blos als Streben, als Vorahndung. Wenn nämlich die in der Cohärenz und Schwere unbewegt ruhenden Körper, eine stärkere Kraft als die ihrer Schwere ist, gegen einander bewegt, wenn auf diese Weise gleich- sam eine höhere geistigere Welt in die gröbere des jetzi- gen Daseyns eingreift, wird als Elektricität, die wech- selseitige Anziehung, das Streben nach Vereinigung erregt, und selbst das, was auf den höchsten Stufen des chemischen Processes, als wirkliches innres Wesen der Körper hervortritt, das Licht, wird im elektrischen Proceß schon als Funke gesehen. Doch ist die Verei- nigung in der Elektricität nur an der Oberfläche mög- lich, sie bleibt bey dem bloßen Streben stehen, wäh- rend die innigste Vereinigung der ganzen Masse, in al- len ihren Theilen, das eigenthümliche Wesen des che- mischen Processes ist. Dagegen greift hier, abermals nur als Streben, die erste Vorahndung der darauf folgenden höheren Welt, des organischen ein, die sich von den Gestalten des an dem Gipfel der anorganischen Welt stehenden Wassers, welche dieses beym Gefrieren annimmt, bis zu der Ritterschen Lehre der Perioden des Verbrennungsprocesses, deutlich zeigt.
Höchst merkwürdige, und hieher vorzüglich pas- sende Thatsachen sind es, welche Sprengel aus der Ge- schichte der Laubmoose aufgestellt hat, um damit die Hedwigsche Befruchtungstheorie zu widerlegen. Jene kleinen länglichten Körper, die man für Antheren gehal- ten hat, und die sich in den Blüthemtheilen einiger
blos als Streben, als Vorahndung. Wenn naͤmlich die in der Cohaͤrenz und Schwere unbewegt ruhenden Koͤrper, eine ſtaͤrkere Kraft als die ihrer Schwere iſt, gegen einander bewegt, wenn auf dieſe Weiſe gleich- ſam eine hoͤhere geiſtigere Welt in die groͤbere des jetzi- gen Daſeyns eingreift, wird als Elektricitaͤt, die wech- ſelſeitige Anziehung, das Streben nach Vereinigung erregt, und ſelbſt das, was auf den hoͤchſten Stufen des chemiſchen Proceſſes, als wirkliches innres Weſen der Koͤrper hervortritt, das Licht, wird im elektriſchen Proceß ſchon als Funke geſehen. Doch iſt die Verei- nigung in der Elektricitaͤt nur an der Oberflaͤche moͤg- lich, ſie bleibt bey dem bloßen Streben ſtehen, waͤh- rend die innigſte Vereinigung der ganzen Maſſe, in al- len ihren Theilen, das eigenthuͤmliche Weſen des che- miſchen Proceſſes iſt. Dagegen greift hier, abermals nur als Streben, die erſte Vorahndung der darauf folgenden hoͤheren Welt, des organiſchen ein, die ſich von den Geſtalten des an dem Gipfel der anorganiſchen Welt ſtehenden Waſſers, welche dieſes beym Gefrieren annimmt, bis zu der Ritterſchen Lehre der Perioden des Verbrennungsproceſſes, deutlich zeigt.
Hoͤchſt merkwuͤrdige, und hieher vorzuͤglich paſ- ſende Thatſachen ſind es, welche Sprengel aus der Ge- ſchichte der Laubmooſe aufgeſtellt hat, um damit die Hedwigſche Befruchtungstheorie zu widerlegen. Jene kleinen laͤnglichten Koͤrper, die man fuͤr Antheren gehal- ten hat, und die ſich in den Bluͤthemtheilen einiger
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0326"n="312"/>
blos als Streben, als Vorahndung. Wenn naͤmlich<lb/>
die in der Cohaͤrenz und Schwere unbewegt ruhenden<lb/>
Koͤrper, eine ſtaͤrkere Kraft als die ihrer Schwere iſt,<lb/>
gegen einander bewegt, wenn auf dieſe Weiſe gleich-<lb/>ſam eine hoͤhere geiſtigere Welt in die groͤbere des jetzi-<lb/>
gen Daſeyns eingreift, wird als Elektricitaͤt, die wech-<lb/>ſelſeitige Anziehung, das Streben nach Vereinigung<lb/>
erregt, und ſelbſt das, was auf den hoͤchſten Stufen<lb/>
des chemiſchen Proceſſes, als wirkliches innres Weſen<lb/>
der Koͤrper hervortritt, das Licht, wird im elektriſchen<lb/>
Proceß ſchon als Funke geſehen. Doch iſt die Verei-<lb/>
nigung in der Elektricitaͤt nur an der Oberflaͤche moͤg-<lb/>
lich, ſie bleibt bey dem bloßen Streben ſtehen, waͤh-<lb/>
rend die innigſte Vereinigung der ganzen Maſſe, in al-<lb/>
len ihren Theilen, das eigenthuͤmliche Weſen des che-<lb/>
miſchen Proceſſes iſt. Dagegen greift hier, abermals<lb/>
nur als Streben, die erſte Vorahndung der darauf<lb/>
folgenden hoͤheren Welt, des organiſchen ein, die ſich von<lb/>
den Geſtalten des an dem Gipfel der anorganiſchen<lb/>
Welt ſtehenden Waſſers, welche dieſes beym Gefrieren<lb/>
annimmt, bis zu der Ritterſchen Lehre der Perioden<lb/>
des Verbrennungsproceſſes, deutlich zeigt.</p><lb/><p>Hoͤchſt merkwuͤrdige, und hieher vorzuͤglich paſ-<lb/>ſende Thatſachen ſind es, welche Sprengel aus der Ge-<lb/>ſchichte der Laubmooſe aufgeſtellt hat, um damit die<lb/>
Hedwigſche Befruchtungstheorie zu widerlegen. Jene<lb/>
kleinen laͤnglichten Koͤrper, die man fuͤr Antheren gehal-<lb/>
ten hat, und die ſich in den Bluͤthemtheilen einiger<lb/></p></div></body></text></TEI>
[312/0326]
blos als Streben, als Vorahndung. Wenn naͤmlich
die in der Cohaͤrenz und Schwere unbewegt ruhenden
Koͤrper, eine ſtaͤrkere Kraft als die ihrer Schwere iſt,
gegen einander bewegt, wenn auf dieſe Weiſe gleich-
ſam eine hoͤhere geiſtigere Welt in die groͤbere des jetzi-
gen Daſeyns eingreift, wird als Elektricitaͤt, die wech-
ſelſeitige Anziehung, das Streben nach Vereinigung
erregt, und ſelbſt das, was auf den hoͤchſten Stufen
des chemiſchen Proceſſes, als wirkliches innres Weſen
der Koͤrper hervortritt, das Licht, wird im elektriſchen
Proceß ſchon als Funke geſehen. Doch iſt die Verei-
nigung in der Elektricitaͤt nur an der Oberflaͤche moͤg-
lich, ſie bleibt bey dem bloßen Streben ſtehen, waͤh-
rend die innigſte Vereinigung der ganzen Maſſe, in al-
len ihren Theilen, das eigenthuͤmliche Weſen des che-
miſchen Proceſſes iſt. Dagegen greift hier, abermals
nur als Streben, die erſte Vorahndung der darauf
folgenden hoͤheren Welt, des organiſchen ein, die ſich von
den Geſtalten des an dem Gipfel der anorganiſchen
Welt ſtehenden Waſſers, welche dieſes beym Gefrieren
annimmt, bis zu der Ritterſchen Lehre der Perioden
des Verbrennungsproceſſes, deutlich zeigt.
Hoͤchſt merkwuͤrdige, und hieher vorzuͤglich paſ-
ſende Thatſachen ſind es, welche Sprengel aus der Ge-
ſchichte der Laubmooſe aufgeſtellt hat, um damit die
Hedwigſche Befruchtungstheorie zu widerlegen. Jene
kleinen laͤnglichten Koͤrper, die man fuͤr Antheren gehal-
ten hat, und die ſich in den Bluͤthemtheilen einiger
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/326>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.