Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.leichte Sache für einen Monarchen, dessen Angst vor der Hölle im Kampfe war mit seiner Liebe für Jeanne Bequs, Gräfin Du Barry. Er hing mehr an ihr, als an allen ihren Vorgängerinnen, mehr als an der schwärmerischen Madame de Mailly und der pikanten Madame de Vintimille und der schönen, stolzen Chateauroux, mehr, hundertmal mehr als an der gelehrten, kalten, herrschsüchtigen Madame de Pompadour, deren irdischen Überresten er, da selbe an einem häßlichen Regentage das Schloß verließen, nichts als die Worte nachzurufen wußte: "Pauvre Marquise, elle a un bien mauvais temps!" Es liegt etwas von supremster, ausgleichender Schicksalsironie in dieser Leidenschaft des hochmüthigsten aller Bourbonen für die Tochter des Pöbels - in dieser Demüthigung des gesalbten Hauptes vor der Hefe von Paris! Vielleicht hatte er mitunter eine Ahnung davon, daß Jeanne Bequs in Versailles den Weg bahnte für die Fischweiber des vierten October. Aber: "Cela durera aussi longtemps que moi!" - mit diesem Wort, das ein ebenso beredtes leichte Sache für einen Monarchen, dessen Angst vor der Hölle im Kampfe war mit seiner Liebe für Jeanne Bequs, Gräfin Du Barry. Er hing mehr an ihr, als an allen ihren Vorgängerinnen, mehr als an der schwärmerischen Madame de Mailly und der pikanten Madame de Vintimille und der schönen, stolzen Chateauroux, mehr, hundertmal mehr als an der gelehrten, kalten, herrschsüchtigen Madame de Pompadour, deren irdischen Überresten er, da selbe an einem häßlichen Regentage das Schloß verließen, nichts als die Worte nachzurufen wußte: „Pauvre Marquise, elle a un bien mauvais temps!“ Es liegt etwas von supremster, ausgleichender Schicksalsironie in dieser Leidenschaft des hochmüthigsten aller Bourbonen für die Tochter des Pöbels – in dieser Demüthigung des gesalbten Hauptes vor der Hefe von Paris! Vielleicht hatte er mitunter eine Ahnung davon, daß Jeanne Bequs in Versailles den Weg bahnte für die Fischweiber des vierten October. Aber: „Cela durera aussi longtemps que moi!“ – mit diesem Wort, das ein ebenso beredtes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="13"/> leichte Sache für einen Monarchen, dessen Angst vor der Hölle im Kampfe war mit seiner Liebe für Jeanne Bequs, Gräfin Du Barry.</p> <p>Er hing mehr an ihr, als an allen ihren Vorgängerinnen, mehr als an der schwärmerischen Madame de Mailly und der pikanten Madame de Vintimille und der schönen, stolzen Chateauroux, mehr, hundertmal mehr als an der gelehrten, kalten, herrschsüchtigen Madame de Pompadour, deren irdischen Überresten er, da selbe an einem häßlichen Regentage das Schloß verließen, nichts als die Worte nachzurufen wußte: <hi rendition="#aq">„Pauvre Marquise, elle a un bien mauvais temps!“</hi></p> <p>Es liegt etwas von supremster, ausgleichender Schicksalsironie in dieser Leidenschaft des hochmüthigsten aller Bourbonen für die Tochter des Pöbels – in dieser Demüthigung des gesalbten Hauptes vor der Hefe von Paris!</p> <p>Vielleicht hatte er mitunter eine Ahnung davon, daß Jeanne Bequs in Versailles den Weg bahnte für die Fischweiber des vierten October. Aber: <hi rendition="#aq">„Cela durera aussi longtemps que moi!“</hi> – mit diesem Wort, das ein ebenso beredtes </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0013]
leichte Sache für einen Monarchen, dessen Angst vor der Hölle im Kampfe war mit seiner Liebe für Jeanne Bequs, Gräfin Du Barry.
Er hing mehr an ihr, als an allen ihren Vorgängerinnen, mehr als an der schwärmerischen Madame de Mailly und der pikanten Madame de Vintimille und der schönen, stolzen Chateauroux, mehr, hundertmal mehr als an der gelehrten, kalten, herrschsüchtigen Madame de Pompadour, deren irdischen Überresten er, da selbe an einem häßlichen Regentage das Schloß verließen, nichts als die Worte nachzurufen wußte: „Pauvre Marquise, elle a un bien mauvais temps!“
Es liegt etwas von supremster, ausgleichender Schicksalsironie in dieser Leidenschaft des hochmüthigsten aller Bourbonen für die Tochter des Pöbels – in dieser Demüthigung des gesalbten Hauptes vor der Hefe von Paris!
Vielleicht hatte er mitunter eine Ahnung davon, daß Jeanne Bequs in Versailles den Weg bahnte für die Fischweiber des vierten October. Aber: „Cela durera aussi longtemps que moi!“ – mit diesem Wort, das ein ebenso beredtes
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |