die Bemerkung: daß, wie durch eine zufällige Ver- theilung, einzelne Völker dieses, andre jenes Fragment einer frühen Naturtheorie bewahrt haben, davon im- mer Eins das Andre zu ergänzen vermag, führten schon längst auf die Vermuthung, daß jene tiefen Na- turkenntnisse von Einem, höchstgebildeten Urvolk her- stammen. Verschiedene Thatsachen, die ich später anführen werde, versetzen den Wohnort dieses Volks, und wie es scheint, den Ausgangspunkt unsres Ge- schlechts, weit hinauf nach Norden, und das im Al- terthum viel gepriesene Land Atlantis, (es scheint das- selbe was auch bey vielen andern orientalischen Völ- kern unter andern Nahmen in der alten Sage vor- kömmt,) war vielleicht unter einem Grade der Breite gelegen, der jezt der Bevölkerung wenig günstig seyn würde.
So reicht, wie es scheint, der Besitz jener Kennt- nisse selbst noch über die älteste Geschichte der einzelnen (von dem Urvolk schon getrennten) Völkerstämme hin- aus: und es waren jene (wenn wir sie so nennen wol- len) Wissenschaften, der fernsten Vorzeit eigenthüm- lich. Von der Astronomie besonders scheint es gewiß, daß sie so alt sey als unser Geschlecht selber. Denn wenn wir der einen oder andern Angabe von dem Al- ter der Welt, oder vielmehr von dem Eintritt des Men- schen in dieselbe folgen, begleiten uns immer die ersten und zwar öfters gerade die wichtigsten astrono- mischen Arbeiten, bis an den äußersten Anfang dieser
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die Bemerkung: daß, wie durch eine zufaͤllige Ver- theilung, einzelne Voͤlker dieſes, andre jenes Fragment einer fruͤhen Naturtheorie bewahrt haben, davon im- mer Eins das Andre zu ergaͤnzen vermag, fuͤhrten ſchon laͤngſt auf die Vermuthung, daß jene tiefen Na- turkenntniſſe von Einem, hoͤchſtgebildeten Urvolk her- ſtammen. Verſchiedene Thatſachen, die ich ſpaͤter anfuͤhren werde, verſetzen den Wohnort dieſes Volks, und wie es ſcheint, den Ausgangspunkt unſres Ge- ſchlechts, weit hinauf nach Norden, und das im Al- terthum viel geprieſene Land Atlantis, (es ſcheint daſ- ſelbe was auch bey vielen andern orientaliſchen Voͤl- kern unter andern Nahmen in der alten Sage vor- koͤmmt,) war vielleicht unter einem Grade der Breite gelegen, der jezt der Bevoͤlkerung wenig guͤnſtig ſeyn wuͤrde.
So reicht, wie es ſcheint, der Beſitz jener Kennt- niſſe ſelbſt noch uͤber die aͤlteſte Geſchichte der einzelnen (von dem Urvolk ſchon getrennten) Voͤlkerſtaͤmme hin- aus: und es waren jene (wenn wir ſie ſo nennen wol- len) Wiſſenſchaften, der fernſten Vorzeit eigenthuͤm- lich. Von der Aſtronomie beſonders ſcheint es gewiß, daß ſie ſo alt ſey als unſer Geſchlecht ſelber. Denn wenn wir der einen oder andern Angabe von dem Al- ter der Welt, oder vielmehr von dem Eintritt des Men- ſchen in dieſelbe folgen, begleiten uns immer die erſten und zwar oͤfters gerade die wichtigſten aſtrono- miſchen Arbeiten, bis an den aͤußerſten Anfang dieſer
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die Bemerkung: daß, wie durch eine zufaͤllige Ver-
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einer fruͤhen Naturtheorie bewahrt haben, davon im-
mer Eins das Andre zu ergaͤnzen vermag, fuͤhrten
ſchon laͤngſt auf die Vermuthung, daß jene tiefen Na-
turkenntniſſe von Einem, hoͤchſtgebildeten Urvolk her-
ſtammen. Verſchiedene Thatſachen, die ich ſpaͤter
anfuͤhren werde, verſetzen den Wohnort dieſes Volks,
und wie es ſcheint, den Ausgangspunkt unſres Ge-
ſchlechts, weit hinauf nach Norden, und das im Al-
terthum viel geprieſene Land Atlantis, (es ſcheint daſ-
ſelbe was auch bey vielen andern orientaliſchen Voͤl-
kern unter andern Nahmen in der alten Sage vor-
koͤmmt,) war vielleicht unter einem Grade der Breite
gelegen, der jezt der Bevoͤlkerung wenig guͤnſtig ſeyn
wuͤrde.
So reicht, wie es ſcheint, der Beſitz jener Kennt-
niſſe ſelbſt noch uͤber die aͤlteſte Geſchichte der einzelnen
(von dem Urvolk ſchon getrennten) Voͤlkerſtaͤmme hin-
aus: und es waren jene (wenn wir ſie ſo nennen wol-
len) Wiſſenſchaften, der fernſten Vorzeit eigenthuͤm-
lich. Von der Aſtronomie beſonders ſcheint es gewiß,
daß ſie ſo alt ſey als unſer Geſchlecht ſelber. Denn
wenn wir der einen oder andern Angabe von dem Al-
ter der Welt, oder vielmehr von dem Eintritt des Men-
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und zwar oͤfters gerade die wichtigſten aſtrono-
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/63>, abgerufen am 23.11.2024.
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