Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.ser Sprache nach dem Gefallen und der Kraft seiner Jene Beschränkung ist dadurch entstanden, daß Wäh-
ſer Sprache nach dem Gefallen und der Kraft ſeiner Jene Beſchraͤnkung iſt dadurch entſtanden, daß Waͤh-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="202"/> ſer Sprache nach dem Gefallen und der Kraft ſeiner<lb/> Liebe hervorzurufen und zuſammenzufuͤgen. Noch jetzt<lb/> beweißt jenes pſychiſch erwachte Erkenntnißvermoͤgen,<lb/> ſeine Natur-bildende und ſchaffende Kraft wenigſtens<lb/> noch im Schatten, an der aus ihm hervorgehenden<lb/> Bilderwelt des Traumes, und vermag dieſelbe in ge-<lb/> wiſſen Faͤllen auch noch auf eine ungleich hoͤhere, we-<lb/> ſentlichere Art zu aͤußern. Aber gewoͤhnlich iſt ſeine<lb/> ganze Wirkſamkeit auf materielles Erkennen und Bil-<lb/> den beſchraͤnkt und zwar bloß in den Grenzen ſeines<lb/> materiellen Organismus, waͤhrend noch im Thierreich,<lb/> z. B. bey den mit Kunſttrieben verſehenen Inſekten,<lb/> freylich nur auf eine hoͤchſt unvollkommene Weiſe, je-<lb/> nes Produciren nicht in dem Umfange des Leibes ein-<lb/> geſchloſſen iſt, ſondern uͤber dieſen hinausgeht.</p><lb/> <p>Jene Beſchraͤnkung iſt dadurch entſtanden, daß<lb/> die Liebe der menſchlichen Natur ihren urſpruͤnglichen<lb/> Gegenſtand verlaſſen, und ſie auf einen ihrem Be-<lb/> duͤrfniſſe wenig genuͤgenden Vorwurf — auf das Be-<lb/> ſondere, auf ihr eigenes Selbſt gewendet. Erſt hier-<lb/> durch iſt die Thaͤtigkeit jenes urſpruͤnglich ſchoͤpferiſchen<lb/> Vermoͤgens, ein beſtaͤndiger Zerſtoͤrungsprozeß gewor-<lb/> den, welcher alles zerſtoͤrt, was in ſeinen Kreis koͤmmt<lb/> und ſich ſeiner Prinzipien bemaͤchtiget. — Vergeblich!<lb/> eine ſolche ſeinem Weſen unnatuͤrliche Richtung vermag<lb/> nicht bleibend zu werden, jener zerſtoͤrend-bildends<lb/> Trieb, wenn er alles zerlegt hat, was in dem Capa-<lb/> citaͤtsumfange ſeiner (toͤdtenden) Liebe gelegen, wendet<lb/> ſich zuletzt gegen ſich ſelber, und zerſtoͤrt ſein eigenes<lb/> Werk, ſo daß auch hier Hunger und Tod ſynonym<lb/> erſcheinen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Waͤh-</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [202/0212]
ſer Sprache nach dem Gefallen und der Kraft ſeiner
Liebe hervorzurufen und zuſammenzufuͤgen. Noch jetzt
beweißt jenes pſychiſch erwachte Erkenntnißvermoͤgen,
ſeine Natur-bildende und ſchaffende Kraft wenigſtens
noch im Schatten, an der aus ihm hervorgehenden
Bilderwelt des Traumes, und vermag dieſelbe in ge-
wiſſen Faͤllen auch noch auf eine ungleich hoͤhere, we-
ſentlichere Art zu aͤußern. Aber gewoͤhnlich iſt ſeine
ganze Wirkſamkeit auf materielles Erkennen und Bil-
den beſchraͤnkt und zwar bloß in den Grenzen ſeines
materiellen Organismus, waͤhrend noch im Thierreich,
z. B. bey den mit Kunſttrieben verſehenen Inſekten,
freylich nur auf eine hoͤchſt unvollkommene Weiſe, je-
nes Produciren nicht in dem Umfange des Leibes ein-
geſchloſſen iſt, ſondern uͤber dieſen hinausgeht.
Jene Beſchraͤnkung iſt dadurch entſtanden, daß
die Liebe der menſchlichen Natur ihren urſpruͤnglichen
Gegenſtand verlaſſen, und ſie auf einen ihrem Be-
duͤrfniſſe wenig genuͤgenden Vorwurf — auf das Be-
ſondere, auf ihr eigenes Selbſt gewendet. Erſt hier-
durch iſt die Thaͤtigkeit jenes urſpruͤnglich ſchoͤpferiſchen
Vermoͤgens, ein beſtaͤndiger Zerſtoͤrungsprozeß gewor-
den, welcher alles zerſtoͤrt, was in ſeinen Kreis koͤmmt
und ſich ſeiner Prinzipien bemaͤchtiget. — Vergeblich!
eine ſolche ſeinem Weſen unnatuͤrliche Richtung vermag
nicht bleibend zu werden, jener zerſtoͤrend-bildends
Trieb, wenn er alles zerlegt hat, was in dem Capa-
citaͤtsumfange ſeiner (toͤdtenden) Liebe gelegen, wendet
ſich zuletzt gegen ſich ſelber, und zerſtoͤrt ſein eigenes
Werk, ſo daß auch hier Hunger und Tod ſynonym
erſcheinen.
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