Die Erinnerung an die bescheidene, alltägliche Tragödie, der er beigewohnt, in der er eine Rolle gespielt, hatte sich in seiner Seele verwischt. Er blickte mit ungetrübtem Auge in die Zukunft - eine Zukunft, die ihm irgend etwas Schönes zu versprechen schien.
Der Zug hielt - "Zdibitz, fünf Minuten Aufenthalt!"
Swoyschin stieg aus. Er wechselte ein paar lustige Worte mit den zwei alten Trägern, typischen Figuren der Zdibitzer Station, sprang in eine der klappernden Mietkutschen, die hinter dem Bahngebäude warteten, und fort ging's.
Im Vorüberfahren warf er einen Blick nach dem Schloß, das von einem Hügel aus auf das Städtchen niedersah. Er merkte, daß die Fahne auf dem Turme wehte. War denn das Schloß jetzt bewohnt? Dann vergaß er, darüber nachzudenken, - seine Gedanken waren mit andern Dingen beschäftigt.
Er hatte das Städtchen hinter sich. Zwischen blühenden Apfelbäumen zog sich die Straße hin, neben der sich mit zartem Frühlingsgetreide bedeckte Felder bis an den Saum der schwarzen Wälder hinstreckten. Wie hübsch sich die rosigen Apfelblüten gegen den giftgrünen Hintergrund der sanft ansteigenden Felder abhoben!
Alles war still, nur die Abendglocken läuteten
Die Erinnerung an die bescheidene, alltägliche Tragödie, der er beigewohnt, in der er eine Rolle gespielt, hatte sich in seiner Seele verwischt. Er blickte mit ungetrübtem Auge in die Zukunft – eine Zukunft, die ihm irgend etwas Schönes zu versprechen schien.
Der Zug hielt – „Zdibitz, fünf Minuten Aufenthalt!“
Swoyschin stieg aus. Er wechselte ein paar lustige Worte mit den zwei alten Trägern, typischen Figuren der Zdibitzer Station, sprang in eine der klappernden Mietkutschen, die hinter dem Bahngebäude warteten, und fort ging’s.
Im Vorüberfahren warf er einen Blick nach dem Schloß, das von einem Hügel aus auf das Städtchen niedersah. Er merkte, daß die Fahne auf dem Turme wehte. War denn das Schloß jetzt bewohnt? Dann vergaß er, darüber nachzudenken, – seine Gedanken waren mit andern Dingen beschäftigt.
Er hatte das Städtchen hinter sich. Zwischen blühenden Apfelbäumen zog sich die Straße hin, neben der sich mit zartem Frühlingsgetreide bedeckte Felder bis an den Saum der schwarzen Wälder hinstreckten. Wie hübsch sich die rosigen Apfelblüten gegen den giftgrünen Hintergrund der sanft ansteigenden Felder abhoben!
Alles war still, nur die Abendglocken läuteten
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0086"n="85"/><p>Die Erinnerung an die bescheidene, alltägliche Tragödie, der er beigewohnt, in der er eine Rolle gespielt, hatte sich in seiner Seele verwischt. Er blickte mit ungetrübtem Auge in die Zukunft – eine Zukunft, die ihm irgend etwas Schönes zu versprechen schien.</p><p>Der Zug hielt –„Zdibitz, fünf Minuten Aufenthalt!“</p><p>Swoyschin stieg aus. Er wechselte ein paar lustige Worte mit den zwei alten Trägern, typischen Figuren der Zdibitzer Station, sprang in eine der klappernden Mietkutschen, die hinter dem Bahngebäude warteten, und fort ging’s.</p><p>Im Vorüberfahren warf er einen Blick nach dem Schloß, das von einem Hügel aus auf das Städtchen niedersah. Er merkte, daß die Fahne auf dem Turme wehte. War denn das Schloß jetzt bewohnt? Dann vergaß er, darüber nachzudenken, – seine Gedanken waren mit andern Dingen beschäftigt.</p><p>Er hatte das Städtchen hinter sich. Zwischen blühenden Apfelbäumen zog sich die Straße hin, neben der sich mit zartem Frühlingsgetreide bedeckte Felder bis an den Saum der schwarzen Wälder hinstreckten. Wie hübsch sich die rosigen Apfelblüten gegen den giftgrünen Hintergrund der sanft ansteigenden Felder abhoben!</p><p>Alles war still, nur die Abendglocken läuteten
</p></div></body></text></TEI>
[85/0086]
Die Erinnerung an die bescheidene, alltägliche Tragödie, der er beigewohnt, in der er eine Rolle gespielt, hatte sich in seiner Seele verwischt. Er blickte mit ungetrübtem Auge in die Zukunft – eine Zukunft, die ihm irgend etwas Schönes zu versprechen schien.
Der Zug hielt – „Zdibitz, fünf Minuten Aufenthalt!“
Swoyschin stieg aus. Er wechselte ein paar lustige Worte mit den zwei alten Trägern, typischen Figuren der Zdibitzer Station, sprang in eine der klappernden Mietkutschen, die hinter dem Bahngebäude warteten, und fort ging’s.
Im Vorüberfahren warf er einen Blick nach dem Schloß, das von einem Hügel aus auf das Städtchen niedersah. Er merkte, daß die Fahne auf dem Turme wehte. War denn das Schloß jetzt bewohnt? Dann vergaß er, darüber nachzudenken, – seine Gedanken waren mit andern Dingen beschäftigt.
Er hatte das Städtchen hinter sich. Zwischen blühenden Apfelbäumen zog sich die Straße hin, neben der sich mit zartem Frühlingsgetreide bedeckte Felder bis an den Saum der schwarzen Wälder hinstreckten. Wie hübsch sich die rosigen Apfelblüten gegen den giftgrünen Hintergrund der sanft ansteigenden Felder abhoben!
Alles war still, nur die Abendglocken läuteten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 17). 1. Bd. Stuttgart, 1899, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber01_1899/86>, abgerufen am 01.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.