je aufgetragen worden ist. An der kleinen Stelle, an der allein auf Erden Dein Wille herrscht, da richte Du das Reich Gottes auf. Liebe Deine Feinde, thue Gutes denen, die Dich hassen. Gehe unbeirrt Deinen Weg, blicke nicht zur Rechten oder zur Linken. Beachte nicht, was die Menschen von Dir sagen werden. Stehe den Bedrängten bei, befreie die Gefangenen. Wenn Dein Feind hungert, so speise ihn, dürstet ihn, so tränke ihn.“</p> <p>Eine köstliche Wärme und Freudigkeit kam über Peter Halket, als er dort kniete; es war ihm als sei er wieder ein kleines Kind und seine Mutter zöge ihn an ihr Herz; er sah nichts mehr vor sich als ein mildes klares Licht. Aber er hörte eine Stimme sagen: „Weil Du die Barmherzigkeit geliebt hast und die Ungerechtigkeit verabscheut –“</p> <p>Als er sich aufrichtete, sah er, daß die Gestalt des Fremdlings sich entfernte. „Meister, laß mich mit Dir gehen!“ rief er; doch jener wendete sich nicht um. Als die Gestalt aus dem Lichtkreis entwich, schien sie ihm größer und größer zu werden und </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0084]
Ich, Peter Halket, ein Sünder, den ihr kennt, den es nach Weibern und Gold gelüstet hat, der sich selbst geliebt und seinen Nebenmenschen gehaßt hat, ich –“
Der Fremde sah auf ihn herab und legte ihm sanft die Hand auf das Haupt: „Peter Simon Halket, ich gebe Dir eine schwerere Aufgabe, als Dir je aufgetragen worden ist. An der kleinen Stelle, an der allein auf Erden Dein Wille herrscht, da richte Du das Reich Gottes auf. Liebe Deine Feinde, thue Gutes denen, die Dich hassen. Gehe unbeirrt Deinen Weg, blicke nicht zur Rechten oder zur Linken. Beachte nicht, was die Menschen von Dir sagen werden. Stehe den Bedrängten bei, befreie die Gefangenen. Wenn Dein Feind hungert, so speise ihn, dürstet ihn, so tränke ihn.“
Eine köstliche Wärme und Freudigkeit kam über Peter Halket, als er dort kniete; es war ihm als sei er wieder ein kleines Kind und seine Mutter zöge ihn an ihr Herz; er sah nichts mehr vor sich als ein mildes klares Licht. Aber er hörte eine Stimme sagen: „Weil Du die Barmherzigkeit geliebt hast und die Ungerechtigkeit verabscheut –“
Als er sich aufrichtete, sah er, daß die Gestalt des Fremdlings sich entfernte. „Meister, laß mich mit Dir gehen!“ rief er; doch jener wendete sich nicht um. Als die Gestalt aus dem Lichtkreis entwich, schien sie ihm größer und größer zu werden und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-21T10:10:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-21T10:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-21T10:10:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |