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Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.

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wird, sich in den Hüften wiegt und ans Fenster tritt. -

Monsieur d'Artois, schön, schlank, der letzte Ritter dieses ohnehin schwindenden Geschlechts - ein Ritter, der freilich stark mit dem Dandy versetzt ist - hat vollauf damit zu thun, sich eine anständig bekümmerte Physiognomie abzuzwingen. Er richtet die Augen auf die Kaminuhr, ein possierlich Spielzeug, welches die Prinzessin von Lamballe Marie Antoinette zum Hochzeitsgeschenk verehrt hat, weshalb es mit den Emblemen der Liebe und Treue geschmückt ist - Liebe und Treue, personificirt durch ein nacktes Knäblein, das ein Hündchen aufwarten lehrt.

Monsieur d'Artois spöttelt darüber, daß der Liebe die Flügel fehlen, und findet, daß es "bien trouve" sei, die Treue in Form eines sehr decrepiden Hundes darzustellen, der nicht mehr laufen kann.

Marie Antoinette hält sich lachend das Taschentuch an die Lippen. Ach, aber was lacht man nicht, wenn man ermüdet ist von viertägigem Ernst! Der Dauphin zuckt unzufrieden mit den

wird, sich in den Hüften wiegt und ans Fenster tritt. –

Monsieur d’Artois, schön, schlank, der letzte Ritter dieses ohnehin schwindenden Geschlechts – ein Ritter, der freilich stark mit dem Dandy versetzt ist – hat vollauf damit zu thun, sich eine anständig bekümmerte Physiognomie abzuzwingen. Er richtet die Augen auf die Kaminuhr, ein possierlich Spielzeug, welches die Prinzessin von Lamballe Marie Antoinette zum Hochzeitsgeschenk verehrt hat, weshalb es mit den Emblemen der Liebe und Treue geschmückt ist – Liebe und Treue, personificirt durch ein nacktes Knäblein, das ein Hündchen aufwarten lehrt.

Monsieur d’Artois spöttelt darüber, daß der Liebe die Flügel fehlen, und findet, daß es „bien trouvé“ sei, die Treue in Form eines sehr decrepiden Hundes darzustellen, der nicht mehr laufen kann.

Marie Antoinette hält sich lachend das Taschentuch an die Lippen. Ach, aber was lacht man nicht, wenn man ermüdet ist von viertägigem Ernst! Der Dauphin zuckt unzufrieden mit den

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[28/0028] wird, sich in den Hüften wiegt und ans Fenster tritt. – Monsieur d’Artois, schön, schlank, der letzte Ritter dieses ohnehin schwindenden Geschlechts – ein Ritter, der freilich stark mit dem Dandy versetzt ist – hat vollauf damit zu thun, sich eine anständig bekümmerte Physiognomie abzuzwingen. Er richtet die Augen auf die Kaminuhr, ein possierlich Spielzeug, welches die Prinzessin von Lamballe Marie Antoinette zum Hochzeitsgeschenk verehrt hat, weshalb es mit den Emblemen der Liebe und Treue geschmückt ist – Liebe und Treue, personificirt durch ein nacktes Knäblein, das ein Hündchen aufwarten lehrt. Monsieur d’Artois spöttelt darüber, daß der Liebe die Flügel fehlen, und findet, daß es „bien trouvé“ sei, die Treue in Form eines sehr decrepiden Hundes darzustellen, der nicht mehr laufen kann. Marie Antoinette hält sich lachend das Taschentuch an die Lippen. Ach, aber was lacht man nicht, wenn man ermüdet ist von viertägigem Ernst! Der Dauphin zuckt unzufrieden mit den

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Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/28>, abgerufen am 21.11.2024.