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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

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mächtigsten erhöht ist, der Moment der Begattung,
mit dem des Todes zusammen. Wenn daher bey je-
nem unmäßigen Grade der Leidenschaften oder der Er-
höhung der Lebenskräfte, das brennbare Wesen deutlich
hervortritt, muß dieses auch anderwärts, bey jeder
vorzüglichen Erhöhung der Lebenskräfte, wenn auch
minder nach außen bemerkbar, erwacht seyn. Wie da-
her das Sehen bey dem Auge, scheint auch jenes Se-
hen der Somnambülen nach Innen, und mit verschloßnen
Augen nach außen, und alle andere Phänomene des
Hellsehens, durch das Freywerden jenes merkwürdigen
brennbaren Wesens bewirkt zu werden.

Auch bey jenen dem Tode öfters vorausgehenden
Erscheinungen einer hohen Begeisterung, der Vorahn-
dungen, und andern Zuständen die dem Somnambu-
lismus und dem Hellsehen so nahe verwandt sind,
scheint jenes brennbare Wesen, *) das im Tode und in
der ersten Periode der letzten Auflösung so vorzüglich
bedeutend wird, schon Theilweise und auf Momente
frey zu werden, und jene Momente sind daher nicht
Vorahndungen des Todes, sondern der angehende, auf

*) Da auf diese Weise der Tod dem Zustand des Somnam-
bulismus so nahe verwand ist, muß auch jene so klare Ueber-
sicht über alle untergeordnete Zustände, und alles was im
Wachen geschehen, die beym Hellsehen statt findet, ohne
das zugleich im Wachen Erinnerung an das Hellsehen da
ist, sehr bedeutend werden. Nur möge man nicht alles was
bey dem noch lebenden und unzerstörtem Körper statt fin-
det, auf einen Zustand ausdehnen, wo der Organismus
dem wir die Details der Erinnerung anvertrauen, nicht
mehr ist. Gewiß ist es aber, daß, wie selbst im gewöhnlichen
Zustand des Somnambulismus keine Erinnerung an das
ist, was im Doppelschlaf geschehen, wir uns wohl an der
Gränze des jetzigen Daseyns in Zuständen befunden haben
können, die uns selbst in den höchsten Augenblicken des
Lebens nur dunkle Ahndung werden, und die vielleicht erst
im Tode, wo wir wieder in einen gleichen Zustand treten,
von uns wieder überblickt werden.

maͤchtigſten erhoͤht iſt, der Moment der Begattung,
mit dem des Todes zuſammen. Wenn daher bey je-
nem unmaͤßigen Grade der Leidenſchaften oder der Er-
hoͤhung der Lebenskraͤfte, das brennbare Weſen deutlich
hervortritt, muß dieſes auch anderwaͤrts, bey jeder
vorzuͤglichen Erhoͤhung der Lebenskraͤfte, wenn auch
minder nach außen bemerkbar, erwacht ſeyn. Wie da-
her das Sehen bey dem Auge, ſcheint auch jenes Se-
hen der Somnambuͤlen nach Innen, und mit verſchloßnen
Augen nach außen, und alle andere Phaͤnomene des
Hellſehens, durch das Freywerden jenes merkwuͤrdigen
brennbaren Weſens bewirkt zu werden.

Auch bey jenen dem Tode oͤfters vorausgehenden
Erſcheinungen einer hohen Begeiſterung, der Vorahn-
dungen, und andern Zuſtaͤnden die dem Somnambu-
lismus und dem Hellſehen ſo nahe verwandt ſind,
ſcheint jenes brennbare Weſen, *) das im Tode und in
der erſten Periode der letzten Aufloͤſung ſo vorzuͤglich
bedeutend wird, ſchon Theilweiſe und auf Momente
frey zu werden, und jene Momente ſind daher nicht
Vorahndungen des Todes, ſondern der angehende, auf

*) Da auf dieſe Weiſe der Tod dem Zuſtand des Somnam-
bulismus ſo nahe verwand iſt, muß auch jene ſo klare Ueber-
ſicht uͤber alle untergeordnete Zuſtaͤnde, und alles was im
Wachen geſchehen, die beym Hellſehen ſtatt findet, ohne
das zugleich im Wachen Erinnerung an das Hellſehen da
iſt, ſehr bedeutend werden. Nur moͤge man nicht alles was
bey dem noch lebenden und unzerſtoͤrtem Koͤrper ſtatt fin-
det, auf einen Zuſtand ausdehnen, wo der Organismus
dem wir die Details der Erinnerung anvertrauen, nicht
mehr iſt. Gewiß iſt es aber, daß, wie ſelbſt im gewoͤhnlichen
Zuſtand des Somnambulismus keine Erinnerung an das
iſt, was im Doppelſchlaf geſchehen, wir uns wohl an der
Graͤnze des jetzigen Daſeyns in Zuſtaͤnden befunden haben
koͤnnen, die uns ſelbſt in den hoͤchſten Augenblicken des
Lebens nur dunkle Ahndung werden, und die vielleicht erſt
im Tode, wo wir wieder in einen gleichen Zuſtand treten,
von uns wieder uͤberblickt werden.
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[359/0373] maͤchtigſten erhoͤht iſt, der Moment der Begattung, mit dem des Todes zuſammen. Wenn daher bey je- nem unmaͤßigen Grade der Leidenſchaften oder der Er- hoͤhung der Lebenskraͤfte, das brennbare Weſen deutlich hervortritt, muß dieſes auch anderwaͤrts, bey jeder vorzuͤglichen Erhoͤhung der Lebenskraͤfte, wenn auch minder nach außen bemerkbar, erwacht ſeyn. Wie da- her das Sehen bey dem Auge, ſcheint auch jenes Se- hen der Somnambuͤlen nach Innen, und mit verſchloßnen Augen nach außen, und alle andere Phaͤnomene des Hellſehens, durch das Freywerden jenes merkwuͤrdigen brennbaren Weſens bewirkt zu werden. Auch bey jenen dem Tode oͤfters vorausgehenden Erſcheinungen einer hohen Begeiſterung, der Vorahn- dungen, und andern Zuſtaͤnden die dem Somnambu- lismus und dem Hellſehen ſo nahe verwandt ſind, ſcheint jenes brennbare Weſen, *) das im Tode und in der erſten Periode der letzten Aufloͤſung ſo vorzuͤglich bedeutend wird, ſchon Theilweiſe und auf Momente frey zu werden, und jene Momente ſind daher nicht Vorahndungen des Todes, ſondern der angehende, auf *) Da auf dieſe Weiſe der Tod dem Zuſtand des Somnam- bulismus ſo nahe verwand iſt, muß auch jene ſo klare Ueber- ſicht uͤber alle untergeordnete Zuſtaͤnde, und alles was im Wachen geſchehen, die beym Hellſehen ſtatt findet, ohne das zugleich im Wachen Erinnerung an das Hellſehen da iſt, ſehr bedeutend werden. Nur moͤge man nicht alles was bey dem noch lebenden und unzerſtoͤrtem Koͤrper ſtatt fin- det, auf einen Zuſtand ausdehnen, wo der Organismus dem wir die Details der Erinnerung anvertrauen, nicht mehr iſt. Gewiß iſt es aber, daß, wie ſelbſt im gewoͤhnlichen Zuſtand des Somnambulismus keine Erinnerung an das iſt, was im Doppelſchlaf geſchehen, wir uns wohl an der Graͤnze des jetzigen Daſeyns in Zuſtaͤnden befunden haben koͤnnen, die uns ſelbſt in den hoͤchſten Augenblicken des Lebens nur dunkle Ahndung werden, und die vielleicht erſt im Tode, wo wir wieder in einen gleichen Zuſtand treten, von uns wieder uͤberblickt werden.

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Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/373>, abgerufen am 22.11.2024.