Schröder, Ernst: Vorlesungen über die Algebra der Logik. Bd. 2, Abt. 1. Leipzig, 1891.Zwanzigste Vorlesung. Das Beispiel zeigt, dass auch die Modi der ersten Figur unter Um- Zu Ferio. "Einige Genüsse sind nachteilig. Nichts Nachteiliges ist Zu Cesare. Diamant zeigt keine Doppelbrechung. Dieser Krystall Desgleichen: Kein griechisches Wort geht auf m aus; praeambulum Zu Camestres. Der Astronom Leverrier schloss: Die Gesamtheit Zu Festino. Einige Schwimmvögel sind Enten. Kein Schwan ist (R. Grassmann.) Zu Baroco. Manche nützliche Dinge sind gar nicht selten. Alle Edel- Zu Disamis. Die Käfer sind Insekten (Kerfe). Einige Käfer sind Zu Datisi. "Einige Zufriedene sind arm. Alle Zufriedenen sind be- Zu Bocardo. Manche von den der Zauberei angeklagten Personen Der Rhombus ist gewöhnlich nicht gleichwinklig. Der Rhombus ist Es ist nicht angängig, mit Pommer1 schlechtweg zu sagen: der Zu Ferison. Das Eisen ist nicht organisch. Einiges "Eisen(?)" ist Zu Calemes. Der Storch ist ein Sumpfvogel (Stelzengänger.) Kein *) Als Kollektivum. Beide Prämissen sind hier singuläre Urteile.
Zwanzigste Vorlesung. Das Beispiel zeigt, dass auch die Modi der ersten Figur unter Um- Zu Ferio. „Einige Genüsse sind nachteilig. Nichts Nachteiliges ist Zu Cesare. Diamant zeigt keine Doppelbrechung. Dieser Krystall Desgleichen: Kein griechisches Wort geht auf m aus; praeambulum Zu Camestres. Der Astronom Leverrier schloss: Die Gesamtheit Zu Festino. Einige Schwimmvögel sind Enten. Kein Schwan ist (R. Grassmann.) Zu Baroco. Manche nützliche Dinge sind gar nicht selten. Alle Edel- Zu Disamis. Die Käfer sind Insekten (Kerfe). Einige Käfer sind Zu Datisi. „Einige Zufriedene sind arm. Alle Zufriedenen sind be- Zu Bocardo. Manche von den der Zauberei angeklagten Personen Der Rhombus ist gewöhnlich nicht gleichwinklig. Der Rhombus ist Es ist nicht angängig, mit Pommer1 schlechtweg zu sagen: der Zu Ferison. Das Eisen ist nicht organisch. Einiges „Eisen(?)“ ist Zu Calemes. Der Storch ist ein Sumpfvogel (Stelzengänger.) Kein *) Als Kollektivum. Beide Prämissen sind hier singuläre Urteile.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0260" n="236"/> <fw place="top" type="header">Zwanzigste Vorlesung.</fw><lb/> <p>Das Beispiel zeigt, dass auch die Modi der ersten Figur unter Um-<lb/> ständen wenig wertvolle Konklusionen liefern können, was stets zu thun<lb/><hi rendition="#g">Kant</hi><hi rendition="#sup">2</hi> zu Unrecht denen der drei andern Figuren vorwirft.</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Ferio</hi>. „Einige Genüsse sind nachteilig. Nichts Nachteiliges ist<lb/> erstrebenswert. Ergo: Einige Genüsse sind nicht erstrebenswert.“</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Cesare</hi>. Diamant zeigt keine Doppelbrechung. Dieser Krystall<lb/> zeigt Doppelbrechung. Also ist er kein Diamant. (<hi rendition="#g">Sigwart</hi>.)</p><lb/> <p>Desgleichen: Kein griechisches Wort geht auf <hi rendition="#i">m</hi> aus; praeambulum<lb/> geht auf <hi rendition="#i">m</hi> aus; also ist es kein griechisches Wort. (<hi rendition="#g">Pommer</hi>.)</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Camestres</hi>. Der Astronom <hi rendition="#g">Leverrier</hi> schloss: Die Gesamtheit<lb/> der Planeten bestimmt die Störungen des Uranus in seiner Bewegung um<lb/> die Sonne. Die zur Zeit bekannten Planeten<note place="foot" n="*)">Als Kollektivum. Beide Prämissen sind hier singuläre Urteile.</note> sind nicht ausreichend zur<lb/> Erklärung der beobachteten Störungen des Uranus. Also bilden sie nicht<lb/> die Gesamtheit der Planeten — eine negative Einsicht, welche die Ent-<lb/> deckung des Neptun vorbereitete. (<hi rendition="#g">Ueberweg</hi>.) Man bemerkt, dass die<lb/> Konklusion hier eigentlich als Ungleichung aufgefasst sein will, womit über<lb/> die Folgerung <hi rendition="#i">a</hi> <choice><orig></orig><reg>⊆</reg></choice> <hi rendition="#i">c</hi><hi rendition="#sub">1</hi> oder <hi rendition="#i">a c</hi> = 0 noch hinausgegangen ist, nämlich von<lb/> da, in Verbindung mit <hi rendition="#i">a</hi> ≠ 0 noch auf <hi rendition="#i">a</hi> ≠ <hi rendition="#i">c</hi> geschlossen ist.</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Festino</hi>. Einige Schwimmvögel sind Enten. Kein Schwan ist<lb/> eine Ente. Gewiss also sind einige Schwimmvögel nicht Schwäne.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">(R. <hi rendition="#g">Grassmann</hi>.)</hi> </p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Baroco</hi>. Manche nützliche Dinge sind gar nicht selten. Alle Edel-<lb/> steine sind selten. Folglich sind manche nützliche Dinge nicht Edelsteine.</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Disamis</hi>. Die Käfer sind Insekten (Kerfe). Einige Käfer sind<lb/> Wassertiere. Ergo: Einige Insekten sind Wassertiere. (R. <hi rendition="#g">Grassmann</hi>.)</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Datisi</hi>. „Einige Zufriedene sind arm. Alle Zufriedenen sind be-<lb/> neidenswert. Ergo: Einige Arme sind beneidenswert.“</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Bocardo</hi>. Manche von den der Zauberei angeklagten Personen<lb/> haben sich selbst nicht für unschuldig gehalten. Alle der Zauberei Ange-<lb/> klagten waren eines eingebildeten Verbrechens beschuldigt. Ergo: Einige<lb/> eines blos fingirten Verbrechens Beschuldigte haben sich selbst (nicht) für<lb/> (un-)schuldig gehalten. (?<hi rendition="#g">Ueberweg</hi>.) — Desgleichen:</p><lb/> <p>Der Rhombus ist gewöhnlich nicht gleichwinklig. Der Rhombus ist<lb/> ein gleichseitiges Polygon. Also: Manche gleichseitige Polygone sind nicht<lb/> gleichwinkling.</p><lb/> <p>Es ist nicht angängig, mit <hi rendition="#g">Pommer</hi><hi rendition="#sup">1</hi> schlechtweg zu sagen: der<lb/> Rhombus ist nicht gleichwinklig — wo dann der Schluss unter den Modus<lb/> (falsch-)Felapton fallen würde — sintemal es auch gleichwinklige Rhomben<lb/> gibt, als da sind die Quadrate.</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Ferison</hi>. Das Eisen ist nicht organisch. Einiges „Eisen(?)“ ist<lb/> kohlenstoffhaltig. Also ist nicht alles, was Kohlenstoff enthält, organisch.<lb/> (<hi rendition="#g">Pommer</hi>.)</p><lb/> <p>Zu <hi rendition="#g">Calemes</hi>. Der Storch ist ein Sumpfvogel (Stelzengänger.) Kein<lb/> Sumpfvogel ist ein Schwimmvogel. Ein Schwimmvogel kann also kein<lb/> Storch sein. (R. <hi rendition="#g">Grassmann</hi>.)</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0260]
Zwanzigste Vorlesung.
Das Beispiel zeigt, dass auch die Modi der ersten Figur unter Um-
ständen wenig wertvolle Konklusionen liefern können, was stets zu thun
Kant2 zu Unrecht denen der drei andern Figuren vorwirft.
Zu Ferio. „Einige Genüsse sind nachteilig. Nichts Nachteiliges ist
erstrebenswert. Ergo: Einige Genüsse sind nicht erstrebenswert.“
Zu Cesare. Diamant zeigt keine Doppelbrechung. Dieser Krystall
zeigt Doppelbrechung. Also ist er kein Diamant. (Sigwart.)
Desgleichen: Kein griechisches Wort geht auf m aus; praeambulum
geht auf m aus; also ist es kein griechisches Wort. (Pommer.)
Zu Camestres. Der Astronom Leverrier schloss: Die Gesamtheit
der Planeten bestimmt die Störungen des Uranus in seiner Bewegung um
die Sonne. Die zur Zeit bekannten Planeten *) sind nicht ausreichend zur
Erklärung der beobachteten Störungen des Uranus. Also bilden sie nicht
die Gesamtheit der Planeten — eine negative Einsicht, welche die Ent-
deckung des Neptun vorbereitete. (Ueberweg.) Man bemerkt, dass die
Konklusion hier eigentlich als Ungleichung aufgefasst sein will, womit über
die Folgerung a  c1 oder a c = 0 noch hinausgegangen ist, nämlich von
da, in Verbindung mit a ≠ 0 noch auf a ≠ c geschlossen ist.
Zu Festino. Einige Schwimmvögel sind Enten. Kein Schwan ist
eine Ente. Gewiss also sind einige Schwimmvögel nicht Schwäne.
(R. Grassmann.)
Zu Baroco. Manche nützliche Dinge sind gar nicht selten. Alle Edel-
steine sind selten. Folglich sind manche nützliche Dinge nicht Edelsteine.
Zu Disamis. Die Käfer sind Insekten (Kerfe). Einige Käfer sind
Wassertiere. Ergo: Einige Insekten sind Wassertiere. (R. Grassmann.)
Zu Datisi. „Einige Zufriedene sind arm. Alle Zufriedenen sind be-
neidenswert. Ergo: Einige Arme sind beneidenswert.“
Zu Bocardo. Manche von den der Zauberei angeklagten Personen
haben sich selbst nicht für unschuldig gehalten. Alle der Zauberei Ange-
klagten waren eines eingebildeten Verbrechens beschuldigt. Ergo: Einige
eines blos fingirten Verbrechens Beschuldigte haben sich selbst (nicht) für
(un-)schuldig gehalten. (?Ueberweg.) — Desgleichen:
Der Rhombus ist gewöhnlich nicht gleichwinklig. Der Rhombus ist
ein gleichseitiges Polygon. Also: Manche gleichseitige Polygone sind nicht
gleichwinkling.
Es ist nicht angängig, mit Pommer1 schlechtweg zu sagen: der
Rhombus ist nicht gleichwinklig — wo dann der Schluss unter den Modus
(falsch-)Felapton fallen würde — sintemal es auch gleichwinklige Rhomben
gibt, als da sind die Quadrate.
Zu Ferison. Das Eisen ist nicht organisch. Einiges „Eisen(?)“ ist
kohlenstoffhaltig. Also ist nicht alles, was Kohlenstoff enthält, organisch.
(Pommer.)
Zu Calemes. Der Storch ist ein Sumpfvogel (Stelzengänger.) Kein
Sumpfvogel ist ein Schwimmvogel. Ein Schwimmvogel kann also kein
Storch sein. (R. Grassmann.)
*) Als Kollektivum. Beide Prämissen sind hier singuläre Urteile.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |