Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.das Gesicht des jungen Mannes, er sah, daß dieses Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstört war, und sah, daß Swoyschin, der schneidigste Offizier im Regiment, am ganzen Körper zitterte. Dann, ehe der Oberst wußte, wie es geschah, mit einer Behendigkeit, die man der ruhigen Emma gar nicht zugemutet hätte, sprang diese auf die Schwester los, schlang ihr den weißen Rock ihres Kleides über den Kopf, nahm sie in ihre Arme und verschwand mit ihr. Der Oberst war mit seinem Adjutanten allein. "Swoyschin!" rief der Oberst, und eine unverhüllte Verachtung sprach aus der Art, wie er das Wort betonte. "Herr Oberst! ... jetzt nicht, Herr Oberst!" murmelte er tonlos. "Ein andermal werd' ich mit Ihnen darüber reden, aber jetzt ..." "Was ist da noch zu reden!" fuhr der Oberst ihn an. "Wenn das Pflichtgefühl sich so spät einstellt, so muß es einer neueren, dringenderen Pflicht weichen. Nachdem Sie so weit gegangen sind, bleibt Ihnen doch nichts übrig, als das Mädchen zu heiraten!" Zdenko richtete sich aus seiner in sich versunkenen Haltung auf. Sein Gesicht wurde noch fahler, aber in seine Augen trat ein wilder, drohender Ausdruck. "Heiraten, die ..." sagte er langsam, "nun, ich kann Ihnen nur das eine versichern, Herr Oberst, das Gesicht des jungen Mannes, er sah, daß dieses Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstört war, und sah, daß Swoyschin, der schneidigste Offizier im Regiment, am ganzen Körper zitterte. Dann, ehe der Oberst wußte, wie es geschah, mit einer Behendigkeit, die man der ruhigen Emma gar nicht zugemutet hätte, sprang diese auf die Schwester los, schlang ihr den weißen Rock ihres Kleides über den Kopf, nahm sie in ihre Arme und verschwand mit ihr. Der Oberst war mit seinem Adjutanten allein. „Swoyschin!“ rief der Oberst, und eine unverhüllte Verachtung sprach aus der Art, wie er das Wort betonte. „Herr Oberst! … jetzt nicht, Herr Oberst!“ murmelte er tonlos. „Ein andermal werd’ ich mit Ihnen darüber reden, aber jetzt …“ „Was ist da noch zu reden!“ fuhr der Oberst ihn an. „Wenn das Pflichtgefühl sich so spät einstellt, so muß es einer neueren, dringenderen Pflicht weichen. Nachdem Sie so weit gegangen sind, bleibt Ihnen doch nichts übrig, als das Mädchen zu heiraten!“ Zdenko richtete sich aus seiner in sich versunkenen Haltung auf. Sein Gesicht wurde noch fahler, aber in seine Augen trat ein wilder, drohender Ausdruck. „Heiraten, die …“ sagte er langsam, „nun, ich kann Ihnen nur das eine versichern, Herr Oberst, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="13"/> das Gesicht des jungen Mannes, er sah, daß dieses Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstört war, und sah, daß Swoyschin, der schneidigste Offizier im Regiment, am ganzen Körper zitterte.</p> <p>Dann, ehe der Oberst wußte, wie es geschah, mit einer Behendigkeit, die man der ruhigen Emma gar nicht zugemutet hätte, sprang diese auf die Schwester los, schlang ihr den weißen Rock ihres Kleides über den Kopf, nahm sie in ihre Arme und verschwand mit ihr.</p> <p>Der Oberst war mit seinem Adjutanten allein.</p> <p>„Swoyschin!“ rief der Oberst, und eine unverhüllte Verachtung sprach aus der Art, wie er das Wort betonte.</p> <p>„Herr Oberst! … jetzt nicht, Herr Oberst!“ murmelte er tonlos. „Ein andermal werd’ ich mit Ihnen darüber reden, aber jetzt …“</p> <p>„Was ist da noch zu reden!“ fuhr der Oberst ihn an. „Wenn das Pflichtgefühl sich so spät einstellt, so muß es einer neueren, dringenderen Pflicht weichen. Nachdem Sie so weit gegangen sind, bleibt Ihnen doch nichts übrig, als das Mädchen zu heiraten!“</p> <p>Zdenko richtete sich aus seiner in sich versunkenen Haltung auf. Sein Gesicht wurde noch fahler, aber in seine Augen trat ein wilder, drohender Ausdruck. „Heiraten, die …“ sagte er langsam, „nun, ich kann Ihnen nur das eine versichern, Herr Oberst, </p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0013]
das Gesicht des jungen Mannes, er sah, daß dieses Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verstört war, und sah, daß Swoyschin, der schneidigste Offizier im Regiment, am ganzen Körper zitterte.
Dann, ehe der Oberst wußte, wie es geschah, mit einer Behendigkeit, die man der ruhigen Emma gar nicht zugemutet hätte, sprang diese auf die Schwester los, schlang ihr den weißen Rock ihres Kleides über den Kopf, nahm sie in ihre Arme und verschwand mit ihr.
Der Oberst war mit seinem Adjutanten allein.
„Swoyschin!“ rief der Oberst, und eine unverhüllte Verachtung sprach aus der Art, wie er das Wort betonte.
„Herr Oberst! … jetzt nicht, Herr Oberst!“ murmelte er tonlos. „Ein andermal werd’ ich mit Ihnen darüber reden, aber jetzt …“
„Was ist da noch zu reden!“ fuhr der Oberst ihn an. „Wenn das Pflichtgefühl sich so spät einstellt, so muß es einer neueren, dringenderen Pflicht weichen. Nachdem Sie so weit gegangen sind, bleibt Ihnen doch nichts übrig, als das Mädchen zu heiraten!“
Zdenko richtete sich aus seiner in sich versunkenen Haltung auf. Sein Gesicht wurde noch fahler, aber in seine Augen trat ein wilder, drohender Ausdruck. „Heiraten, die …“ sagte er langsam, „nun, ich kann Ihnen nur das eine versichern, Herr Oberst,
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