Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Vetter erlaubt, in dem er die Marchesina hübsch genannt hatte, im übrigen stimmte seine Schilderung mit den Thatsachen überein - groß, rothaarig, mit grünen Augen.

Hingegen erinnerte das Mädchen in nichts an Zdenkos nächtliche Vision. An etwas andres erinnerte es ihn, aber an was oder vielmehr an wen denn?

Ja, richtig, jetzt wußte er's. Zu seltsam - an eine Wärterin, die vor längerer Zeit eine geisteskranke Verwandte seiner Mutter gepflegt hatte.

Sie war wegen ihrer Energie und Verläßlichkeit sehr gerühmt worden, aber daß Gina Ginori, von der seine Phantasie ihm ein so interessantes Bild entworfen hatte, gerade der nüchternen, sachlichen Marie Holoubeck ähnlich sehen sollte, das war doch eigentlich etwas komisch!

Man sprach von gleichgültigen Dingen. Die Marchesina Ginori hatte eine sehr geschmacklose, in violette und rote Carreaus eingeteilte Handarbeit mitgebracht, an der sie eifrig, fast ohne aufzublicken, stickte.

Plötzlich fragte die Gräfin Ronitz: "Ich bitte dich, Emma - du weißt, daß ich mich für Magnetismus und Geisterseherei und Klopferei interessiere, freilich nur aus der Opposition, weil es mich reizt, den schwachen Punkt von allen Belegen für Spiritismus aufzudecken. Es gibt immer einen schwachen Punkt ...

Vetter erlaubt, in dem er die Marchesina hübsch genannt hatte, im übrigen stimmte seine Schilderung mit den Thatsachen überein – groß, rothaarig, mit grünen Augen.

Hingegen erinnerte das Mädchen in nichts an Zdenkos nächtliche Vision. An etwas andres erinnerte es ihn, aber an was oder vielmehr an wen denn?

Ja, richtig, jetzt wußte er’s. Zu seltsam – an eine Wärterin, die vor längerer Zeit eine geisteskranke Verwandte seiner Mutter gepflegt hatte.

Sie war wegen ihrer Energie und Verläßlichkeit sehr gerühmt worden, aber daß Gina Ginori, von der seine Phantasie ihm ein so interessantes Bild entworfen hatte, gerade der nüchternen, sachlichen Marie Holoubeck ähnlich sehen sollte, das war doch eigentlich etwas komisch!

Man sprach von gleichgültigen Dingen. Die Marchesina Ginori hatte eine sehr geschmacklose, in violette und rote Carreaus eingeteilte Handarbeit mitgebracht, an der sie eifrig, fast ohne aufzublicken, stickte.

Plötzlich fragte die Gräfin Ronitz: „Ich bitte dich, Emma – du weißt, daß ich mich für Magnetismus und Geisterseherei und Klopferei interessiere, freilich nur aus der Opposition, weil es mich reizt, den schwachen Punkt von allen Belegen für Spiritismus aufzudecken. Es gibt immer einen schwachen Punkt …

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="115"/>
Vetter erlaubt, in dem er die Marchesina hübsch genannt hatte, im übrigen stimmte seine Schilderung mit den Thatsachen überein &#x2013; groß, rothaarig, mit grünen Augen.</p>
        <p>Hingegen erinnerte das Mädchen in nichts an Zdenkos nächtliche Vision. An etwas andres erinnerte es ihn, aber an was oder vielmehr an wen denn?</p>
        <p>Ja, richtig, jetzt wußte er&#x2019;s. Zu seltsam &#x2013; an eine Wärterin, die vor längerer Zeit eine geisteskranke Verwandte seiner Mutter gepflegt hatte.</p>
        <p>Sie war wegen ihrer Energie und Verläßlichkeit sehr gerühmt worden, aber daß Gina Ginori, von der seine Phantasie ihm ein so interessantes Bild entworfen hatte, gerade der nüchternen, sachlichen Marie Holoubeck ähnlich sehen sollte, das war doch eigentlich etwas komisch!</p>
        <p>Man sprach von gleichgültigen Dingen. Die Marchesina Ginori hatte eine sehr geschmacklose, in violette und rote Carreaus eingeteilte Handarbeit mitgebracht, an der sie eifrig, fast ohne aufzublicken, stickte.</p>
        <p>Plötzlich fragte die Gräfin Ronitz: &#x201E;Ich bitte dich, Emma &#x2013; du weißt, daß ich mich für Magnetismus und Geisterseherei und Klopferei interessiere, freilich nur aus der Opposition, weil es mich reizt, den schwachen Punkt von allen Belegen für Spiritismus aufzudecken. Es gibt immer einen schwachen Punkt &#x2026;
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0116] Vetter erlaubt, in dem er die Marchesina hübsch genannt hatte, im übrigen stimmte seine Schilderung mit den Thatsachen überein – groß, rothaarig, mit grünen Augen. Hingegen erinnerte das Mädchen in nichts an Zdenkos nächtliche Vision. An etwas andres erinnerte es ihn, aber an was oder vielmehr an wen denn? Ja, richtig, jetzt wußte er’s. Zu seltsam – an eine Wärterin, die vor längerer Zeit eine geisteskranke Verwandte seiner Mutter gepflegt hatte. Sie war wegen ihrer Energie und Verläßlichkeit sehr gerühmt worden, aber daß Gina Ginori, von der seine Phantasie ihm ein so interessantes Bild entworfen hatte, gerade der nüchternen, sachlichen Marie Holoubeck ähnlich sehen sollte, das war doch eigentlich etwas komisch! Man sprach von gleichgültigen Dingen. Die Marchesina Ginori hatte eine sehr geschmacklose, in violette und rote Carreaus eingeteilte Handarbeit mitgebracht, an der sie eifrig, fast ohne aufzublicken, stickte. Plötzlich fragte die Gräfin Ronitz: „Ich bitte dich, Emma – du weißt, daß ich mich für Magnetismus und Geisterseherei und Klopferei interessiere, freilich nur aus der Opposition, weil es mich reizt, den schwachen Punkt von allen Belegen für Spiritismus aufzudecken. Es gibt immer einen schwachen Punkt …

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/116
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/116>, abgerufen am 19.05.2024.