Schubert, Gotthilf Heinrich von: Die Symbolik des Traumes. Bamberg, 1814.nicht hie und da öfter solche Abbreviaturen angebracht Unserer gemeinen teleologischen Ansicht spottet schon Eine höhere, aber auch nicht durchaus genügende gegen-
nicht hie und da oͤfter ſolche Abbreviaturen angebracht Unſerer gemeinen teleologiſchen Anſicht ſpottet ſchon Eine hoͤhere, aber auch nicht durchaus genuͤgende gegen-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="26"/> nicht hie und da oͤfter ſolche Abbreviaturen angebracht<lb/> ſind? um ſo mehr da auch von einer andern Seite,<lb/> wie ſchon der ſeynſollende Gotteslaͤugner Vanini am<lb/> Scheiterhaufen ſtehend ſagte, die Betrachtung eines<lb/> bloßen Strohhalmes Beweiſe genug fuͤr das Daſeyn<lb/> eines Gottes geben koͤnnte.</p><lb/> <p>Unſerer gemeinen teleologiſchen Anſicht ſpottet ſchon<lb/> in altes Buch, welches fragt: „meynſt du das Ein-<lb/> ehorn werde dir dienen, und werde bleiben an deiner<lb/> Krippe?‟ oder: „kannſt du den Leviathan ziehen mit<lb/> einem Hamen,‟ … meyneſt du, die Geſellſchaften<lb/> werden ihn zerſchneiden, daß er unter die Kaufleute<lb/> zertheilet wird? „und es widerſpricht ihr die ganze<lb/> Bildungsgeſchichte des Menſchen. Dieſe, weit ent-<lb/> fernt, der Annahme einer ſolchen epicuriſchen Fuͤrſorge,<lb/> welche die ganze Natur nur zur Beluſtigung unſerer<lb/> Sinne hervorgerufen, das Wort zu reden, hat viel-<lb/> mehr von jeher von einer hoͤheren Beſtimmung des<lb/> Menſchen als jener des ſinnlichen Genuſſes geſprochen,<lb/> und der Weg zu der urſpruͤnglichen Region unſeres<lb/> Gemuͤths, gehet durch Abgeſchiedenheit und Ent-<lb/> bloͤßung von allem Sinnlichen. Ueberhaupt ſcheinet<lb/> nach allem nicht der ſinnliche Menſch, und die Be-<lb/> friedigung ſeines niederen Beduͤrfniſſes, ſondern der<lb/> geiſtige und ſeine Ausbildung, Hauptaugenmerk der<lb/> ſchaffenden Natur geweſen zu ſeyn.</p><lb/> <p>Eine hoͤhere, aber auch nicht durchaus genuͤgende<lb/> teleologiſche Anſicht, iſt die aus der allgemeinen Noth-<lb/> wendigkeit des Gegenſatzes hergeleitete, nach welcher<lb/> ein Gegenſatz nicht da ſeyn koͤnnte ohne den ihm<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gegen-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
nicht hie und da oͤfter ſolche Abbreviaturen angebracht
ſind? um ſo mehr da auch von einer andern Seite,
wie ſchon der ſeynſollende Gotteslaͤugner Vanini am
Scheiterhaufen ſtehend ſagte, die Betrachtung eines
bloßen Strohhalmes Beweiſe genug fuͤr das Daſeyn
eines Gottes geben koͤnnte.
Unſerer gemeinen teleologiſchen Anſicht ſpottet ſchon
in altes Buch, welches fragt: „meynſt du das Ein-
ehorn werde dir dienen, und werde bleiben an deiner
Krippe?‟ oder: „kannſt du den Leviathan ziehen mit
einem Hamen,‟ … meyneſt du, die Geſellſchaften
werden ihn zerſchneiden, daß er unter die Kaufleute
zertheilet wird? „und es widerſpricht ihr die ganze
Bildungsgeſchichte des Menſchen. Dieſe, weit ent-
fernt, der Annahme einer ſolchen epicuriſchen Fuͤrſorge,
welche die ganze Natur nur zur Beluſtigung unſerer
Sinne hervorgerufen, das Wort zu reden, hat viel-
mehr von jeher von einer hoͤheren Beſtimmung des
Menſchen als jener des ſinnlichen Genuſſes geſprochen,
und der Weg zu der urſpruͤnglichen Region unſeres
Gemuͤths, gehet durch Abgeſchiedenheit und Ent-
bloͤßung von allem Sinnlichen. Ueberhaupt ſcheinet
nach allem nicht der ſinnliche Menſch, und die Be-
friedigung ſeines niederen Beduͤrfniſſes, ſondern der
geiſtige und ſeine Ausbildung, Hauptaugenmerk der
ſchaffenden Natur geweſen zu ſeyn.
Eine hoͤhere, aber auch nicht durchaus genuͤgende
teleologiſche Anſicht, iſt die aus der allgemeinen Noth-
wendigkeit des Gegenſatzes hergeleitete, nach welcher
ein Gegenſatz nicht da ſeyn koͤnnte ohne den ihm
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