Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.

Bild:
<< vorherige Seite

immer Hand in Hand mit unsern Interessen," entgegnete Swoyschin. "Die Herrschaften, auf denen niemand wohnt, liegen ohnehin im argen, auf denen genießt die Bevölkerung immer nur die Nachteile und nichts von den ausgleichenden Lichtseiten des Systems, das ausgedehnten Länderbesitz in einer Hand vereinigt. Solche Herrschaften sind immer Stiefkinder; ich war entsetzt über das Elend, was ich heute vorfand, es wär' wirklich eine Schande, da nicht ordentlich nach dem Rechten zu sehen. Vor allem muß man trachten, einer Typhusepidemie vorzubeugen."

"Also willst du dich länger hier aufhalten?" fragte Bärenburg.

"Vorläufig nicht. Ich werde ab und zu nachschauen kommen."

"Annie ist nicht mit?"

"Annie! Ich bitte euch, in ihrem Zustand! Ich kann mir ohnehin die Sorgen nicht aus dem Kopf schlagen, obzwar sie kerngesund ist, tausendmal unberufen, und der Doktor mich auslacht."

"Ah, ein freudiges Ereignis!" schmunzelte der Feldmarschalllieutenant.

"Steht in allernächster Aussicht," erklärte der junge Ehemann, "und nicht wahr, Excellenz, wenn's ein Bub' ist, so übernehmen Sie die Patenschaft, wir rechnen auf Sie bei der Taufe."

immer Hand in Hand mit unsern Interessen,“ entgegnete Swoyschin. „Die Herrschaften, auf denen niemand wohnt, liegen ohnehin im argen, auf denen genießt die Bevölkerung immer nur die Nachteile und nichts von den ausgleichenden Lichtseiten des Systems, das ausgedehnten Länderbesitz in einer Hand vereinigt. Solche Herrschaften sind immer Stiefkinder; ich war entsetzt über das Elend, was ich heute vorfand, es wär’ wirklich eine Schande, da nicht ordentlich nach dem Rechten zu sehen. Vor allem muß man trachten, einer Typhusepidemie vorzubeugen.“

„Also willst du dich länger hier aufhalten?“ fragte Bärenburg.

„Vorläufig nicht. Ich werde ab und zu nachschauen kommen.“

„Annie ist nicht mit?“

„Annie! Ich bitte euch, in ihrem Zustand! Ich kann mir ohnehin die Sorgen nicht aus dem Kopf schlagen, obzwar sie kerngesund ist, tausendmal unberufen, und der Doktor mich auslacht.“

„Ah, ein freudiges Ereignis!“ schmunzelte der Feldmarschalllieutenant.

„Steht in allernächster Aussicht,“ erklärte der junge Ehemann, „und nicht wahr, Excellenz, wenn’s ein Bub’ ist, so übernehmen Sie die Patenschaft, wir rechnen auf Sie bei der Taufe.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0143" n="143"/>
immer Hand in Hand mit unsern Interessen,&#x201C; entgegnete Swoyschin. &#x201E;Die Herrschaften, auf denen niemand wohnt, liegen ohnehin im argen, auf denen genießt die Bevölkerung immer nur die Nachteile und nichts von den ausgleichenden Lichtseiten des Systems, das ausgedehnten Länderbesitz in einer Hand vereinigt. Solche Herrschaften sind immer Stiefkinder; ich war entsetzt über das Elend, was ich heute vorfand, es wär&#x2019; wirklich eine Schande, da nicht ordentlich nach dem Rechten zu sehen. Vor allem muß man trachten, einer Typhusepidemie vorzubeugen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Also willst du dich länger hier aufhalten?&#x201C; fragte Bärenburg.</p>
        <p>&#x201E;Vorläufig nicht. Ich werde ab und zu nachschauen kommen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Annie ist nicht mit?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Annie! Ich bitte euch, in ihrem Zustand! Ich kann mir ohnehin die Sorgen nicht aus dem Kopf schlagen, obzwar sie kerngesund ist, tausendmal unberufen, und der Doktor mich auslacht.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ah, ein freudiges Ereignis!&#x201C; schmunzelte der Feldmarschalllieutenant.</p>
        <p>&#x201E;Steht in allernächster Aussicht,&#x201C; erklärte der junge Ehemann, &#x201E;und nicht wahr, Excellenz, wenn&#x2019;s ein Bub&#x2019; ist, so übernehmen Sie die Patenschaft, wir rechnen auf Sie bei der Taufe.&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0143] immer Hand in Hand mit unsern Interessen,“ entgegnete Swoyschin. „Die Herrschaften, auf denen niemand wohnt, liegen ohnehin im argen, auf denen genießt die Bevölkerung immer nur die Nachteile und nichts von den ausgleichenden Lichtseiten des Systems, das ausgedehnten Länderbesitz in einer Hand vereinigt. Solche Herrschaften sind immer Stiefkinder; ich war entsetzt über das Elend, was ich heute vorfand, es wär’ wirklich eine Schande, da nicht ordentlich nach dem Rechten zu sehen. Vor allem muß man trachten, einer Typhusepidemie vorzubeugen.“ „Also willst du dich länger hier aufhalten?“ fragte Bärenburg. „Vorläufig nicht. Ich werde ab und zu nachschauen kommen.“ „Annie ist nicht mit?“ „Annie! Ich bitte euch, in ihrem Zustand! Ich kann mir ohnehin die Sorgen nicht aus dem Kopf schlagen, obzwar sie kerngesund ist, tausendmal unberufen, und der Doktor mich auslacht.“ „Ah, ein freudiges Ereignis!“ schmunzelte der Feldmarschalllieutenant. „Steht in allernächster Aussicht,“ erklärte der junge Ehemann, „und nicht wahr, Excellenz, wenn’s ein Bub’ ist, so übernehmen Sie die Patenschaft, wir rechnen auf Sie bei der Taufe.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/143
Zitationshilfe: Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schubin_vollmondzauber02_1899/143>, abgerufen am 23.11.2024.