Zeit gewöhnen, welche sie ewig, mit frischer Fülle schaf- fend zeigt, wie vom Anfang. Die Ansicht jener Gleich- artigkeit, wird uns vor jener Beschränktheit sichern, welche, auf der freylich veraltenden Natur der Erde al- lein haftend, diese, wie Greise die Abnahme der eignen Lebenskraft und das Herabsinken des eignen Daseyns, so leicht in das Ganze hineindichtet. Wenn auch hier ganze Generationen veralten, keimen doch dort andre mit neuer Lebensfülle auf, denen das Daseyn wieder eben so frisch und herrlich blühen wird, wie es jenen gethan, und wenn auch hier eine ganze Welt in der letzten Unfruchtbarkeit des Alters ihren Kindern selbst die letzte Nothdurft nur karg gewährt, so läßt doch dort die Natur eine ganze Schöpfung in der ersten Un- schuld der Urzeit, erst erwachen. Wenn auch auf Er- den die goldne Zeit, die Zeit des Paradieses längst ver- gangen, und der Mensch hinaus getrieben worden in die letzten Kämpfe der Geschichte, so erfreut sich viel- leicht selbst noch auf Planeten unsers Systems, die Na- tur ihrer ersten, noch nicht aus dem ewigen Ursprung abgewichenen Bewohner, während vielleicht auf an- dern der Kampf der Geschichte schon geendet, und der Mensch schon zur letzten, höchsten Klarheit des Lebens durchgedrungen ist.
Wir wollen uns deshalb hüten, jene Schranken, welche das lange Werk der Zeiten zuletzt der Natur un- sres Planeten gesetzet, auf die Geschichte des Ganzen überzutragen, und in der ewigen Wiedererneuung der
Zeit gewoͤhnen, welche ſie ewig, mit friſcher Fuͤlle ſchaf- fend zeigt, wie vom Anfang. Die Anſicht jener Gleich- artigkeit, wird uns vor jener Beſchraͤnktheit ſichern, welche, auf der freylich veraltenden Natur der Erde al- lein haftend, dieſe, wie Greiſe die Abnahme der eignen Lebenskraft und das Herabſinken des eignen Daſeyns, ſo leicht in das Ganze hineindichtet. Wenn auch hier ganze Generationen veralten, keimen doch dort andre mit neuer Lebensfuͤlle auf, denen das Daſeyn wieder eben ſo friſch und herrlich bluͤhen wird, wie es jenen gethan, und wenn auch hier eine ganze Welt in der letzten Unfruchtbarkeit des Alters ihren Kindern ſelbſt die letzte Nothdurft nur karg gewaͤhrt, ſo laͤßt doch dort die Natur eine ganze Schoͤpfung in der erſten Un- ſchuld der Urzeit, erſt erwachen. Wenn auch auf Er- den die goldne Zeit, die Zeit des Paradieſes laͤngſt ver- gangen, und der Menſch hinaus getrieben worden in die letzten Kaͤmpfe der Geſchichte, ſo erfreut ſich viel- leicht ſelbſt noch auf Planeten unſers Syſtems, die Na- tur ihrer erſten, noch nicht aus dem ewigen Urſprung abgewichenen Bewohner, waͤhrend vielleicht auf an- dern der Kampf der Geſchichte ſchon geendet, und der Menſch ſchon zur letzten, hoͤchſten Klarheit des Lebens durchgedrungen iſt.
Wir wollen uns deshalb huͤten, jene Schranken, welche das lange Werk der Zeiten zuletzt der Natur un- ſres Planeten geſetzet, auf die Geſchichte des Ganzen uͤberzutragen, und in der ewigen Wiedererneuung der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0166"n="152"/>
Zeit gewoͤhnen, welche ſie ewig, mit friſcher Fuͤlle ſchaf-<lb/>
fend zeigt, wie vom Anfang. Die Anſicht jener Gleich-<lb/>
artigkeit, wird uns vor jener Beſchraͤnktheit ſichern,<lb/>
welche, auf der freylich veraltenden Natur der Erde al-<lb/>
lein haftend, dieſe, wie Greiſe die Abnahme der eignen<lb/>
Lebenskraft und das Herabſinken des eignen Daſeyns, ſo<lb/>
leicht in das Ganze hineindichtet. Wenn auch hier<lb/>
ganze Generationen veralten, keimen doch dort andre<lb/>
mit neuer Lebensfuͤlle auf, denen das Daſeyn wieder<lb/>
eben ſo friſch und herrlich bluͤhen wird, wie es jenen<lb/>
gethan, und wenn auch hier eine ganze Welt in der<lb/>
letzten Unfruchtbarkeit des Alters ihren Kindern ſelbſt<lb/>
die letzte Nothdurft nur karg gewaͤhrt, ſo laͤßt doch<lb/>
dort die Natur eine ganze Schoͤpfung in der erſten Un-<lb/>ſchuld der Urzeit, erſt erwachen. Wenn auch auf Er-<lb/>
den die goldne Zeit, die Zeit des Paradieſes laͤngſt ver-<lb/>
gangen, und der Menſch hinaus getrieben worden in<lb/>
die letzten Kaͤmpfe der Geſchichte, ſo erfreut ſich viel-<lb/>
leicht ſelbſt noch auf Planeten unſers Syſtems, die Na-<lb/>
tur ihrer erſten, noch nicht aus dem ewigen Urſprung<lb/>
abgewichenen Bewohner, waͤhrend vielleicht auf an-<lb/>
dern der Kampf der Geſchichte ſchon geendet, und der<lb/>
Menſch ſchon zur letzten, hoͤchſten Klarheit des Lebens<lb/>
durchgedrungen iſt.</p><lb/><p>Wir wollen uns deshalb huͤten, jene Schranken,<lb/>
welche das lange Werk der Zeiten zuletzt der Natur un-<lb/>ſres Planeten geſetzet, auf die Geſchichte des Ganzen<lb/>
uͤberzutragen, und in der ewigen Wiedererneuung der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[152/0166]
Zeit gewoͤhnen, welche ſie ewig, mit friſcher Fuͤlle ſchaf-
fend zeigt, wie vom Anfang. Die Anſicht jener Gleich-
artigkeit, wird uns vor jener Beſchraͤnktheit ſichern,
welche, auf der freylich veraltenden Natur der Erde al-
lein haftend, dieſe, wie Greiſe die Abnahme der eignen
Lebenskraft und das Herabſinken des eignen Daſeyns, ſo
leicht in das Ganze hineindichtet. Wenn auch hier
ganze Generationen veralten, keimen doch dort andre
mit neuer Lebensfuͤlle auf, denen das Daſeyn wieder
eben ſo friſch und herrlich bluͤhen wird, wie es jenen
gethan, und wenn auch hier eine ganze Welt in der
letzten Unfruchtbarkeit des Alters ihren Kindern ſelbſt
die letzte Nothdurft nur karg gewaͤhrt, ſo laͤßt doch
dort die Natur eine ganze Schoͤpfung in der erſten Un-
ſchuld der Urzeit, erſt erwachen. Wenn auch auf Er-
den die goldne Zeit, die Zeit des Paradieſes laͤngſt ver-
gangen, und der Menſch hinaus getrieben worden in
die letzten Kaͤmpfe der Geſchichte, ſo erfreut ſich viel-
leicht ſelbſt noch auf Planeten unſers Syſtems, die Na-
tur ihrer erſten, noch nicht aus dem ewigen Urſprung
abgewichenen Bewohner, waͤhrend vielleicht auf an-
dern der Kampf der Geſchichte ſchon geendet, und der
Menſch ſchon zur letzten, hoͤchſten Klarheit des Lebens
durchgedrungen iſt.
Wir wollen uns deshalb huͤten, jene Schranken,
welche das lange Werk der Zeiten zuletzt der Natur un-
ſres Planeten geſetzet, auf die Geſchichte des Ganzen
uͤberzutragen, und in der ewigen Wiedererneuung der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/166>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.