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Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887.

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bräche mir auf der Stelle, und mein Kummer zöge mich zu ihm ins Grab!"

"Liebst Du ihn wirklich so leidenschaftlich?"

"Ich - ihn?" Julie sieht die Freundin ob der Frage staunend, aus großen, von Zärtlichkeit verklärten Augen an.

"Das ist sehr traurig, denn heirathen kannst Du ihn doch nicht; eine Verbindung zwischen Deiner Familie und dem Sieur de Letoriere ist ja absolut unmöglich."

"Er ist verwandt mit dem Braunschweiger Herrscherhause," sagt Julie, etwas ärgerlich die Lippe verschiebend.

"Oh, durch seine Urgroßtante d'Olbreuse, das ist eine Verwandtschaft, auf die er sich lieber nichts einbilden sollte," versichert Gabrielle. "Sie war eine hübsche Abenteurerin, von deren Familie Niemand etwas wußte, und deren Persönlichkeit man längst völlig vergessen hätte, wenn es ihr nicht gelungen wäre, irgend einen Einfaltspinsel von deutschem Herzog zum Altar zu schleppen. Es thut mir sehr leid, Dir das sagen zu müssen, aber ich weiß es aus sicherer Quelle. Übrigens hat

bräche mir auf der Stelle, und mein Kummer zöge mich zu ihm ins Grab!“

„Liebst Du ihn wirklich so leidenschaftlich?“

„Ich – ihn?“ Julie sieht die Freundin ob der Frage staunend, aus großen, von Zärtlichkeit verklärten Augen an.

„Das ist sehr traurig, denn heirathen kannst Du ihn doch nicht; eine Verbindung zwischen Deiner Familie und dem Sieur de Letorière ist ja absolut unmöglich.“

„Er ist verwandt mit dem Braunschweiger Herrscherhause,“ sagt Julie, etwas ärgerlich die Lippe verschiebend.

„Oh, durch seine Urgroßtante d’Olbreuse, das ist eine Verwandtschaft, auf die er sich lieber nichts einbilden sollte,“ versichert Gabrielle. „Sie war eine hübsche Abenteurerin, von deren Familie Niemand etwas wußte, und deren Persönlichkeit man längst völlig vergessen hätte, wenn es ihr nicht gelungen wäre, irgend einen Einfaltspinsel von deutschem Herzog zum Altar zu schleppen. Es thut mir sehr leid, Dir das sagen zu müssen, aber ich weiß es aus sicherer Quelle. Übrigens hat

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[67/0067] bräche mir auf der Stelle, und mein Kummer zöge mich zu ihm ins Grab!“ „Liebst Du ihn wirklich so leidenschaftlich?“ „Ich – ihn?“ Julie sieht die Freundin ob der Frage staunend, aus großen, von Zärtlichkeit verklärten Augen an. „Das ist sehr traurig, denn heirathen kannst Du ihn doch nicht; eine Verbindung zwischen Deiner Familie und dem Sieur de Letorière ist ja absolut unmöglich.“ „Er ist verwandt mit dem Braunschweiger Herrscherhause,“ sagt Julie, etwas ärgerlich die Lippe verschiebend. „Oh, durch seine Urgroßtante d’Olbreuse, das ist eine Verwandtschaft, auf die er sich lieber nichts einbilden sollte,“ versichert Gabrielle. „Sie war eine hübsche Abenteurerin, von deren Familie Niemand etwas wußte, und deren Persönlichkeit man längst völlig vergessen hätte, wenn es ihr nicht gelungen wäre, irgend einen Einfaltspinsel von deutschem Herzog zum Altar zu schleppen. Es thut mir sehr leid, Dir das sagen zu müssen, aber ich weiß es aus sicherer Quelle. Übrigens hat

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Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_etiquette_1887/67>, abgerufen am 21.11.2024.