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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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liges Zusammenballen der zerstreueten Grundstoffe, auch
noch durch ein Gesetz und mehr als mechanisches Ver-
hältniß der Größen der einzelnen Weltkörper wider-
sprochen, das uns unter andern in der nächsten Vor-
lesung beschäftigen wird, und welches den Durchmesser
derselben, wenn die Elementc der Entfernung genau
bekannt sind, bis auf 100,000 Theile einer Meile
anzugeben vermag.

Doch wir bedürften selbst dieser direkten Gegenbe-
weise nicht, um jener Philosophie des Unraths zu wi-
derstreiten, da schon die Analogie, bey Solchen wel-
che sie achten, zu ihrer Widerlegung hinreicht. Wir
sehen in der ganzen Natur, so weit wir sie kennen,
die Dinge ihren Anfang aus einer gewissen gestaltlosen
Flüssigkeit nehmen, und bey allmäliger Ausbildung
aus einem flüssigeren in einen immer festeren Zustand
übergehen. Die ganze Erdmasse, wie der einzelne Kri-
stall, die organische Welt von den Früchten der Pflan-
ze bis herauf zum Menschen, sind aus jener Flüssig-
keit entstanden, und die organische Welt zeigt uns das
allgemeine Gesetz der irdischen Entstehung so deutlich,
daß wir es nachher auch im Anorgischen leichter zu fin-
den vermögen. Einzelne Weltkörper unsres Systems
scheinen noch zum Theil in flüssigem Zustand, und wie
wir nachher sehen werden, allem Anschein nach ganze
Weltsysteme.

Jener flüssige Zustand, (um ihn so zu nennen)
aus welchem die Wesen in der ganzen körperlichen Na-

liges Zuſammenballen der zerſtreueten Grundſtoffe, auch
noch durch ein Geſetz und mehr als mechaniſches Ver-
haͤltniß der Groͤßen der einzelnen Weltkoͤrper wider-
ſprochen, das uns unter andern in der naͤchſten Vor-
leſung beſchaͤftigen wird, und welches den Durchmeſſer
derſelben, wenn die Elementc der Entfernung genau
bekannt ſind, bis auf 100,000 Theile einer Meile
anzugeben vermag.

Doch wir beduͤrften ſelbſt dieſer direkten Gegenbe-
weiſe nicht, um jener Philoſophie des Unraths zu wi-
derſtreiten, da ſchon die Analogie, bey Solchen wel-
che ſie achten, zu ihrer Widerlegung hinreicht. Wir
ſehen in der ganzen Natur, ſo weit wir ſie kennen,
die Dinge ihren Anfang aus einer gewiſſen geſtaltloſen
Fluͤſſigkeit nehmen, und bey allmaͤliger Ausbildung
aus einem fluͤſſigeren in einen immer feſteren Zuſtand
uͤbergehen. Die ganze Erdmaſſe, wie der einzelne Kri-
ſtall, die organiſche Welt von den Fruͤchten der Pflan-
ze bis herauf zum Menſchen, ſind aus jener Fluͤſſig-
keit entſtanden, und die organiſche Welt zeigt uns das
allgemeine Geſetz der irdiſchen Entſtehung ſo deutlich,
daß wir es nachher auch im Anorgiſchen leichter zu fin-
den vermoͤgen. Einzelne Weltkoͤrper unſres Syſtems
ſcheinen noch zum Theil in fluͤſſigem Zuſtand, und wie
wir nachher ſehen werden, allem Anſchein nach ganze
Weltſyſteme.

Jener fluͤſſige Zuſtand, (um ihn ſo zu nennen)
aus welchem die Weſen in der ganzen koͤrperlichen Na-

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[105/0119] liges Zuſammenballen der zerſtreueten Grundſtoffe, auch noch durch ein Geſetz und mehr als mechaniſches Ver- haͤltniß der Groͤßen der einzelnen Weltkoͤrper wider- ſprochen, das uns unter andern in der naͤchſten Vor- leſung beſchaͤftigen wird, und welches den Durchmeſſer derſelben, wenn die Elementc der Entfernung genau bekannt ſind, bis auf 100,000 Theile einer Meile anzugeben vermag. Doch wir beduͤrften ſelbſt dieſer direkten Gegenbe- weiſe nicht, um jener Philoſophie des Unraths zu wi- derſtreiten, da ſchon die Analogie, bey Solchen wel- che ſie achten, zu ihrer Widerlegung hinreicht. Wir ſehen in der ganzen Natur, ſo weit wir ſie kennen, die Dinge ihren Anfang aus einer gewiſſen geſtaltloſen Fluͤſſigkeit nehmen, und bey allmaͤliger Ausbildung aus einem fluͤſſigeren in einen immer feſteren Zuſtand uͤbergehen. Die ganze Erdmaſſe, wie der einzelne Kri- ſtall, die organiſche Welt von den Fruͤchten der Pflan- ze bis herauf zum Menſchen, ſind aus jener Fluͤſſig- keit entſtanden, und die organiſche Welt zeigt uns das allgemeine Geſetz der irdiſchen Entſtehung ſo deutlich, daß wir es nachher auch im Anorgiſchen leichter zu fin- den vermoͤgen. Einzelne Weltkoͤrper unſres Syſtems ſcheinen noch zum Theil in fluͤſſigem Zuſtand, und wie wir nachher ſehen werden, allem Anſchein nach ganze Weltſyſteme. Jener fluͤſſige Zuſtand, (um ihn ſo zu nennen) aus welchem die Weſen in der ganzen koͤrperlichen Na-

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/119>, abgerufen am 27.11.2024.