Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

alten Scandinaviern war die Einführung ihres bretter-
nen Calenders wenigstens drei und ein halb Jahrtau-
sende alt, wie sich aus dem kleinen Unterschied ihres
vorausgesetzten und des wahren Jahres, welcher in ei-
nem Jahre nur Minuten beträgt, und erst in vielen
Jahrhunderten zu Tagen anwächst, erkennen läßt.
Endlich erscheint auch in der Geschichte von Mexico die
Astronomie sehr frühe.

Keine der hier angeführten Thatsachen beweißt,
daß die Astronomie in jenen fernen Zeiten erst im Be-
ginnen, im Begriff sich auszubilden gewesen sey, viel-
mehr scheinen einige der wichtigsten unter ihnen zu be-
zeugen: daß diese Wissenschaft damals schon auf dem
höchsten Gipfel ihrer Vollendung gestanden, ja daß sie
selbst von dort an schon im Abnehmen gewesen sey.
Jene astronomischen Tafeln der Indier, die sich
auf die Schiefe der Ecliptik beziehen, waren blos vor
7000 Jahren genau, und die späteren Zeiten haben
die Abweichung derselben von der Wahrheit nicht mehr
zu berichtigen vermocht. Eben so ist jene, wahrschein-
lich sehr alte Weise, die Finsternisse zu berechnen, von
der ich nachher reden werde, von den späteren Men-
schenaltern mechanisch nachgesprochen worden, ohne
daß diese ihren Sinn verstanden, oder ihre Abweichung
von der Beobachtung zu berichtigen vermocht hätten. *)

*) Auch die eine Mittelpunktsgleichung, deren sich die Indiex
bey Berechnung des wahren Orts der Sonne bedienen.
C

alten Scandinaviern war die Einfuͤhrung ihres bretter-
nen Calenders wenigſtens drei und ein halb Jahrtau-
ſende alt, wie ſich aus dem kleinen Unterſchied ihres
vorausgeſetzten und des wahren Jahres, welcher in ei-
nem Jahre nur Minuten betraͤgt, und erſt in vielen
Jahrhunderten zu Tagen anwaͤchſt, erkennen laͤßt.
Endlich erſcheint auch in der Geſchichte von Mexico die
Aſtronomie ſehr fruͤhe.

Keine der hier angefuͤhrten Thatſachen beweißt,
daß die Aſtronomie in jenen fernen Zeiten erſt im Be-
ginnen, im Begriff ſich auszubilden geweſen ſey, viel-
mehr ſcheinen einige der wichtigſten unter ihnen zu be-
zeugen: daß dieſe Wiſſenſchaft damals ſchon auf dem
hoͤchſten Gipfel ihrer Vollendung geſtanden, ja daß ſie
ſelbſt von dort an ſchon im Abnehmen geweſen ſey.
Jene aſtronomiſchen Tafeln der Indier, die ſich
auf die Schiefe der Ecliptik beziehen, waren blos vor
7000 Jahren genau, und die ſpaͤteren Zeiten haben
die Abweichung derſelben von der Wahrheit nicht mehr
zu berichtigen vermocht. Eben ſo iſt jene, wahrſchein-
lich ſehr alte Weiſe, die Finſterniſſe zu berechnen, von
der ich nachher reden werde, von den ſpaͤteren Men-
ſchenaltern mechaniſch nachgeſprochen worden, ohne
daß dieſe ihren Sinn verſtanden, oder ihre Abweichung
von der Beobachtung zu berichtigen vermocht haͤtten. *)

*) Auch die eine Mittelpunktsgleichung, deren ſich die Indiex
bey Berechnung des wahren Orts der Sonne bedienen.
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="33"/>
alten Scandinaviern war die Einfu&#x0364;hrung ihres bretter-<lb/>
nen Calenders wenig&#x017F;tens drei und ein halb Jahrtau-<lb/>
&#x017F;ende alt, wie &#x017F;ich aus dem kleinen Unter&#x017F;chied ihres<lb/>
vorausge&#x017F;etzten und des wahren Jahres, welcher in ei-<lb/>
nem Jahre nur Minuten betra&#x0364;gt, und er&#x017F;t in vielen<lb/>
Jahrhunderten zu Tagen anwa&#x0364;ch&#x017F;t, erkennen la&#x0364;ßt.<lb/>
Endlich er&#x017F;cheint auch in der Ge&#x017F;chichte von Mexico die<lb/>
A&#x017F;tronomie &#x017F;ehr fru&#x0364;he.</p><lb/>
        <p>Keine der hier angefu&#x0364;hrten That&#x017F;achen beweißt,<lb/>
daß die A&#x017F;tronomie in jenen fernen Zeiten er&#x017F;t im Be-<lb/>
ginnen, im Begriff &#x017F;ich auszubilden gewe&#x017F;en &#x017F;ey, viel-<lb/>
mehr &#x017F;cheinen einige der wichtig&#x017F;ten unter ihnen zu be-<lb/>
zeugen: daß die&#x017F;e Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft damals &#x017F;chon auf dem<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gipfel ihrer Vollendung ge&#x017F;tanden, ja daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t von dort an &#x017F;chon im Abnehmen gewe&#x017F;en &#x017F;ey.<lb/>
Jene a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Tafeln der Indier, die &#x017F;ich<lb/>
auf die Schiefe der Ecliptik beziehen, waren blos vor<lb/>
7000 Jahren genau, und die &#x017F;pa&#x0364;teren Zeiten haben<lb/>
die Abweichung der&#x017F;elben von der Wahrheit nicht mehr<lb/>
zu berichtigen vermocht. Eben &#x017F;o i&#x017F;t jene, wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich &#x017F;ehr alte Wei&#x017F;e, die Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;e zu berechnen, von<lb/>
der ich nachher reden werde, von den &#x017F;pa&#x0364;teren Men-<lb/>
&#x017F;chenaltern mechani&#x017F;ch nachge&#x017F;prochen worden, ohne<lb/>
daß die&#x017F;e ihren Sinn ver&#x017F;tanden, oder ihre Abweichung<lb/>
von der Beobachtung zu berichtigen vermocht ha&#x0364;tten. <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="*)">Auch die eine Mittelpunktsgleichung, deren &#x017F;ich die Indiex<lb/>
bey Berechnung des wahren Orts der Sonne bedienen.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0047] alten Scandinaviern war die Einfuͤhrung ihres bretter- nen Calenders wenigſtens drei und ein halb Jahrtau- ſende alt, wie ſich aus dem kleinen Unterſchied ihres vorausgeſetzten und des wahren Jahres, welcher in ei- nem Jahre nur Minuten betraͤgt, und erſt in vielen Jahrhunderten zu Tagen anwaͤchſt, erkennen laͤßt. Endlich erſcheint auch in der Geſchichte von Mexico die Aſtronomie ſehr fruͤhe. Keine der hier angefuͤhrten Thatſachen beweißt, daß die Aſtronomie in jenen fernen Zeiten erſt im Be- ginnen, im Begriff ſich auszubilden geweſen ſey, viel- mehr ſcheinen einige der wichtigſten unter ihnen zu be- zeugen: daß dieſe Wiſſenſchaft damals ſchon auf dem hoͤchſten Gipfel ihrer Vollendung geſtanden, ja daß ſie ſelbſt von dort an ſchon im Abnehmen geweſen ſey. Jene aſtronomiſchen Tafeln der Indier, die ſich auf die Schiefe der Ecliptik beziehen, waren blos vor 7000 Jahren genau, und die ſpaͤteren Zeiten haben die Abweichung derſelben von der Wahrheit nicht mehr zu berichtigen vermocht. Eben ſo iſt jene, wahrſchein- lich ſehr alte Weiſe, die Finſterniſſe zu berechnen, von der ich nachher reden werde, von den ſpaͤteren Men- ſchenaltern mechaniſch nachgeſprochen worden, ohne daß dieſe ihren Sinn verſtanden, oder ihre Abweichung von der Beobachtung zu berichtigen vermocht haͤtten. *) *) Auch die eine Mittelpunktsgleichung, deren ſich die Indiex bey Berechnung des wahren Orts der Sonne bedienen. C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/47
Zitationshilfe: Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/47>, abgerufen am 03.12.2024.