mischen Beobachtungen, mithin seit etwa sechstausend Jahren, sich nur um anderthalb Grad verändert hat, und es ist wahrscheinlich, daß die Abnahme der Schie- fe der Eclipfik ihre Gränzen habe, jenseit welcher sie wiederum zunimmt. Ich habe schon anderwärts darauf aufmerksam gemacht, daß die Neigung der Erdaxe mit andern Naturverhältnissen unsers Planeten in einer in- nigen Harmonie stehe, und daß, wenn dieses astrono- mische Element ein andres werden sollte, auch das Verhältnis der Erde zur Sonne und zum Mond sich zu- gleich verändern müßte.
Außer diesem müßte sich der ehemalige Aequator so wie der jetzige durch jene größere Höhe der Gebirge auszeichnen, welche durch den täglichen Umschwung der noch flüssigen Masse erzeugt wird, und die Abplat- tung an den Polen, welche schon den ältesten Urgebir- gen, die viele Weltenalter vor jener Naturbegebenheit vorhanden waren, eingedrückt ist, könnte nicht statt finden.
Es bleibt uns mithin nichts anders zur Erklärung übrig, als die Annahme, daß die Erde vor Zeiten wärmer gewesen sey. Wir haben schon früher den Grund davon in einer dichteren Atmosphäre gefunden. Die Schneelinie, welche jetzt in jenem Clima schon durch die Höhe von 8000 Fuß erreicht ist, muß vor Zeiten in der Schweiz über ein halbmal so hoch gelegen haben, mithin dieses Land um mehr als ein halbmal wär-
miſchen Beobachtungen, mithin ſeit etwa ſechstauſend Jahren, ſich nur um anderthalb Grad veraͤndert hat, und es iſt wahrſcheinlich, daß die Abnahme der Schie- fe der Eclipfik ihre Graͤnzen habe, jenſeit welcher ſie wiederum zunimmt. Ich habe ſchon anderwaͤrts darauf aufmerkſam gemacht, daß die Neigung der Erdaxe mit andern Naturverhaͤltniſſen unſers Planeten in einer in- nigen Harmonie ſtehe, und daß, wenn dieſes aſtrono- miſche Element ein andres werden ſollte, auch das Verhaͤltnis der Erde zur Sonne und zum Mond ſich zu- gleich veraͤndern muͤßte.
Außer dieſem muͤßte ſich der ehemalige Aequator ſo wie der jetzige durch jene groͤßere Hoͤhe der Gebirge auszeichnen, welche durch den taͤglichen Umſchwung der noch fluͤſſigen Maſſe erzeugt wird, und die Abplat- tung an den Polen, welche ſchon den aͤlteſten Urgebir- gen, die viele Weltenalter vor jener Naturbegebenheit vorhanden waren, eingedruͤckt iſt, koͤnnte nicht ſtatt finden.
Es bleibt uns mithin nichts anders zur Erklaͤrung uͤbrig, als die Annahme, daß die Erde vor Zeiten waͤrmer geweſen ſey. Wir haben ſchon fruͤher den Grund davon in einer dichteren Atmosphaͤre gefunden. Die Schneelinie, welche jetzt in jenem Clima ſchon durch die Hoͤhe von 8000 Fuß erreicht iſt, muß vor Zeiten in der Schweiz uͤber ein halbmal ſo hoch gelegen haben, mithin dieſes Land um mehr als ein halbmal waͤr-
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miſchen Beobachtungen, mithin ſeit etwa ſechstauſend
Jahren, ſich nur um anderthalb Grad veraͤndert hat,
und es iſt wahrſcheinlich, daß die Abnahme der Schie-
fe der Eclipfik ihre Graͤnzen habe, jenſeit welcher ſie
wiederum zunimmt. Ich habe ſchon anderwaͤrts darauf
aufmerkſam gemacht, daß die Neigung der Erdaxe mit
andern Naturverhaͤltniſſen unſers Planeten in einer in-
nigen Harmonie ſtehe, und daß, wenn dieſes aſtrono-
miſche Element ein andres werden ſollte, auch das
Verhaͤltnis der Erde zur Sonne und zum Mond ſich zu-
gleich veraͤndern muͤßte.
Außer dieſem muͤßte ſich der ehemalige Aequator
ſo wie der jetzige durch jene groͤßere Hoͤhe der Gebirge
auszeichnen, welche durch den taͤglichen Umſchwung
der noch fluͤſſigen Maſſe erzeugt wird, und die Abplat-
tung an den Polen, welche ſchon den aͤlteſten Urgebir-
gen, die viele Weltenalter vor jener Naturbegebenheit
vorhanden waren, eingedruͤckt iſt, koͤnnte nicht ſtatt
finden.
Es bleibt uns mithin nichts anders zur Erklaͤrung
uͤbrig, als die Annahme, daß die Erde vor Zeiten
waͤrmer geweſen ſey. Wir haben ſchon fruͤher den
Grund davon in einer dichteren Atmosphaͤre gefunden.
Die Schneelinie, welche jetzt in jenem Clima ſchon
durch die Hoͤhe von 8000 Fuß erreicht iſt, muß vor
Zeiten in der Schweiz uͤber ein halbmal ſo hoch gelegen
haben, mithin dieſes Land um mehr als ein halbmal waͤr-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/240>, abgerufen am 21.11.2024.
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