tisirtes Wasser wird, wenn die Versuche auch noch so sorgfältig gemacht werden, sogleich durch den Ge- schmack erkannt, obgleich der Magnetiseur nur das Ge- fäß von außen berührt hat; jemand der ins Haus hin- eingieng, wurde von der ersten Kranken des Heinecken sogleich angemeldet, obgleich niemand andres sein Kommen bemerkt hatte. Der Geruch ist so fein, daß dieselbe Kranke, die während des Somnambulismus mit ihrem Vater ausgegangen war, in der Nähe eines Todtenackers nicht ausdauern konnte, obgleich die Be- gleiter durchaus keinen üblen Geruch bemerkten. End- lich so muß es auch einem vorzüglich reizbar gewordnen Gefühl zugeschrieben werden, daß die Somnambülen nicht blos die unmittelbare Berührung, sondern selbst die Annäherung von Metallen sehr deutlich, und oft schmerzhaft empfinden. Merkwürdig ist es hierbey, daß das Gold, wenn es rein angewendet wird, den magnetisch Schlummernden immer ein angenehmes Ge- fühl macht, ohngefähr wie die Berührung des Mag- netiseurs. Wir sehen dieses bey Gmelin und einigen andern Aerzten immer, Heinecken aber erschwerte sich den Versuch dadurch, daß er eine goldne Uhr anwen- dete, wo das innre Triebwerk von andrem Metall war. Silber ist wenigstens in den meisten Fällen nicht schmerz- haft, dagegen verursachen die sogenannten unedlen Me- talle, vorzüglich Eisen und Zink, die lebhaftesten Schmerzen, und werden hieran von den Somnambü- len, wenn man sie ihnen auch noch so unvermerkt nahe brachte, sogleich erkannt. Dieser Unterschied der Me-
tiſirtes Waſſer wird, wenn die Verſuche auch noch ſo ſorgfaͤltig gemacht werden, ſogleich durch den Ge- ſchmack erkannt, obgleich der Magnetiſeur nur das Ge- faͤß von außen beruͤhrt hat; jemand der ins Haus hin- eingieng, wurde von der erſten Kranken des Heinecken ſogleich angemeldet, obgleich niemand andres ſein Kommen bemerkt hatte. Der Geruch iſt ſo fein, daß dieſelbe Kranke, die waͤhrend des Somnambulismus mit ihrem Vater ausgegangen war, in der Naͤhe eines Todtenackers nicht ausdauern konnte, obgleich die Be- gleiter durchaus keinen uͤblen Geruch bemerkten. End- lich ſo muß es auch einem vorzuͤglich reizbar gewordnen Gefuͤhl zugeſchrieben werden, daß die Somnambuͤlen nicht blos die unmittelbare Beruͤhrung, ſondern ſelbſt die Annaͤherung von Metallen ſehr deutlich, und oft ſchmerzhaft empfinden. Merkwuͤrdig iſt es hierbey, daß das Gold, wenn es rein angewendet wird, den magnetiſch Schlummernden immer ein angenehmes Ge- fuͤhl macht, ohngefaͤhr wie die Beruͤhrung des Mag- netiſeurs. Wir ſehen dieſes bey Gmelin und einigen andern Aerzten immer, Heinecken aber erſchwerte ſich den Verſuch dadurch, daß er eine goldne Uhr anwen- dete, wo das innre Triebwerk von andrem Metall war. Silber iſt wenigſtens in den meiſten Faͤllen nicht ſchmerz- haft, dagegen verurſachen die ſogenannten unedlen Me- talle, vorzuͤglich Eiſen und Zink, die lebhafteſten Schmerzen, und werden hieran von den Somnambuͤ- len, wenn man ſie ihnen auch noch ſo unvermerkt nahe brachte, ſogleich erkannt. Dieſer Unterſchied der Me-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0350"n="336"/>
tiſirtes Waſſer wird, wenn die Verſuche auch noch ſo<lb/>ſorgfaͤltig gemacht werden, ſogleich durch den Ge-<lb/>ſchmack erkannt, obgleich der Magnetiſeur nur das Ge-<lb/>
faͤß von außen beruͤhrt hat; jemand der ins Haus hin-<lb/>
eingieng, wurde von der erſten Kranken des Heinecken<lb/>ſogleich angemeldet, obgleich niemand andres ſein<lb/>
Kommen bemerkt hatte. Der Geruch iſt ſo fein, daß<lb/>
dieſelbe Kranke, die waͤhrend des Somnambulismus<lb/>
mit ihrem Vater ausgegangen war, in der Naͤhe eines<lb/>
Todtenackers nicht ausdauern konnte, obgleich die Be-<lb/>
gleiter durchaus keinen uͤblen Geruch bemerkten. End-<lb/>
lich ſo muß es auch einem vorzuͤglich reizbar gewordnen<lb/>
Gefuͤhl zugeſchrieben werden, daß die Somnambuͤlen<lb/>
nicht blos die unmittelbare Beruͤhrung, ſondern ſelbſt<lb/>
die Annaͤherung von Metallen ſehr deutlich, und oft<lb/>ſchmerzhaft empfinden. Merkwuͤrdig iſt es hierbey,<lb/>
daß das Gold, wenn es rein angewendet wird, den<lb/>
magnetiſch Schlummernden immer ein angenehmes Ge-<lb/>
fuͤhl macht, ohngefaͤhr wie die Beruͤhrung des Mag-<lb/>
netiſeurs. Wir ſehen dieſes bey Gmelin und einigen<lb/>
andern Aerzten immer, Heinecken aber erſchwerte ſich<lb/>
den Verſuch dadurch, daß er eine goldne Uhr anwen-<lb/>
dete, wo das innre Triebwerk von andrem Metall war.<lb/>
Silber iſt wenigſtens in den meiſten Faͤllen nicht ſchmerz-<lb/>
haft, dagegen verurſachen die ſogenannten unedlen Me-<lb/>
talle, vorzuͤglich Eiſen und Zink, die lebhafteſten<lb/>
Schmerzen, und werden hieran von den Somnambuͤ-<lb/>
len, wenn man ſie ihnen auch noch ſo unvermerkt nahe<lb/>
brachte, ſogleich erkannt. Dieſer Unterſchied der Me-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[336/0350]
tiſirtes Waſſer wird, wenn die Verſuche auch noch ſo
ſorgfaͤltig gemacht werden, ſogleich durch den Ge-
ſchmack erkannt, obgleich der Magnetiſeur nur das Ge-
faͤß von außen beruͤhrt hat; jemand der ins Haus hin-
eingieng, wurde von der erſten Kranken des Heinecken
ſogleich angemeldet, obgleich niemand andres ſein
Kommen bemerkt hatte. Der Geruch iſt ſo fein, daß
dieſelbe Kranke, die waͤhrend des Somnambulismus
mit ihrem Vater ausgegangen war, in der Naͤhe eines
Todtenackers nicht ausdauern konnte, obgleich die Be-
gleiter durchaus keinen uͤblen Geruch bemerkten. End-
lich ſo muß es auch einem vorzuͤglich reizbar gewordnen
Gefuͤhl zugeſchrieben werden, daß die Somnambuͤlen
nicht blos die unmittelbare Beruͤhrung, ſondern ſelbſt
die Annaͤherung von Metallen ſehr deutlich, und oft
ſchmerzhaft empfinden. Merkwuͤrdig iſt es hierbey,
daß das Gold, wenn es rein angewendet wird, den
magnetiſch Schlummernden immer ein angenehmes Ge-
fuͤhl macht, ohngefaͤhr wie die Beruͤhrung des Mag-
netiſeurs. Wir ſehen dieſes bey Gmelin und einigen
andern Aerzten immer, Heinecken aber erſchwerte ſich
den Verſuch dadurch, daß er eine goldne Uhr anwen-
dete, wo das innre Triebwerk von andrem Metall war.
Silber iſt wenigſtens in den meiſten Faͤllen nicht ſchmerz-
haft, dagegen verurſachen die ſogenannten unedlen Me-
talle, vorzuͤglich Eiſen und Zink, die lebhafteſten
Schmerzen, und werden hieran von den Somnambuͤ-
len, wenn man ſie ihnen auch noch ſo unvermerkt nahe
brachte, ſogleich erkannt. Dieſer Unterſchied der Me-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/350>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.