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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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Es ist die Gabe des Sprechens, welche zugleich
mit jener der Vernunft, den hohen Vorzug unsrer Na-
tur vor der der andern Wesen bildet.

Dieses ist, nur in einigen dürftigen Zügen, der
Gang des allgemeinen Lebens von einer geringeren
Vollendung zu immer höherer. Das Leben des gan-
zen Thierreichs scheint sich durch ein stetes Vorwärts-
streben nach dem des Menschen hinzudrängen, und
nach diesem gleichsam zu sehnen. In einzelnen lichten
Blicken sehen wir die Vorahndung des menschlichen Da-
seyns an dem thierischen vorübergehen, und öfters
wird dieses noch im Scheiden gleichsam durch ein fer-
ne dämmerndes Bewußtseyn verklärt, wovon ich noch
künftig reden werde. Endlich tritt unser Wesen in die
lange Reihe der Lebendigen ein, wir wissen nicht woher,
noch wohin? wir eilen. Der Weg hinter uns ist dun-
kel, und nur zuweilen wird er durch Träume von ei-
ner sonderbaren Innigkeit und Klarheit, die wohl un-
tereinander, nicht aber mit dem jetzigen Daseyn in Be-
ziehung stehen, aufgehellt. Wir müssen in diesen,
noch mehr aber in dem tiefen und dunklen Geheimniß
der Sympathien und Antipathien, öfters die Erinn-
rung an einen vorhergegangnen Zustand anerkennen.
Endlich tritt noch die tiefere Naturwissenschaft, Auf-
schlüsse und gewisse Merkzeichen gebend hinzu, so daß
der zurückgelegte Weg wie ein ferner dunkler Schatten
von der Seele wahrgenommen wird. Was aber jen-
seit ist, wird uns nicht in dunklem Traum, nicht in

Es iſt die Gabe des Sprechens, welche zugleich
mit jener der Vernunft, den hohen Vorzug unſrer Na-
tur vor der der andern Weſen bildet.

Dieſes iſt, nur in einigen duͤrftigen Zuͤgen, der
Gang des allgemeinen Lebens von einer geringeren
Vollendung zu immer hoͤherer. Das Leben des gan-
zen Thierreichs ſcheint ſich durch ein ſtetes Vorwaͤrts-
ſtreben nach dem des Menſchen hinzudraͤngen, und
nach dieſem gleichſam zu ſehnen. In einzelnen lichten
Blicken ſehen wir die Vorahndung des menſchlichen Da-
ſeyns an dem thieriſchen voruͤbergehen, und oͤfters
wird dieſes noch im Scheiden gleichſam durch ein fer-
ne daͤmmerndes Bewußtſeyn verklaͤrt, wovon ich noch
kuͤnftig reden werde. Endlich tritt unſer Weſen in die
lange Reihe der Lebendigen ein, wir wiſſen nicht woher,
noch wohin? wir eilen. Der Weg hinter uns iſt dun-
kel, und nur zuweilen wird er durch Traͤume von ei-
ner ſonderbaren Innigkeit und Klarheit, die wohl un-
tereinander, nicht aber mit dem jetzigen Daſeyn in Be-
ziehung ſtehen, aufgehellt. Wir muͤſſen in dieſen,
noch mehr aber in dem tiefen und dunklen Geheimniß
der Sympathien und Antipathien, oͤfters die Erinn-
rung an einen vorhergegangnen Zuſtand anerkennen.
Endlich tritt noch die tiefere Naturwiſſenſchaft, Auf-
ſchluͤſſe und gewiſſe Merkzeichen gebend hinzu, ſo daß
der zuruͤckgelegte Weg wie ein ferner dunkler Schatten
von der Seele wahrgenommen wird. Was aber jen-
ſeit iſt, wird uns nicht in dunklem Traum, nicht in

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[268/0282] Es iſt die Gabe des Sprechens, welche zugleich mit jener der Vernunft, den hohen Vorzug unſrer Na- tur vor der der andern Weſen bildet. Dieſes iſt, nur in einigen duͤrftigen Zuͤgen, der Gang des allgemeinen Lebens von einer geringeren Vollendung zu immer hoͤherer. Das Leben des gan- zen Thierreichs ſcheint ſich durch ein ſtetes Vorwaͤrts- ſtreben nach dem des Menſchen hinzudraͤngen, und nach dieſem gleichſam zu ſehnen. In einzelnen lichten Blicken ſehen wir die Vorahndung des menſchlichen Da- ſeyns an dem thieriſchen voruͤbergehen, und oͤfters wird dieſes noch im Scheiden gleichſam durch ein fer- ne daͤmmerndes Bewußtſeyn verklaͤrt, wovon ich noch kuͤnftig reden werde. Endlich tritt unſer Weſen in die lange Reihe der Lebendigen ein, wir wiſſen nicht woher, noch wohin? wir eilen. Der Weg hinter uns iſt dun- kel, und nur zuweilen wird er durch Traͤume von ei- ner ſonderbaren Innigkeit und Klarheit, die wohl un- tereinander, nicht aber mit dem jetzigen Daſeyn in Be- ziehung ſtehen, aufgehellt. Wir muͤſſen in dieſen, noch mehr aber in dem tiefen und dunklen Geheimniß der Sympathien und Antipathien, oͤfters die Erinn- rung an einen vorhergegangnen Zuſtand anerkennen. Endlich tritt noch die tiefere Naturwiſſenſchaft, Auf- ſchluͤſſe und gewiſſe Merkzeichen gebend hinzu, ſo daß der zuruͤckgelegte Weg wie ein ferner dunkler Schatten von der Seele wahrgenommen wird. Was aber jen- ſeit iſt, wird uns nicht in dunklem Traum, nicht in

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/282>, abgerufen am 26.11.2024.