Schubin, Ossip: Etiquette. Eine Rococo-Arabeske. Berlin, 1887."Oh doch, doch, und mich gebeten, ihm eine Antwort zurückzubringen noch diesen Abend. Wo ist nur das Briefchen? ... Ich habe es gut versteckt ... da ..." und sie zieht es aus ihrem Busen. Julie entfaltet das Briefchen hastig, liest - ihr, einer großen zärtlichen Freude entgegen lächelndes Antlitz verfärbt sich, ihre Lippen zittern, die Thränen treten in ihre Augen. Das Schreiben lautet: "Madame! Wollen Sie mir denn immer noch nicht die Gnade eines kurzen Wiedersehens vergönnen? Ich bitte Sie darum auf den Knieen. Erlauben Sie mir, Sie heute an dem Ort, welchen Ihnen Nanon angeben wird, zu erwarten, und gewähren Sie mir endlich die Freude, Sie zu sehen, den Trost, von Ihren Lippen zu hören, daß Sie treu zu mir halten wollen trotz aller Hindernisse, welche das Schicksal unserer Vereinigung in den Weg legt. Versagen Sie mir diese Gnade, dann werde ich wissen, daß Ihr Gefühl für mich sich verflüchtigt, daß Sie überhaupt nur ein tändelndes Spiel mit „Oh doch, doch, und mich gebeten, ihm eine Antwort zurückzubringen noch diesen Abend. Wo ist nur das Briefchen? … Ich habe es gut versteckt … da …“ und sie zieht es aus ihrem Busen. Julie entfaltet das Briefchen hastig, liest – ihr, einer großen zärtlichen Freude entgegen lächelndes Antlitz verfärbt sich, ihre Lippen zittern, die Thränen treten in ihre Augen. Das Schreiben lautet: „Madame! Wollen Sie mir denn immer noch nicht die Gnade eines kurzen Wiedersehens vergönnen? Ich bitte Sie darum auf den Knieen. Erlauben Sie mir, Sie heute an dem Ort, welchen Ihnen Nanon angeben wird, zu erwarten, und gewähren Sie mir endlich die Freude, Sie zu sehen, den Trost, von Ihren Lippen zu hören, daß Sie treu zu mir halten wollen trotz aller Hindernisse, welche das Schicksal unserer Vereinigung in den Weg legt. Versagen Sie mir diese Gnade, dann werde ich wissen, daß Ihr Gefühl für mich sich verflüchtigt, daß Sie überhaupt nur ein tändelndes Spiel mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0073" n="73"/> <p>„Oh doch, doch, und mich gebeten, ihm eine Antwort zurückzubringen noch diesen Abend. Wo ist nur das Briefchen? … Ich habe es gut versteckt … da …“ und sie zieht es aus ihrem Busen.</p> <p>Julie entfaltet das Briefchen hastig, liest – ihr, einer großen zärtlichen Freude entgegen lächelndes Antlitz verfärbt sich, ihre Lippen zittern, die Thränen treten in ihre Augen. Das Schreiben lautet:</p> <p rendition="#et">„Madame!</p> <p>Wollen Sie mir denn immer noch nicht die Gnade eines kurzen Wiedersehens vergönnen? Ich bitte Sie darum auf den Knieen. Erlauben Sie mir, Sie heute an dem Ort, welchen Ihnen Nanon angeben wird, zu erwarten, und gewähren Sie mir endlich die Freude, Sie zu sehen, den Trost, von Ihren Lippen zu hören, daß Sie treu zu mir halten wollen trotz aller Hindernisse, welche das Schicksal unserer Vereinigung in den Weg legt. Versagen Sie mir diese Gnade, dann werde ich wissen, daß Ihr Gefühl für mich sich verflüchtigt, daß Sie überhaupt nur ein tändelndes Spiel mit </p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0073]
„Oh doch, doch, und mich gebeten, ihm eine Antwort zurückzubringen noch diesen Abend. Wo ist nur das Briefchen? … Ich habe es gut versteckt … da …“ und sie zieht es aus ihrem Busen.
Julie entfaltet das Briefchen hastig, liest – ihr, einer großen zärtlichen Freude entgegen lächelndes Antlitz verfärbt sich, ihre Lippen zittern, die Thränen treten in ihre Augen. Das Schreiben lautet:
„Madame!
Wollen Sie mir denn immer noch nicht die Gnade eines kurzen Wiedersehens vergönnen? Ich bitte Sie darum auf den Knieen. Erlauben Sie mir, Sie heute an dem Ort, welchen Ihnen Nanon angeben wird, zu erwarten, und gewähren Sie mir endlich die Freude, Sie zu sehen, den Trost, von Ihren Lippen zu hören, daß Sie treu zu mir halten wollen trotz aller Hindernisse, welche das Schicksal unserer Vereinigung in den Weg legt. Versagen Sie mir diese Gnade, dann werde ich wissen, daß Ihr Gefühl für mich sich verflüchtigt, daß Sie überhaupt nur ein tändelndes Spiel mit
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