Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.Reihe stand seine Braut und hatte die Augen auf ihn gerichtet voll Mitleid und Liebe. Sie stand da, ohne zu schwanken, bis sie ihm die Schlinge zuzogen um den Hals. Dann brach sie bewußtlos zusammen. Das Antlitz des Gehenkten aber blieb noch im Tode von einem seligen Lächeln verklärt. "So! Das ist die ganze Geschichte der Schwester Maria Angelique - eine sehr traurige Geschichte ist's, und ich habe unsere gute Schwester sehr gern - aber ..." Gabrielle de Rohan, eine Jugendgespielin und nahe Verwandte Julie's ist es, die mit diesen Worten den Bericht abbricht, welchen sie der Freundin abgestattet. Eine Leidensschwester der Prinzessin, ist sie gleich ihr einer, ihrer Familie unliebsamen Neigung wegen zeitweilig zu klösterlicher Verbannung verurtheilt worden. Die verwöhnten kleinen Schönheiten seufzen mit einander manch' herzzerreißendes Duett über die Traurigkeit ihres Exils, obzwar wohl selten irgend einem Verbannten seine Existenz hätte angenehmer gestaltet werden können als ihnen. Reihe stand seine Braut und hatte die Augen auf ihn gerichtet voll Mitleid und Liebe. Sie stand da, ohne zu schwanken, bis sie ihm die Schlinge zuzogen um den Hals. Dann brach sie bewußtlos zusammen. Das Antlitz des Gehenkten aber blieb noch im Tode von einem seligen Lächeln verklärt. „So! Das ist die ganze Geschichte der Schwester Maria Angélique – eine sehr traurige Geschichte ist’s, und ich habe unsere gute Schwester sehr gern – aber …“ Gabrielle de Rohan, eine Jugendgespielin und nahe Verwandte Julie’s ist es, die mit diesen Worten den Bericht abbricht, welchen sie der Freundin abgestattet. Eine Leidensschwester der Prinzessin, ist sie gleich ihr einer, ihrer Familie unliebsamen Neigung wegen zeitweilig zu klösterlicher Verbannung verurtheilt worden. Die verwöhnten kleinen Schönheiten seufzen mit einander manch’ herzzerreißendes Duett über die Traurigkeit ihres Exils, obzwar wohl selten irgend einem Verbannten seine Existenz hätte angenehmer gestaltet werden können als ihnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0064" n="64"/> Reihe stand seine Braut und hatte die Augen auf ihn gerichtet voll Mitleid und Liebe.</p> <p>Sie stand da, ohne zu schwanken, bis sie ihm die Schlinge zuzogen um den Hals. Dann brach sie bewußtlos zusammen.</p> <p>Das Antlitz des Gehenkten aber blieb noch im Tode von einem seligen Lächeln verklärt.</p> <p>„So! Das ist die ganze Geschichte der Schwester Maria Angélique – eine sehr traurige Geschichte ist’s, und ich habe unsere gute Schwester sehr gern – aber …“</p> <p>Gabrielle de Rohan, eine Jugendgespielin und nahe Verwandte Julie’s ist es, die mit diesen Worten den Bericht abbricht, welchen sie der Freundin abgestattet.</p> <p>Eine Leidensschwester der Prinzessin, ist sie gleich ihr einer, ihrer Familie unliebsamen Neigung wegen zeitweilig zu klösterlicher Verbannung verurtheilt worden. Die verwöhnten kleinen Schönheiten seufzen mit einander manch’ herzzerreißendes Duett über die Traurigkeit ihres Exils, obzwar wohl selten irgend einem Verbannten seine Existenz hätte angenehmer gestaltet werden können als ihnen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0064]
Reihe stand seine Braut und hatte die Augen auf ihn gerichtet voll Mitleid und Liebe.
Sie stand da, ohne zu schwanken, bis sie ihm die Schlinge zuzogen um den Hals. Dann brach sie bewußtlos zusammen.
Das Antlitz des Gehenkten aber blieb noch im Tode von einem seligen Lächeln verklärt.
„So! Das ist die ganze Geschichte der Schwester Maria Angélique – eine sehr traurige Geschichte ist’s, und ich habe unsere gute Schwester sehr gern – aber …“
Gabrielle de Rohan, eine Jugendgespielin und nahe Verwandte Julie’s ist es, die mit diesen Worten den Bericht abbricht, welchen sie der Freundin abgestattet.
Eine Leidensschwester der Prinzessin, ist sie gleich ihr einer, ihrer Familie unliebsamen Neigung wegen zeitweilig zu klösterlicher Verbannung verurtheilt worden. Die verwöhnten kleinen Schönheiten seufzen mit einander manch’ herzzerreißendes Duett über die Traurigkeit ihres Exils, obzwar wohl selten irgend einem Verbannten seine Existenz hätte angenehmer gestaltet werden können als ihnen.
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