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Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mich auf einen oder zwei Tage von ihr trennen sollte. Als sie hörte, daß ich in die Stadt ginge, bat sie mich, ihr, nebst ihren übrigen Kleidern, die Papiere zu bringen, die sie in ihrem Koffer zurückgelassen hätte. -- Was für Papiere sind das? fragte ich. -- Einige Schriften, welche zum Prozeß ihrer Tante gehörten, war die Antwort, mehrere Briefe, die ihr besonders interessant wären, und ihr Taufschein. -- Ihr Taufschein? rief ich; das ist mir lieb! aber ich faßte mich schnell und setzte lächelnd hinzu: Soll ich das Alles durchstöbern? Fürchten Sie nicht, Gretchen, mir Ihre Geheimnisse zu verrathen? -- Ich habe keine Geheimnisse vor Ihnen, erwiderte sie mit dem Tone des herzlichsten Vertrauens, indem sie mir die Schlüssel zu ihrem Koffer übergab. -- Ich war innig gerührt. Möge es immer so bleiben, liebes, liebes Kind! sagte ich, indem ich ihre Hand an meine Lippen drückte, und ging schnell fort, um mich in meinen Wagen zu werfen.

Ich stieg in der Stadt bei meinem Freunde, dem Doctor Morbach ab, den ich ersucht hatte, Brigitten in meiner Abwesenheit zu verabschieden und ihr einen Jahreslohn unter der Bedingung auszuzahlen, daß sie sogleich auf vierzehn Tage in ihre Heimath reis'te und vor ihrer Zurückkunft weder meinen noch Gretchens Namen vor einem Menschen ausspräche. Er lachte, als ich zu ihm kam, und versicherte, mein Auftrag sei pünktlich vollzogen. -- So ist die Luft in meinem Hause rein, sagte ich, und ich kann meine Braut in die Stadt bringen,

mich auf einen oder zwei Tage von ihr trennen sollte. Als sie hörte, daß ich in die Stadt ginge, bat sie mich, ihr, nebst ihren übrigen Kleidern, die Papiere zu bringen, die sie in ihrem Koffer zurückgelassen hätte. — Was für Papiere sind das? fragte ich. — Einige Schriften, welche zum Prozeß ihrer Tante gehörten, war die Antwort, mehrere Briefe, die ihr besonders interessant wären, und ihr Taufschein. — Ihr Taufschein? rief ich; das ist mir lieb! aber ich faßte mich schnell und setzte lächelnd hinzu: Soll ich das Alles durchstöbern? Fürchten Sie nicht, Gretchen, mir Ihre Geheimnisse zu verrathen? — Ich habe keine Geheimnisse vor Ihnen, erwiderte sie mit dem Tone des herzlichsten Vertrauens, indem sie mir die Schlüssel zu ihrem Koffer übergab. — Ich war innig gerührt. Möge es immer so bleiben, liebes, liebes Kind! sagte ich, indem ich ihre Hand an meine Lippen drückte, und ging schnell fort, um mich in meinen Wagen zu werfen.

Ich stieg in der Stadt bei meinem Freunde, dem Doctor Morbach ab, den ich ersucht hatte, Brigitten in meiner Abwesenheit zu verabschieden und ihr einen Jahreslohn unter der Bedingung auszuzahlen, daß sie sogleich auf vierzehn Tage in ihre Heimath reis'te und vor ihrer Zurückkunft weder meinen noch Gretchens Namen vor einem Menschen ausspräche. Er lachte, als ich zu ihm kam, und versicherte, mein Auftrag sei pünktlich vollzogen. — So ist die Luft in meinem Hause rein, sagte ich, und ich kann meine Braut in die Stadt bringen,

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[0073] mich auf einen oder zwei Tage von ihr trennen sollte. Als sie hörte, daß ich in die Stadt ginge, bat sie mich, ihr, nebst ihren übrigen Kleidern, die Papiere zu bringen, die sie in ihrem Koffer zurückgelassen hätte. — Was für Papiere sind das? fragte ich. — Einige Schriften, welche zum Prozeß ihrer Tante gehörten, war die Antwort, mehrere Briefe, die ihr besonders interessant wären, und ihr Taufschein. — Ihr Taufschein? rief ich; das ist mir lieb! aber ich faßte mich schnell und setzte lächelnd hinzu: Soll ich das Alles durchstöbern? Fürchten Sie nicht, Gretchen, mir Ihre Geheimnisse zu verrathen? — Ich habe keine Geheimnisse vor Ihnen, erwiderte sie mit dem Tone des herzlichsten Vertrauens, indem sie mir die Schlüssel zu ihrem Koffer übergab. — Ich war innig gerührt. Möge es immer so bleiben, liebes, liebes Kind! sagte ich, indem ich ihre Hand an meine Lippen drückte, und ging schnell fort, um mich in meinen Wagen zu werfen. Ich stieg in der Stadt bei meinem Freunde, dem Doctor Morbach ab, den ich ersucht hatte, Brigitten in meiner Abwesenheit zu verabschieden und ihr einen Jahreslohn unter der Bedingung auszuzahlen, daß sie sogleich auf vierzehn Tage in ihre Heimath reis'te und vor ihrer Zurückkunft weder meinen noch Gretchens Namen vor einem Menschen ausspräche. Er lachte, als ich zu ihm kam, und versicherte, mein Auftrag sei pünktlich vollzogen. — So ist die Luft in meinem Hause rein, sagte ich, und ich kann meine Braut in die Stadt bringen,

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:30:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:30:04Z)

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Zitationshilfe: Schreyvogel, Joseph: Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–94. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schreyvogel_liebesgeschichte_1910/73>, abgerufen am 24.11.2024.