Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

"Eine Sensenheim," erwiderte ihm ein lustiger Lieutenant - Graf Bärenburg -, und halblaut, so daß die neben ihm sitzenden Kameraden es hören konnten, murmelte er vor sich hin: "Den Kerl kauf' ich mir noch einmal - der Kerl muß 'raus!"

Damit meinte er: heraus aus dem Offizierscorps, und die Kameraden gaben ihm im stillen recht.

Indessen fragte Märzfeld, der sich trotz all seiner aristokratischen Prätensionen im "Gotha" nicht auskannte: "Eine - Komtesse Sensenheim?"

"Ja, entschiedene Komtesse ... Komtesse Theres Sensenheim - kannst dich beruhigen!" versicherte Bärenburg. "Mutter eine Donnersberg ... Ich sollt's wissen, da sie und meine Mama Schwestern sind."

Theres Sensenheim! Bei dem Namen zuckte der Oberst zusammen. Wieder griff er nach dem Brief und hielt ihn diesmal etwas näher an sein Gesicht. Ein schwacher, aber sehr eigenartiger Wohlgeruch entströmte dem dicken Papier. Die Schrift kannte der alte Reitersmann nicht, aber den Duft. Mit einemmal war's ihm, als ob der Herbstwind den Weg ins Zimmer gefunden hätte durch unsichtbare Ritzen in der Wand.

"Hm! Weshalb hat er sich eigentlich von den Windischgrätzern versetzen lassen? Bei den Kaiserhusaren war er auch schon," brummte der dicke Major Falb.

„Eine Sensenheim,“ erwiderte ihm ein lustiger Lieutenant – Graf Bärenburg –, und halblaut, so daß die neben ihm sitzenden Kameraden es hören konnten, murmelte er vor sich hin: „Den Kerl kauf’ ich mir noch einmal – der Kerl muß ’raus!“

Damit meinte er: heraus aus dem Offizierscorps, und die Kameraden gaben ihm im stillen recht.

Indessen fragte Märzfeld, der sich trotz all seiner aristokratischen Prätensionen im „Gotha“ nicht auskannte: „Eine – Komtesse Sensenheim?“

„Ja, entschiedene Komtesse … Komtesse Theres Sensenheim – kannst dich beruhigen!“ versicherte Bärenburg. „Mutter eine Donnersberg … Ich sollt’s wissen, da sie und meine Mama Schwestern sind.“

Theres Sensenheim! Bei dem Namen zuckte der Oberst zusammen. Wieder griff er nach dem Brief und hielt ihn diesmal etwas näher an sein Gesicht. Ein schwacher, aber sehr eigenartiger Wohlgeruch entströmte dem dicken Papier. Die Schrift kannte der alte Reitersmann nicht, aber den Duft. Mit einemmal war’s ihm, als ob der Herbstwind den Weg ins Zimmer gefunden hätte durch unsichtbare Ritzen in der Wand.

„Hm! Weshalb hat er sich eigentlich von den Windischgrätzern versetzen lassen? Bei den Kaiserhusaren war er auch schon,“ brummte der dicke Major Falb.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0011" n="10"/>
        <p>&#x201E;Eine Sensenheim,&#x201C; erwiderte ihm ein lustiger Lieutenant &#x2013; Graf Bärenburg &#x2013;, und halblaut, so daß die neben ihm sitzenden Kameraden es hören konnten, murmelte er vor sich hin: &#x201E;Den Kerl kauf&#x2019; ich mir noch einmal &#x2013; der Kerl muß &#x2019;raus!&#x201C;</p>
        <p>Damit meinte er: heraus aus dem Offizierscorps, und die Kameraden gaben ihm im stillen recht.</p>
        <p>Indessen fragte Märzfeld, der sich trotz all seiner aristokratischen Prätensionen im &#x201E;Gotha&#x201C; nicht auskannte: &#x201E;Eine &#x2013; Komtesse Sensenheim?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ja, entschiedene Komtesse &#x2026; Komtesse Theres Sensenheim &#x2013; kannst dich beruhigen!&#x201C; versicherte Bärenburg. &#x201E;Mutter eine Donnersberg &#x2026; Ich sollt&#x2019;s wissen, da sie und meine Mama Schwestern sind.&#x201C;</p>
        <p>Theres Sensenheim! Bei dem Namen zuckte der Oberst zusammen. Wieder griff er nach dem Brief und hielt ihn diesmal etwas näher an sein Gesicht. Ein schwacher, aber sehr eigenartiger Wohlgeruch entströmte dem dicken Papier. Die Schrift kannte der alte Reitersmann nicht, aber den Duft. Mit einemmal war&#x2019;s ihm, als ob der Herbstwind den Weg ins Zimmer gefunden hätte durch unsichtbare Ritzen in der Wand.</p>
        <p>&#x201E;Hm! Weshalb hat er sich eigentlich von den Windischgrätzern versetzen lassen? Bei den Kaiserhusaren war er auch schon,&#x201C; brummte der dicke Major Falb.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0011] „Eine Sensenheim,“ erwiderte ihm ein lustiger Lieutenant – Graf Bärenburg –, und halblaut, so daß die neben ihm sitzenden Kameraden es hören konnten, murmelte er vor sich hin: „Den Kerl kauf’ ich mir noch einmal – der Kerl muß ’raus!“ Damit meinte er: heraus aus dem Offizierscorps, und die Kameraden gaben ihm im stillen recht. Indessen fragte Märzfeld, der sich trotz all seiner aristokratischen Prätensionen im „Gotha“ nicht auskannte: „Eine – Komtesse Sensenheim?“ „Ja, entschiedene Komtesse … Komtesse Theres Sensenheim – kannst dich beruhigen!“ versicherte Bärenburg. „Mutter eine Donnersberg … Ich sollt’s wissen, da sie und meine Mama Schwestern sind.“ Theres Sensenheim! Bei dem Namen zuckte der Oberst zusammen. Wieder griff er nach dem Brief und hielt ihn diesmal etwas näher an sein Gesicht. Ein schwacher, aber sehr eigenartiger Wohlgeruch entströmte dem dicken Papier. Die Schrift kannte der alte Reitersmann nicht, aber den Duft. Mit einemmal war’s ihm, als ob der Herbstwind den Weg ins Zimmer gefunden hätte durch unsichtbare Ritzen in der Wand. „Hm! Weshalb hat er sich eigentlich von den Windischgrätzern versetzen lassen? Bei den Kaiserhusaren war er auch schon,“ brummte der dicke Major Falb.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/11
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/11>, abgerufen am 21.11.2024.