Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899.Duells konnte sich Swoyschin zu keiner rechten Lustigkeit aufraffen. Der Oberst verwünschte die Taktlosigkeit Märzfelds und gönnte ihm alle Unbill, mit der er dafür büßen mußte. Zdenko lebte jetzt noch zurückgezogener als früher, besorgte seine Dienstpflichten pünktlich, aber mechanisch, gerade so wie er jetzt musizierte - nämlich streng im Takt, aber ohne alle persönliche Empfindung. Mehreremal erhielt er Briefe, die er einsteckte, ohne sie vor dem Obersten zu öffnen. Da übrigens der Adjutant des Obersten zu Neujahr als gänzlich geheilt aus seinem Sanatorium zurückgekehrt war, so war das Verhältnis zwischen den beiden natürlich einigermaßen gestört, der unbeschränkte Gedankenaustausch zwischen ihnen nicht mehr möglich. Wenngleich Zdenko fortfuhr, im selben Hause mit dem Obersten zu wohnen, so wußte dieser in Bezug auf sein Privatleben doch nichts mehr, als was die ganze Stadt wußte, - daß Zdenko den Verkehr mit der hübschen, blassen Doktorin fast gänzlich abgebrochen hatte, und daß diese sich nicht hineinzufinden vermochte. Ende Januar sah der Oberst bei helllichtem Tage Swoyschin aus dem kleinen, gelb angestrichenen Haus in der auf den Ringplatz hinaus mündenden Straße treten, das die Swobodas bewohnten. Er hatte die Augenbrauen fest zusammengezogen und die Zähne in Duells konnte sich Swoyschin zu keiner rechten Lustigkeit aufraffen. Der Oberst verwünschte die Taktlosigkeit Märzfelds und gönnte ihm alle Unbill, mit der er dafür büßen mußte. Zdenko lebte jetzt noch zurückgezogener als früher, besorgte seine Dienstpflichten pünktlich, aber mechanisch, gerade so wie er jetzt musizierte – nämlich streng im Takt, aber ohne alle persönliche Empfindung. Mehreremal erhielt er Briefe, die er einsteckte, ohne sie vor dem Obersten zu öffnen. Da übrigens der Adjutant des Obersten zu Neujahr als gänzlich geheilt aus seinem Sanatorium zurückgekehrt war, so war das Verhältnis zwischen den beiden natürlich einigermaßen gestört, der unbeschränkte Gedankenaustausch zwischen ihnen nicht mehr möglich. Wenngleich Zdenko fortfuhr, im selben Hause mit dem Obersten zu wohnen, so wußte dieser in Bezug auf sein Privatleben doch nichts mehr, als was die ganze Stadt wußte, – daß Zdenko den Verkehr mit der hübschen, blassen Doktorin fast gänzlich abgebrochen hatte, und daß diese sich nicht hineinzufinden vermochte. Ende Januar sah der Oberst bei helllichtem Tage Swoyschin aus dem kleinen, gelb angestrichenen Haus in der auf den Ringplatz hinaus mündenden Straße treten, das die Swobodas bewohnten. Er hatte die Augenbrauen fest zusammengezogen und die Zähne in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="65"/> Duells konnte sich Swoyschin zu keiner rechten Lustigkeit aufraffen. Der Oberst verwünschte die Taktlosigkeit Märzfelds und gönnte ihm alle Unbill, mit der er dafür büßen mußte.</p> <p>Zdenko lebte jetzt noch zurückgezogener als früher, besorgte seine Dienstpflichten pünktlich, aber mechanisch, gerade so wie er jetzt musizierte – nämlich streng im Takt, aber ohne alle persönliche Empfindung.</p> <p>Mehreremal erhielt er Briefe, die er einsteckte, ohne sie vor dem Obersten zu öffnen. Da übrigens der Adjutant des Obersten zu Neujahr als gänzlich geheilt aus seinem Sanatorium zurückgekehrt war, so war das Verhältnis zwischen den beiden natürlich einigermaßen gestört, der unbeschränkte Gedankenaustausch zwischen ihnen nicht mehr möglich.</p> <p>Wenngleich Zdenko fortfuhr, im selben Hause mit dem Obersten zu wohnen, so wußte dieser in Bezug auf sein Privatleben doch nichts mehr, als was die ganze Stadt wußte, – daß Zdenko den Verkehr mit der hübschen, blassen Doktorin fast gänzlich abgebrochen hatte, und daß diese sich nicht hineinzufinden vermochte.</p> <p>Ende Januar sah der Oberst bei helllichtem Tage Swoyschin aus dem kleinen, gelb angestrichenen Haus in der auf den Ringplatz hinaus mündenden Straße treten, das die Swobodas bewohnten. Er hatte die Augenbrauen fest zusammengezogen und die Zähne in </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0066]
Duells konnte sich Swoyschin zu keiner rechten Lustigkeit aufraffen. Der Oberst verwünschte die Taktlosigkeit Märzfelds und gönnte ihm alle Unbill, mit der er dafür büßen mußte.
Zdenko lebte jetzt noch zurückgezogener als früher, besorgte seine Dienstpflichten pünktlich, aber mechanisch, gerade so wie er jetzt musizierte – nämlich streng im Takt, aber ohne alle persönliche Empfindung.
Mehreremal erhielt er Briefe, die er einsteckte, ohne sie vor dem Obersten zu öffnen. Da übrigens der Adjutant des Obersten zu Neujahr als gänzlich geheilt aus seinem Sanatorium zurückgekehrt war, so war das Verhältnis zwischen den beiden natürlich einigermaßen gestört, der unbeschränkte Gedankenaustausch zwischen ihnen nicht mehr möglich.
Wenngleich Zdenko fortfuhr, im selben Hause mit dem Obersten zu wohnen, so wußte dieser in Bezug auf sein Privatleben doch nichts mehr, als was die ganze Stadt wußte, – daß Zdenko den Verkehr mit der hübschen, blassen Doktorin fast gänzlich abgebrochen hatte, und daß diese sich nicht hineinzufinden vermochte.
Ende Januar sah der Oberst bei helllichtem Tage Swoyschin aus dem kleinen, gelb angestrichenen Haus in der auf den Ringplatz hinaus mündenden Straße treten, das die Swobodas bewohnten. Er hatte die Augenbrauen fest zusammengezogen und die Zähne in
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