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Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.

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in Frankreich, als um die Zeit, da Voltaire regierte und Ludwig XV. auf dem Throne saß. "Es wird Mancherlei schwer zu erreichen sein unter dem neuen König mit seinem unschlüssig zitternden Doppelkinn, seinen ängstlich gewissenhaften Augen!" Das sagt sich der Vicomte de Letoriere, während er in seinem Pariser Appartement, in seinen Kissen ruhend, zwischen den blaßgelben Brocat-Vorhängen seines Bettes zu der von Boucher gemalten Zimmerdecke emporblickt, aus der Paris Venus den Apfel reicht.

Er lächelt noch immer über die Kleinlichkeit der Menschen - aber er grämt sich nicht mehr darüber. Trotz einer lebensgefährlichen Wunde, die er unlängst bei einem Zweikampf davon getragen, und der er es verdankt, das Bett hüten zu müssen, blickt er in die Zukunft königlich sicher, wie das Sonntagskind, das er ist - ein Sonntagskind, dem das Schicksal noch keinen Wunsch abgeschlagen. Halt ... doch einen! Den Wunsch, einen an den schwarzen Blattern erkrankten König pflegen zu dürfen!

"Ein sonderbarer Wunsch war's in der That,"

in Frankreich, als um die Zeit, da Voltaire regierte und Ludwig XV. auf dem Throne saß. „Es wird Mancherlei schwer zu erreichen sein unter dem neuen König mit seinem unschlüssig zitternden Doppelkinn, seinen ängstlich gewissenhaften Augen!“ Das sagt sich der Vicomte de Letorière, während er in seinem Pariser Appartement, in seinen Kissen ruhend, zwischen den blaßgelben Brocat-Vorhängen seines Bettes zu der von Boucher gemalten Zimmerdecke emporblickt, aus der Paris Venus den Apfel reicht.

Er lächelt noch immer über die Kleinlichkeit der Menschen – aber er grämt sich nicht mehr darüber. Trotz einer lebensgefährlichen Wunde, die er unlängst bei einem Zweikampf davon getragen, und der er es verdankt, das Bett hüten zu müssen, blickt er in die Zukunft königlich sicher, wie das Sonntagskind, das er ist – ein Sonntagskind, dem das Schicksal noch keinen Wunsch abgeschlagen. Halt … doch einen! Den Wunsch, einen an den schwarzen Blattern erkrankten König pflegen zu dürfen!

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[35/0035] in Frankreich, als um die Zeit, da Voltaire regierte und Ludwig XV. auf dem Throne saß. „Es wird Mancherlei schwer zu erreichen sein unter dem neuen König mit seinem unschlüssig zitternden Doppelkinn, seinen ängstlich gewissenhaften Augen!“ Das sagt sich der Vicomte de Letorière, während er in seinem Pariser Appartement, in seinen Kissen ruhend, zwischen den blaßgelben Brocat-Vorhängen seines Bettes zu der von Boucher gemalten Zimmerdecke emporblickt, aus der Paris Venus den Apfel reicht. Er lächelt noch immer über die Kleinlichkeit der Menschen – aber er grämt sich nicht mehr darüber. Trotz einer lebensgefährlichen Wunde, die er unlängst bei einem Zweikampf davon getragen, und der er es verdankt, das Bett hüten zu müssen, blickt er in die Zukunft königlich sicher, wie das Sonntagskind, das er ist – ein Sonntagskind, dem das Schicksal noch keinen Wunsch abgeschlagen. Halt … doch einen! Den Wunsch, einen an den schwarzen Blattern erkrankten König pflegen zu dürfen! „Ein sonderbarer Wunsch war’s in der That,“

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Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/35>, abgerufen am 21.11.2024.