an keine unterirdische Communication zu denken ist, blos aus einer innigen Harmonie des Einzeinen mit dem Ganzen zu erklären.
Es lassen uns in der Chemie jene oft beobachteten Phänomene, welche dem der sogenannten Abstum- pfung gleichen, auf Ein allgemeines Gesetz, auf Einen Grund der Wechselwirkung, so wie viele andre That- sachen auf Eine allen Irdischen gemeinschaftliche Grund- form schließen, von welcher die Dinge bey ihrem Ent- stehen ausgehen, und zu welcher sie bey dem Ueber- gang in ein neues höheres Daseyn, zurückkehren. Je- ne Grundform aber ist nichts anders als derjenige Zu- stand des Einzelnen, wo dasselbe auf dem höchsten Gipfel der Negativität, der Empfänglichkeit für höhere Ein- flüsse, mit dem Ganzen wieder am innigsten ver- eint ist.
Wem hat nicht in der schönen Zeit des Frühlings der sogenannte Pflanzenschlaf, und das zarte Geheim- niß der Blumenliebe, welches die weit getrennten Ge- schlechter bald durch Insekten, bald durch andre noch wunderbarer scheinende Mittel zu vereinen weiß, von tiefen Sinn geschienen, oder wem wären jene Sym- pathien des Pflanzenreichs, worunter die des schon lange aufbewahrten Weins mit der Rebe von welcher er genommen ist, in der Zeit ihrer Blüthe gehört, un- bekannt? Nicht minder sind auch die Sympathien des Thierreichs mit der äußern Natur, wo z. B. das Be-
an keine unterirdiſche Communication zu denken iſt, blos aus einer innigen Harmonie des Einzeinen mit dem Ganzen zu erklaͤren.
Es laſſen uns in der Chemie jene oft beobachteten Phaͤnomene, welche dem der ſogenannten Abſtum- pfung gleichen, auf Ein allgemeines Geſetz, auf Einen Grund der Wechſelwirkung, ſo wie viele andre That- ſachen auf Eine allen Irdiſchen gemeinſchaftliche Grund- form ſchließen, von welcher die Dinge bey ihrem Ent- ſtehen ausgehen, und zu welcher ſie bey dem Ueber- gang in ein neues hoͤheres Daſeyn, zuruͤckkehren. Je- ne Grundform aber iſt nichts anders als derjenige Zu- ſtand des Einzelnen, wo daſſelbe auf dem hoͤchſten Gipfel der Negativitaͤt, der Empfaͤnglichkeit fuͤr hoͤhere Ein- fluͤſſe, mit dem Ganzen wieder am innigſten ver- eint iſt.
Wem hat nicht in der ſchoͤnen Zeit des Fruͤhlings der ſogenannte Pflanzenſchlaf, und das zarte Geheim- niß der Blumenliebe, welches die weit getrennten Ge- ſchlechter bald durch Inſekten, bald durch andre noch wunderbarer ſcheinende Mittel zu vereinen weiß, von tiefen Sinn geſchienen, oder wem waͤren jene Sym- pathien des Pflanzenreichs, worunter die des ſchon lange aufbewahrten Weins mit der Rebe von welcher er genommen iſt, in der Zeit ihrer Bluͤthe gehoͤrt, un- bekannt? Nicht minder ſind auch die Sympathien des Thierreichs mit der aͤußern Natur, wo z. B. das Be-
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an keine unterirdiſche Communication zu denken iſt,
blos aus einer innigen Harmonie des Einzeinen mit
dem Ganzen zu erklaͤren.
Es laſſen uns in der Chemie jene oft beobachteten
Phaͤnomene, welche dem der ſogenannten Abſtum-
pfung gleichen, auf Ein allgemeines Geſetz, auf Einen
Grund der Wechſelwirkung, ſo wie viele andre That-
ſachen auf Eine allen Irdiſchen gemeinſchaftliche Grund-
form ſchließen, von welcher die Dinge bey ihrem Ent-
ſtehen ausgehen, und zu welcher ſie bey dem Ueber-
gang in ein neues hoͤheres Daſeyn, zuruͤckkehren. Je-
ne Grundform aber iſt nichts anders als derjenige Zu-
ſtand des Einzelnen, wo daſſelbe auf dem hoͤchſten Gipfel
der Negativitaͤt, der Empfaͤnglichkeit fuͤr hoͤhere Ein-
fluͤſſe, mit dem Ganzen wieder am innigſten ver-
eint iſt.
Wem hat nicht in der ſchoͤnen Zeit des Fruͤhlings
der ſogenannte Pflanzenſchlaf, und das zarte Geheim-
niß der Blumenliebe, welches die weit getrennten Ge-
ſchlechter bald durch Inſekten, bald durch andre noch
wunderbarer ſcheinende Mittel zu vereinen weiß, von
tiefen Sinn geſchienen, oder wem waͤren jene Sym-
pathien des Pflanzenreichs, worunter die des ſchon
lange aufbewahrten Weins mit der Rebe von welcher
er genommen iſt, in der Zeit ihrer Bluͤthe gehoͤrt, un-
bekannt? Nicht minder ſind auch die Sympathien des
Thierreichs mit der aͤußern Natur, wo z. B. das Be-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/35>, abgerufen am 23.11.2024.
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