Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.13. Die Sonne stand schon ziemlich hoch, als Paul mich mit der Nachricht weckte, daß Max im Vorzimmer sei, um mir seine Aufwartung zu machen. -- Ist er da? Wie sieht der Junge aus? sagt' ich, mich ermunternd. -- Wie die Gesundheit und der Frohsinn selbst, Herr! Er ist noch etwas männlicher geworden; -- man kann wohl sagen: ein Bild von einem jungen Menschen! Sie werden eine rechte Freude an ihm haben. -- So! Gieb mir meinen Schlafrock, Paul, -- und laß ihn hereinkommen. -- Er hat auch unsre Mamsell Gretchen schon gesehen, fuhr Paul fort, und ein Langes und Breites mit ihr gesprochen. Die jungen Leute, denk' ich, werden sich gut mit einander vertragen; Herr Max kann nicht Rühmens genug davon machen, wie klug und bescheiden das Mädchen ist. Ja, das wußt' ich wohl; alle Welt muß dem lieben Kinde hold sein! -- Gut, gut, Paul! Mach ein Ende, und führe den Max herein. Es ist doch wunderlich, sagt' ich zu mir selbst, als Paul fort war, daß mir bis in den Augenblick das gar nicht einfiel! Die Thür flog auf, und Max eilte auf mich zu, mich offen und herzlich willkommen heißend. Ich dachte schon, sagte er, wir wären ganz von Ihnen vergessen, so lange ist's, daß Sie uns nicht besucht haben. -- Ich bemerkte, daß ich erst seit ein paar Tagen von der Reise 13. Die Sonne stand schon ziemlich hoch, als Paul mich mit der Nachricht weckte, daß Max im Vorzimmer sei, um mir seine Aufwartung zu machen. — Ist er da? Wie sieht der Junge aus? sagt' ich, mich ermunternd. — Wie die Gesundheit und der Frohsinn selbst, Herr! Er ist noch etwas männlicher geworden; — man kann wohl sagen: ein Bild von einem jungen Menschen! Sie werden eine rechte Freude an ihm haben. — So! Gieb mir meinen Schlafrock, Paul, — und laß ihn hereinkommen. — Er hat auch unsre Mamsell Gretchen schon gesehen, fuhr Paul fort, und ein Langes und Breites mit ihr gesprochen. Die jungen Leute, denk' ich, werden sich gut mit einander vertragen; Herr Max kann nicht Rühmens genug davon machen, wie klug und bescheiden das Mädchen ist. Ja, das wußt' ich wohl; alle Welt muß dem lieben Kinde hold sein! — Gut, gut, Paul! Mach ein Ende, und führe den Max herein. Es ist doch wunderlich, sagt' ich zu mir selbst, als Paul fort war, daß mir bis in den Augenblick das gar nicht einfiel! Die Thür flog auf, und Max eilte auf mich zu, mich offen und herzlich willkommen heißend. Ich dachte schon, sagte er, wir wären ganz von Ihnen vergessen, so lange ist's, daß Sie uns nicht besucht haben. — Ich bemerkte, daß ich erst seit ein paar Tagen von der Reise <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0061"/> <div type="chapter" n="13"> <head>13.</head> <p>Die Sonne stand schon ziemlich hoch, als Paul mich mit der Nachricht weckte, daß Max im Vorzimmer sei, um mir seine Aufwartung zu machen. — Ist er da? Wie sieht der Junge aus? sagt' ich, mich ermunternd. — Wie die Gesundheit und der Frohsinn selbst, Herr! Er ist noch etwas männlicher geworden; — man kann wohl sagen: ein Bild von einem jungen Menschen! Sie werden eine rechte Freude an ihm haben. — So! Gieb mir meinen Schlafrock, Paul, — und laß ihn hereinkommen. — Er hat auch unsre Mamsell Gretchen schon gesehen, fuhr Paul fort, und ein Langes und Breites mit ihr gesprochen. Die jungen Leute, denk' ich, werden sich gut mit einander vertragen; Herr Max kann nicht Rühmens genug davon machen, wie klug und bescheiden das Mädchen ist. Ja, das wußt' ich wohl; alle Welt muß dem lieben Kinde hold sein! — Gut, gut, Paul! Mach ein Ende, und führe den Max herein.</p><lb/> <p>Es ist doch wunderlich, sagt' ich zu mir selbst, als Paul fort war, daß mir bis in den Augenblick das gar nicht einfiel!</p><lb/> <p>Die Thür flog auf, und Max eilte auf mich zu, mich offen und herzlich willkommen heißend. Ich dachte schon, sagte er, wir wären ganz von Ihnen vergessen, so lange ist's, daß Sie uns nicht besucht haben. — Ich bemerkte, daß ich erst seit ein paar Tagen von der Reise<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
13. Die Sonne stand schon ziemlich hoch, als Paul mich mit der Nachricht weckte, daß Max im Vorzimmer sei, um mir seine Aufwartung zu machen. — Ist er da? Wie sieht der Junge aus? sagt' ich, mich ermunternd. — Wie die Gesundheit und der Frohsinn selbst, Herr! Er ist noch etwas männlicher geworden; — man kann wohl sagen: ein Bild von einem jungen Menschen! Sie werden eine rechte Freude an ihm haben. — So! Gieb mir meinen Schlafrock, Paul, — und laß ihn hereinkommen. — Er hat auch unsre Mamsell Gretchen schon gesehen, fuhr Paul fort, und ein Langes und Breites mit ihr gesprochen. Die jungen Leute, denk' ich, werden sich gut mit einander vertragen; Herr Max kann nicht Rühmens genug davon machen, wie klug und bescheiden das Mädchen ist. Ja, das wußt' ich wohl; alle Welt muß dem lieben Kinde hold sein! — Gut, gut, Paul! Mach ein Ende, und führe den Max herein.
Es ist doch wunderlich, sagt' ich zu mir selbst, als Paul fort war, daß mir bis in den Augenblick das gar nicht einfiel!
Die Thür flog auf, und Max eilte auf mich zu, mich offen und herzlich willkommen heißend. Ich dachte schon, sagte er, wir wären ganz von Ihnen vergessen, so lange ist's, daß Sie uns nicht besucht haben. — Ich bemerkte, daß ich erst seit ein paar Tagen von der Reise
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(2017-03-16T11:30:04Z)
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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
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