Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.hören, hätte ihm antworten können, und wieder bückte er sich nach einem Kieselstein, aber unschlüssig wog er ihn in der Hand, ließ ihn dann sinken. Er fand den Muth nicht, das Orakel zu befragen; die Sache ging ihm zu nah. - - - Halb zwei ... dreiviertel zwei - wie lang der König zum Sterben braucht! - Wird denn die Sache kein Ende nehmen! - In der langen Spiegelgalerie, die zu den inneren Gemächern des Königs führt, stehen die Cavaliere unschlüssig da und dort, vereinzelt oder in kleinen Gruppen, erzählen einander von den Schrecken, der Abscheulichkeit des königlichen Siechthums, erwähnen achselzuckend der Unglücklichen, welche der Ansteckung zum Opfer gefallen sind, schütteln mit einem schlechten Witz ihre Angst ab, dann, über ihre Schultern nach indiscreten Lauschern ausspähend, fragen sie einander halblaut, ob etwa der Tod des Monarchen den verbannten Choiseul wieder ans Ruder bringen dürfte, und was wohl mit der Du Barry werden wird ... Sie war ein guter Narr trotz Allem ...! hören, hätte ihm antworten können, und wieder bückte er sich nach einem Kieselstein, aber unschlüssig wog er ihn in der Hand, ließ ihn dann sinken. Er fand den Muth nicht, das Orakel zu befragen; die Sache ging ihm zu nah. - - - Halb zwei … dreiviertel zwei – wie lang der König zum Sterben braucht! – Wird denn die Sache kein Ende nehmen! – In der langen Spiegelgalerie, die zu den inneren Gemächern des Königs führt, stehen die Cavaliere unschlüssig da und dort, vereinzelt oder in kleinen Gruppen, erzählen einander von den Schrecken, der Abscheulichkeit des königlichen Siechthums, erwähnen achselzuckend der Unglücklichen, welche der Ansteckung zum Opfer gefallen sind, schütteln mit einem schlechten Witz ihre Angst ab, dann, über ihre Schultern nach indiscreten Lauschern ausspähend, fragen sie einander halblaut, ob etwa der Tod des Monarchen den verbannten Choiseul wieder ans Ruder bringen dürfte, und was wohl mit der Du Barry werden wird ... Sie war ein guter Narr trotz Allem ...! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="26"/> hören, hätte ihm antworten können, und wieder bückte er sich nach einem Kieselstein, aber unschlüssig wog er ihn in der Hand, ließ ihn dann sinken. Er fand den Muth nicht, das Orakel zu befragen; die Sache ging ihm zu nah.</p> <p rendition="#c">- - -</p> <p>Halb zwei … dreiviertel zwei – wie lang der König zum Sterben braucht! – Wird denn die Sache kein Ende nehmen! –</p> <p>In der langen Spiegelgalerie, die zu den inneren Gemächern des Königs führt, stehen die Cavaliere unschlüssig da und dort, vereinzelt oder in kleinen Gruppen, erzählen einander von den Schrecken, der Abscheulichkeit des königlichen Siechthums, erwähnen achselzuckend der Unglücklichen, welche der Ansteckung zum Opfer gefallen sind, schütteln mit einem schlechten Witz ihre Angst ab, dann, über ihre Schultern nach indiscreten Lauschern ausspähend, fragen sie einander halblaut, ob etwa der Tod des Monarchen den verbannten Choiseul wieder ans Ruder bringen dürfte, und was wohl mit der Du Barry werden wird ... Sie war ein guter Narr trotz Allem ...!</p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
hören, hätte ihm antworten können, und wieder bückte er sich nach einem Kieselstein, aber unschlüssig wog er ihn in der Hand, ließ ihn dann sinken. Er fand den Muth nicht, das Orakel zu befragen; die Sache ging ihm zu nah.
- - -
Halb zwei … dreiviertel zwei – wie lang der König zum Sterben braucht! – Wird denn die Sache kein Ende nehmen! –
In der langen Spiegelgalerie, die zu den inneren Gemächern des Königs führt, stehen die Cavaliere unschlüssig da und dort, vereinzelt oder in kleinen Gruppen, erzählen einander von den Schrecken, der Abscheulichkeit des königlichen Siechthums, erwähnen achselzuckend der Unglücklichen, welche der Ansteckung zum Opfer gefallen sind, schütteln mit einem schlechten Witz ihre Angst ab, dann, über ihre Schultern nach indiscreten Lauschern ausspähend, fragen sie einander halblaut, ob etwa der Tod des Monarchen den verbannten Choiseul wieder ans Ruder bringen dürfte, und was wohl mit der Du Barry werden wird ... Sie war ein guter Narr trotz Allem ...!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |