dem höheren Weltganzen. Am schönsten zeigt sich die- se, in der Zeit ihrer Liebe, in der Zeit des Blühens, und wir sehen dann auch zugleich die Pflanzen nach ei- ner andern Seite hin in eine merkwürdige Beziehung und Sympathie mit ihren Umgebungen treten, welche noch mehr die Selbstständigkeit ihres Lebens und die unmittelbare Wechselwirkung mit dem äußern Einfluß bezeugen. Erst die Blüthen empfangen bey den mei- sten Pflanzen die Eigenschaft des Schlummers, und die Empfindlichkeit gegen Berührungen. Erst in der Zeit des Blühens tritt jene merkwürdige Sympathie mit dem Thierreich, vornehmlich mit dem Reiche der Insekten ein, welche, wenn sie den Blumenstaub der einsam stehenden männlichen Blüthen gesammlet ha- ben, diesen den fernestehenden weiblichen überbringen, und hierdurch die Befruchtung bewirken. Eben so er- wacht dann die Sympathie zwischen den verschiednen Pflanzen und Pflanzentheilen selber. Um nur eines Beyspiels der Art zu gedenken: so ist bey der merk- würdigen Wasserpflanze, Vallisneria, welche in eini- gen französischen Flüssen und Seen wächst, der Stiel der mänulichen Blüthe ganz kurz, so daß die noch un- aufgeschloßne Blüthe tief am Boden des Wassers sitzend, nur wenig Zoll über den sumpfigen Grund hervorragt. Wenn sich aber die Blüthe öfnet, und ihre Blätter, welche unaufhörlich Luft entwicklen, ausbreitet, wird sie durch ihre eigene Leichtigkeit emporgezogen, und der leicht zerbrechliche Stiel zerreißt. Die weibliche Blüthe, welche von Natur einen stärkeren und länge-
dem hoͤheren Weltganzen. Am ſchoͤnſten zeigt ſich die- ſe, in der Zeit ihrer Liebe, in der Zeit des Bluͤhens, und wir ſehen dann auch zugleich die Pflanzen nach ei- ner andern Seite hin in eine merkwuͤrdige Beziehung und Sympathie mit ihren Umgebungen treten, welche noch mehr die Selbſtſtaͤndigkeit ihres Lebens und die unmittelbare Wechſelwirkung mit dem aͤußern Einfluß bezeugen. Erſt die Bluͤthen empfangen bey den mei- ſten Pflanzen die Eigenſchaft des Schlummers, und die Empfindlichkeit gegen Beruͤhrungen. Erſt in der Zeit des Bluͤhens tritt jene merkwuͤrdige Sympathie mit dem Thierreich, vornehmlich mit dem Reiche der Inſekten ein, welche, wenn ſie den Blumenſtaub der einſam ſtehenden maͤnnlichen Bluͤthen geſammlet ha- ben, dieſen den ferneſtehenden weiblichen uͤberbringen, und hierdurch die Befruchtung bewirken. Eben ſo er- wacht dann die Sympathie zwiſchen den verſchiednen Pflanzen und Pflanzentheilen ſelber. Um nur eines Beyſpiels der Art zu gedenken: ſo iſt bey der merk- wuͤrdigen Waſſerpflanze, Vallisneria, welche in eini- gen franzoͤſiſchen Fluͤſſen und Seen waͤchſt, der Stiel der maͤnulichen Bluͤthe ganz kurz, ſo daß die noch un- aufgeſchloßne Bluͤthe tief am Boden des Waſſers ſitzend, nur wenig Zoll uͤber den ſumpfigen Grund hervorragt. Wenn ſich aber die Bluͤthe oͤfnet, und ihre Blaͤtter, welche unaufhoͤrlich Luft entwicklen, ausbreitet, wird ſie durch ihre eigene Leichtigkeit emporgezogen, und der leicht zerbrechliche Stiel zerreißt. Die weibliche Bluͤthe, welche von Natur einen ſtaͤrkeren und laͤnge-
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dem hoͤheren Weltganzen. Am ſchoͤnſten zeigt ſich die-
ſe, in der Zeit ihrer Liebe, in der Zeit des Bluͤhens,
und wir ſehen dann auch zugleich die Pflanzen nach ei-
ner andern Seite hin in eine merkwuͤrdige Beziehung
und Sympathie mit ihren Umgebungen treten, welche
noch mehr die Selbſtſtaͤndigkeit ihres Lebens und die
unmittelbare Wechſelwirkung mit dem aͤußern Einfluß
bezeugen. Erſt die Bluͤthen empfangen bey den mei-
ſten Pflanzen die Eigenſchaft des Schlummers, und
die Empfindlichkeit gegen Beruͤhrungen. Erſt in der
Zeit des Bluͤhens tritt jene merkwuͤrdige Sympathie
mit dem Thierreich, vornehmlich mit dem Reiche der
Inſekten ein, welche, wenn ſie den Blumenſtaub der
einſam ſtehenden maͤnnlichen Bluͤthen geſammlet ha-
ben, dieſen den ferneſtehenden weiblichen uͤberbringen,
und hierdurch die Befruchtung bewirken. Eben ſo er-
wacht dann die Sympathie zwiſchen den verſchiednen
Pflanzen und Pflanzentheilen ſelber. Um nur eines
Beyſpiels der Art zu gedenken: ſo iſt bey der merk-
wuͤrdigen Waſſerpflanze, Vallisneria, welche in eini-
gen franzoͤſiſchen Fluͤſſen und Seen waͤchſt, der Stiel
der maͤnulichen Bluͤthe ganz kurz, ſo daß die noch un-
aufgeſchloßne Bluͤthe tief am Boden des Waſſers ſitzend,
nur wenig Zoll uͤber den ſumpfigen Grund hervorragt.
Wenn ſich aber die Bluͤthe oͤfnet, und ihre Blaͤtter,
welche unaufhoͤrlich Luft entwicklen, ausbreitet, wird
ſie durch ihre eigene Leichtigkeit emporgezogen, und
der leicht zerbrechliche Stiel zerreißt. Die weibliche
Bluͤthe, welche von Natur einen ſtaͤrkeren und laͤnge-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/250>, abgerufen am 24.11.2024.
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