Geistes in Allen, aus den Religionslehren der Perser und Indier, ja vielleicht aus denen der Egpter hervor.
Aus diesen Lehren des Alterthums wurde begreif- lich, wie dem Menschen in den Augenblicken der Begeist- rung und Weissagung das Geheimniß der Natur, der Zukunft und Vergangenheit offenbar würde, und dem Blick das Entfernteste in nahe Anschauung träte. Je- ner höhere, Allen gemeinschaftliche Geist, in welchem das Gesetz alles Wandels der Zeiten ist, der Grund des Künftigen wie des Gegenwärtigen, wird das ver- einigende Mittel, durch welches die Seelen der von Zeit und Raum getrennten Dinge sich nahe treten, und das Gemüth, wenn es in den Augenblicken der Begei- sterung in die Tiefe jenes Naturgeistes versunken, tritt wie dieser selber mit den einzelnen Dingen in einen geistigen Zusammenhang, und empfängt die Gabe gleich ihm in das Wesen derselben zu wirken.
Dieses ist die Meynung über den Ursprung der Sprache und des Naturcultus, welche anderen Ansich- ten des Alterthums am meisten angemessen ist, oder aus diesen selber hervorgeht, und es ist billig, daß wir diese zuerst vernehmen, wie in der Geschichte eines einzelnen Menschen, das was er über sich selber gedacht und gesprochen, zunächst berücksichtigt wird.
Wir sehen uns durch verschiedene dunkle Spuren in der Geschichte der Natur, und vielleicht auch der des
Geiſtes in Allen, aus den Religionslehren der Perſer und Indier, ja vielleicht aus denen der Egpter hervor.
Aus dieſen Lehren des Alterthums wurde begreif- lich, wie dem Menſchen in den Augenblicken der Begeiſt- rung und Weiſſagung das Geheimniß der Natur, der Zukunft und Vergangenheit offenbar wuͤrde, und dem Blick das Entfernteſte in nahe Anſchauung traͤte. Je- ner hoͤhere, Allen gemeinſchaftliche Geiſt, in welchem das Geſetz alles Wandels der Zeiten iſt, der Grund des Kuͤnftigen wie des Gegenwaͤrtigen, wird das ver- einigende Mittel, durch welches die Seelen der von Zeit und Raum getrennten Dinge ſich nahe treten, und das Gemuͤth, wenn es in den Augenblicken der Begei- ſterung in die Tiefe jenes Naturgeiſtes verſunken, tritt wie dieſer ſelber mit den einzelnen Dingen in einen geiſtigen Zuſammenhang, und empfaͤngt die Gabe gleich ihm in das Weſen derſelben zu wirken.
Dieſes iſt die Meynung uͤber den Urſprung der Sprache und des Naturcultus, welche anderen Anſich- ten des Alterthums am meiſten angemeſſen iſt, oder aus dieſen ſelber hervorgeht, und es iſt billig, daß wir dieſe zuerſt vernehmen, wie in der Geſchichte eines einzelnen Menſchen, das was er uͤber ſich ſelber gedacht und geſprochen, zunaͤchſt beruͤckſichtigt wird.
Wir ſehen uns durch verſchiedene dunkle Spuren in der Geſchichte der Natur, und vielleicht auch der des
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Geiſtes in Allen, aus den Religionslehren der Perſer
und Indier, ja vielleicht aus denen der Egpter hervor.
Aus dieſen Lehren des Alterthums wurde begreif-
lich, wie dem Menſchen in den Augenblicken der Begeiſt-
rung und Weiſſagung das Geheimniß der Natur, der
Zukunft und Vergangenheit offenbar wuͤrde, und dem
Blick das Entfernteſte in nahe Anſchauung traͤte. Je-
ner hoͤhere, Allen gemeinſchaftliche Geiſt, in welchem
das Geſetz alles Wandels der Zeiten iſt, der Grund
des Kuͤnftigen wie des Gegenwaͤrtigen, wird das ver-
einigende Mittel, durch welches die Seelen der von
Zeit und Raum getrennten Dinge ſich nahe treten, und
das Gemuͤth, wenn es in den Augenblicken der Begei-
ſterung in die Tiefe jenes Naturgeiſtes verſunken,
tritt wie dieſer ſelber mit den einzelnen Dingen in einen
geiſtigen Zuſammenhang, und empfaͤngt die Gabe
gleich ihm in das Weſen derſelben zu wirken.
Dieſes iſt die Meynung uͤber den Urſprung der
Sprache und des Naturcultus, welche anderen Anſich-
ten des Alterthums am meiſten angemeſſen iſt,
oder aus dieſen ſelber hervorgeht, und es iſt billig,
daß wir dieſe zuerſt vernehmen, wie in der Geſchichte
eines einzelnen Menſchen, das was er uͤber ſich ſelber
gedacht und geſprochen, zunaͤchſt beruͤckſichtigt wird.
Wir ſehen uns durch verſchiedene dunkle Spuren in
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Schubert, Gotthilf Heinrich: Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft. Dresden, 1808, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubert_naturwissenschaft_1808/75>, abgerufen am 23.11.2024.
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