Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

Plötzlich richtete Bärenburg den Blick auf das Schloß, das nach wie vor von dem Hügel, auf dem es erbaut worden war, recht überlegen auf das Städtchen heruntersah.

"Wie das aus dem Kamin raucht, aus zwei Kaminen," meinte er, "merkwürdig, es macht fast den Eindruck, als ob das Schloß bewohnt wäre. Ich muß fragen ..."

"Unsinn! Sie glauben doch nicht, daß Swoyschin ..." fiel ihm der Feldmarschalllieutenant heftig ins Wort.

"Zdenko ist alles im stande," erklärte Bärenburg gelassen. "Ich sage Ihnen ja, wenn so etwas einmal vorüber ist, so ist es ein für allemal vorüber bei ihm. Er hat der höheren Gewissenhaftigkeit seinen Tribut gezahlt, er ist krank geworden, dann Schwamm darüber, es ist vorbei."

"So etwas," Baron Stahl deutete mit dem Daumen über seine Schulter hinüber nach dem Schloß, "so etwas ist nie vorbei, man vergißt es momentan, aber dann kommt's wieder."

"Meinungsverschiedenheiten von zwei respektablen Gegnern, die sich hoffentlich darüber hinaus vertragen," lachte Bärenburg. Plötzlich vor Überraschung stehen bleibend, "Excellenz," rief er, "ich glaube, ich hab' recht, wir treffen einen Bekannten."

Nun war auch Baron Stahl zusammengezuckt.

Plötzlich richtete Bärenburg den Blick auf das Schloß, das nach wie vor von dem Hügel, auf dem es erbaut worden war, recht überlegen auf das Städtchen heruntersah.

„Wie das aus dem Kamin raucht, aus zwei Kaminen,“ meinte er, „merkwürdig, es macht fast den Eindruck, als ob das Schloß bewohnt wäre. Ich muß fragen …“

„Unsinn! Sie glauben doch nicht, daß Swoyschin …“ fiel ihm der Feldmarschalllieutenant heftig ins Wort.

„Zdenko ist alles im stande,“ erklärte Bärenburg gelassen. „Ich sage Ihnen ja, wenn so etwas einmal vorüber ist, so ist es ein für allemal vorüber bei ihm. Er hat der höheren Gewissenhaftigkeit seinen Tribut gezahlt, er ist krank geworden, dann Schwamm darüber, es ist vorbei.“

„So etwas,“ Baron Stahl deutete mit dem Daumen über seine Schulter hinüber nach dem Schloß, „so etwas ist nie vorbei, man vergißt es momentan, aber dann kommt’s wieder.“

„Meinungsverschiedenheiten von zwei respektablen Gegnern, die sich hoffentlich darüber hinaus vertragen,“ lachte Bärenburg. Plötzlich vor Überraschung stehen bleibend, „Excellenz,“ rief er, „ich glaube, ich hab’ recht, wir treffen einen Bekannten.“

Nun war auch Baron Stahl zusammengezuckt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0141" n="141"/>
        <p>Plötzlich richtete Bärenburg den Blick auf das Schloß, das nach wie vor von dem Hügel, auf dem es erbaut worden war, recht überlegen auf das Städtchen heruntersah.</p>
        <p>&#x201E;Wie das aus dem Kamin raucht, aus zwei Kaminen,&#x201C; meinte er, &#x201E;merkwürdig, es macht fast den Eindruck, als ob das Schloß bewohnt wäre. Ich muß fragen &#x2026;&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Unsinn! Sie glauben doch nicht, daß Swoyschin &#x2026;&#x201C; fiel ihm der Feldmarschalllieutenant heftig ins Wort.</p>
        <p>&#x201E;Zdenko ist alles im stande,&#x201C; erklärte Bärenburg gelassen. &#x201E;Ich sage Ihnen ja, wenn so etwas einmal vorüber ist, so ist es ein für allemal vorüber bei ihm. Er hat der höheren Gewissenhaftigkeit seinen Tribut gezahlt, er ist krank geworden, dann Schwamm darüber, es ist vorbei.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;So etwas,&#x201C; Baron Stahl deutete mit dem Daumen über seine Schulter hinüber nach dem Schloß, &#x201E;so etwas ist nie vorbei, man vergißt es momentan, aber dann kommt&#x2019;s wieder.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Meinungsverschiedenheiten von zwei respektablen Gegnern, die sich hoffentlich darüber hinaus vertragen,&#x201C; lachte Bärenburg. Plötzlich vor Überraschung stehen bleibend, &#x201E;Excellenz,&#x201C; rief er, &#x201E;ich glaube, ich hab&#x2019; recht, wir treffen einen Bekannten.&#x201C;</p>
        <p>Nun war auch Baron Stahl zusammengezuckt.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0141] Plötzlich richtete Bärenburg den Blick auf das Schloß, das nach wie vor von dem Hügel, auf dem es erbaut worden war, recht überlegen auf das Städtchen heruntersah. „Wie das aus dem Kamin raucht, aus zwei Kaminen,“ meinte er, „merkwürdig, es macht fast den Eindruck, als ob das Schloß bewohnt wäre. Ich muß fragen …“ „Unsinn! Sie glauben doch nicht, daß Swoyschin …“ fiel ihm der Feldmarschalllieutenant heftig ins Wort. „Zdenko ist alles im stande,“ erklärte Bärenburg gelassen. „Ich sage Ihnen ja, wenn so etwas einmal vorüber ist, so ist es ein für allemal vorüber bei ihm. Er hat der höheren Gewissenhaftigkeit seinen Tribut gezahlt, er ist krank geworden, dann Schwamm darüber, es ist vorbei.“ „So etwas,“ Baron Stahl deutete mit dem Daumen über seine Schulter hinüber nach dem Schloß, „so etwas ist nie vorbei, man vergißt es momentan, aber dann kommt’s wieder.“ „Meinungsverschiedenheiten von zwei respektablen Gegnern, die sich hoffentlich darüber hinaus vertragen,“ lachte Bärenburg. Plötzlich vor Überraschung stehen bleibend, „Excellenz,“ rief er, „ich glaube, ich hab’ recht, wir treffen einen Bekannten.“ Nun war auch Baron Stahl zusammengezuckt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/141
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/141>, abgerufen am 23.11.2024.