daß Sie recht haben, aber ich hatte es wirklich nur gut gemeint!"
"Das, mein liebes Kind, brauchen Sie mir nicht erst zu versichern," erklärte der Oberst, "ich verüble Ihnen die Sache auch nicht weiter. Weniges auf der Welt wirkt schädlicher als zu fein fühlende Menschen - aber es gibt auch weniges, das sympathischer ist!"
Damit klopfte der Oberst seinem geliebten Adjutanten auf die Schulter, freundschaftlich, aufmunternd und etwas kräftig, - letzteres, um nicht selber in den Verdacht übermäßiger Feinfühligkeit zu geraten.
Der Diener meldete, das Souper sei angerichtet. Der Oberst versicherte seinem Adjutanten - vielleicht um der Situation ihre sentimentale Spitze abzubrechen -, daß er riesig hungrig sei, und als der Adjutant nicht zu einem ähnlichen Geständnis zu bewegen war, erklärte er ihm: "Was nicht ist, wird werden, - ich meine, in Bezug auf Ihren Hunger. L'appetit vient en mangeant. Was nun Ihre großen Sorgen anbelangt, so ist die ganze Sache doch nur eine Lappalie! Ein wenig Festigkeit und Takt bringt alles ins Geleise. Sie werden sehen!" ...
Aber der freundliche Oberst irrte sich.
Nach Beratschlagung mit dem Freund gab Swoyschin richtig den für sie bestimmen Fächer bei der kleinen Doktorin ab, nahm jedoch zugleich Abschied von ihr, da er für die Weihnachtsferien nach Hause reiste.
daß Sie recht haben, aber ich hatte es wirklich nur gut gemeint!“
„Das, mein liebes Kind, brauchen Sie mir nicht erst zu versichern,“ erklärte der Oberst, „ich verüble Ihnen die Sache auch nicht weiter. Weniges auf der Welt wirkt schädlicher als zu fein fühlende Menschen – aber es gibt auch weniges, das sympathischer ist!“
Damit klopfte der Oberst seinem geliebten Adjutanten auf die Schulter, freundschaftlich, aufmunternd und etwas kräftig, – letzteres, um nicht selber in den Verdacht übermäßiger Feinfühligkeit zu geraten.
Der Diener meldete, das Souper sei angerichtet. Der Oberst versicherte seinem Adjutanten – vielleicht um der Situation ihre sentimentale Spitze abzubrechen –, daß er riesig hungrig sei, und als der Adjutant nicht zu einem ähnlichen Geständnis zu bewegen war, erklärte er ihm: „Was nicht ist, wird werden, – ich meine, in Bezug auf Ihren Hunger. L’appétit vient en mangeant. Was nun Ihre großen Sorgen anbelangt, so ist die ganze Sache doch nur eine Lappalie! Ein wenig Festigkeit und Takt bringt alles ins Geleise. Sie werden sehen!“ …
Aber der freundliche Oberst irrte sich.
Nach Beratschlagung mit dem Freund gab Swoyschin richtig den für sie bestimmen Fächer bei der kleinen Doktorin ab, nahm jedoch zugleich Abschied von ihr, da er für die Weihnachtsferien nach Hause reiste.
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daß Sie recht haben, aber ich hatte es wirklich nur gut gemeint!“</p><p>„Das, mein liebes Kind, brauchen Sie mir nicht erst zu versichern,“ erklärte der Oberst, „ich verüble Ihnen die Sache auch nicht weiter. Weniges auf der Welt wirkt schädlicher als zu fein fühlende Menschen – aber es gibt auch weniges, das sympathischer ist!“</p><p>Damit klopfte der Oberst seinem geliebten Adjutanten auf die Schulter, freundschaftlich, aufmunternd und etwas kräftig, – letzteres, um nicht selber in den Verdacht übermäßiger Feinfühligkeit zu geraten.</p><p>Der Diener meldete, das Souper sei angerichtet. Der Oberst versicherte seinem Adjutanten – vielleicht um der Situation ihre sentimentale Spitze abzubrechen –, daß er riesig hungrig sei, und als der Adjutant nicht zu einem ähnlichen Geständnis zu bewegen war, erklärte er ihm: „Was nicht ist, wird werden, – ich meine, in Bezug auf Ihren Hunger. <hirendition="#aq">L’appétit vient en mangeant.</hi> Was nun Ihre großen Sorgen anbelangt, so ist die ganze Sache doch nur eine Lappalie! Ein wenig Festigkeit und Takt bringt alles ins Geleise. Sie werden sehen!“…</p><p>Aber der freundliche Oberst irrte sich.</p><p>Nach Beratschlagung mit dem Freund gab Swoyschin richtig den für sie bestimmen Fächer bei der kleinen Doktorin ab, nahm jedoch zugleich Abschied von ihr, da er für die Weihnachtsferien nach Hause reiste.</p></div></body></text></TEI>
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daß Sie recht haben, aber ich hatte es wirklich nur gut gemeint!“
„Das, mein liebes Kind, brauchen Sie mir nicht erst zu versichern,“ erklärte der Oberst, „ich verüble Ihnen die Sache auch nicht weiter. Weniges auf der Welt wirkt schädlicher als zu fein fühlende Menschen – aber es gibt auch weniges, das sympathischer ist!“
Damit klopfte der Oberst seinem geliebten Adjutanten auf die Schulter, freundschaftlich, aufmunternd und etwas kräftig, – letzteres, um nicht selber in den Verdacht übermäßiger Feinfühligkeit zu geraten.
Der Diener meldete, das Souper sei angerichtet. Der Oberst versicherte seinem Adjutanten – vielleicht um der Situation ihre sentimentale Spitze abzubrechen –, daß er riesig hungrig sei, und als der Adjutant nicht zu einem ähnlichen Geständnis zu bewegen war, erklärte er ihm: „Was nicht ist, wird werden, – ich meine, in Bezug auf Ihren Hunger. L’appétit vient en mangeant. Was nun Ihre großen Sorgen anbelangt, so ist die ganze Sache doch nur eine Lappalie! Ein wenig Festigkeit und Takt bringt alles ins Geleise. Sie werden sehen!“ …
Aber der freundliche Oberst irrte sich.
Nach Beratschlagung mit dem Freund gab Swoyschin richtig den für sie bestimmen Fächer bei der kleinen Doktorin ab, nahm jedoch zugleich Abschied von ihr, da er für die Weihnachtsferien nach Hause reiste.
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Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/54>, abgerufen am 01.03.2025.
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