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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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then, blos durch eine etwas andre Form ab. Noch
findet sich hier kein zellichter Bau, keine Fasern und
sonst nichts was sie im innern Bau mit andern organi-
schen Körpern gemein hätten. Wo dagegen das Geschlecht
der Flechten bey seinem Wachsthum hinlänglich von
Feuchtigkeit begünstigt, seine vollkommensten Formen ent-
wicklet, sehen wir es durch die Lebermoose in die gewöhnli-
chen Laubmoose übergehen, welche wiederum mit vielen
Polarpflanzen von viel vollkommneren Pflanzenge-
schlechtern, eine genaue äußre Verwandschaft zeigen. So
findet sich von den Flechten aus, ein Uebergang in die
starren Gestalten des Steinreichs auf der einen, in die des
vollkommneren Pflanzereiches auf der andern Seite,
ohne daß von Wesen mit thierischer Beweglichkeit be-
gabt, etwas wahrgenommen würde.

So scheint der erste Schritt der bildenden Natur,
von den steinernen Formen des Anorganischen, zu
der belebten Welt der Pflanzen und Thiere, zufälli-
gen Abänderungen unterworfen, und unter verschiede-
nen äußern Umständen, sich bald mehr der thierischen
bald der vegetabilischen Welt zu nähern. Die unvoll-
kommensten Thiere gränzen eben so nahe an die anor-
gische Welt als die unvollkommensten Pflanzen, und
die gewöhnliche Vorstellung einer in der Natur vo[m]
Steine bis zu den vollkommensten Formen des Lebens
aufsteigenden Reihe, irrt darinnen, daß sie den Ueber-
gang des Pflanzen- in das Thierreich so darstellt, als
ob die Natur erst von den Flechten bis hinauf zu den
Palmen bildend fortschritte, dann von diesen wieder

then, blos durch eine etwas andre Form ab. Noch
findet ſich hier kein zellichter Bau, keine Faſern und
ſonſt nichts was ſie im innern Bau mit andern organi-
ſchen Koͤrpern gemein haͤtten. Wo dagegen das Geſchlecht
der Flechten bey ſeinem Wachsthum hinlaͤnglich von
Feuchtigkeit beguͤnſtigt, ſeine vollkommenſten Formen ent-
wicklet, ſehen wir es durch die Lebermooſe in die gewoͤhnli-
chen Laubmooſe uͤbergehen, welche wiederum mit vielen
Polarpflanzen von viel vollkommneren Pflanzenge-
ſchlechtern, eine genaue aͤußre Verwandſchaft zeigen. So
findet ſich von den Flechten aus, ein Uebergang in die
ſtarren Geſtalten des Steinreichs auf der einen, in die des
vollkommneren Pflanzereiches auf der andern Seite,
ohne daß von Weſen mit thieriſcher Beweglichkeit be-
gabt, etwas wahrgenommen wuͤrde.

So ſcheint der erſte Schritt der bildenden Natur,
von den ſteinernen Formen des Anorganiſchen, zu
der belebten Welt der Pflanzen und Thiere, zufaͤlli-
gen Abaͤnderungen unterworfen, und unter verſchiede-
nen aͤußern Umſtaͤnden, ſich bald mehr der thieriſchen
bald der vegetabiliſchen Welt zu naͤhern. Die unvoll-
kommenſten Thiere graͤnzen eben ſo nahe an die anor-
giſche Welt als die unvollkommenſten Pflanzen, und
die gewoͤhnliche Vorſtellung einer in der Natur vo[m]
Steine bis zu den vollkommenſten Formen des Lebens
aufſteigenden Reihe, irrt darinnen, daß ſie den Ueber-
gang des Pflanzen- in das Thierreich ſo darſtellt, als
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[242/0256] then, blos durch eine etwas andre Form ab. Noch findet ſich hier kein zellichter Bau, keine Faſern und ſonſt nichts was ſie im innern Bau mit andern organi- ſchen Koͤrpern gemein haͤtten. Wo dagegen das Geſchlecht der Flechten bey ſeinem Wachsthum hinlaͤnglich von Feuchtigkeit beguͤnſtigt, ſeine vollkommenſten Formen ent- wicklet, ſehen wir es durch die Lebermooſe in die gewoͤhnli- chen Laubmooſe uͤbergehen, welche wiederum mit vielen Polarpflanzen von viel vollkommneren Pflanzenge- ſchlechtern, eine genaue aͤußre Verwandſchaft zeigen. So findet ſich von den Flechten aus, ein Uebergang in die ſtarren Geſtalten des Steinreichs auf der einen, in die des vollkommneren Pflanzereiches auf der andern Seite, ohne daß von Weſen mit thieriſcher Beweglichkeit be- gabt, etwas wahrgenommen wuͤrde. So ſcheint der erſte Schritt der bildenden Natur, von den ſteinernen Formen des Anorganiſchen, zu der belebten Welt der Pflanzen und Thiere, zufaͤlli- gen Abaͤnderungen unterworfen, und unter verſchiede- nen aͤußern Umſtaͤnden, ſich bald mehr der thieriſchen bald der vegetabiliſchen Welt zu naͤhern. Die unvoll- kommenſten Thiere graͤnzen eben ſo nahe an die anor- giſche Welt als die unvollkommenſten Pflanzen, und die gewoͤhnliche Vorſtellung einer in der Natur vom Steine bis zu den vollkommenſten Formen des Lebens aufſteigenden Reihe, irrt darinnen, daß ſie den Ueber- gang des Pflanzen- in das Thierreich ſo darſtellt, als ob die Natur erſt von den Flechten bis hinauf zu den Palmen bildend fortſchritte, dann von dieſen wieder

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/256>, abgerufen am 24.11.2024.