Schubin, Ossip: Vollmondzauber. In: Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek (Fünfzehnter Jahrgang. Band 18). 2. Bd. Stuttgart, 1899.leidenschaftliche Aufregung bewiesen haben, wie solche öffentlich zu zeigen in seinen Kreisen nicht üblich ist. Schließlich brachte man ihn dazu, sich kurz vor der Hochzeit seiner ungetreuen Braut einzuschiffen. Der alte Ginori zog sich nach der Trauung mit seiner jungen Frau auf eines seiner Schlösser, Kastell San Vitale im Neapolitanischen, zurück. Die Sachen gingen anfangs ganz gut; die schöne Marchesa schien etwas nervös, aber nicht von Belang. Da, in einer Vollmondnacht im Januar, kam ein furchtbarer Sturm, ein Sturm, daß man geglaubt hätte, er würde das ganze San Vitale ins Meer hineinblasen, und daß alle die, welche einen Angehörigen auf der See draußen wußten, die Nacht auf den Knieen verbrachten, um für ihn zu beten. Im Schloß betete der Kastellan für seinen einzigen Sohn. Er ging bis in die Kapelle, um den Schutz Gottes für ihn anzuflehen. Da, als es ein Uhr schlägt, hört der Sturm plötzlich auf, so plötzlich wie ein abgeblasenes Trompetensignal. Der Alte tritt aus der Kapelle. Im Korridor draußen begegnet ihm ein hoher, dunkeläugiger Mann, sehr bleich und in von Wasser triefenden Kleidern. Der Kastellan weiß nicht, was er thun soll, besonders, da die Erscheinung der Richtung nach aus den Gemächern der Marchesa kommt. Schließlich drückt er sich in den Schatten einer Thürnische hinein, der Mann schreitet an ihm vorbei und verschwindet. leidenschaftliche Aufregung bewiesen haben, wie solche öffentlich zu zeigen in seinen Kreisen nicht üblich ist. Schließlich brachte man ihn dazu, sich kurz vor der Hochzeit seiner ungetreuen Braut einzuschiffen. Der alte Ginori zog sich nach der Trauung mit seiner jungen Frau auf eines seiner Schlösser, Kastell San Vitale im Neapolitanischen, zurück. Die Sachen gingen anfangs ganz gut; die schöne Marchesa schien etwas nervös, aber nicht von Belang. Da, in einer Vollmondnacht im Januar, kam ein furchtbarer Sturm, ein Sturm, daß man geglaubt hätte, er würde das ganze San Vitale ins Meer hineinblasen, und daß alle die, welche einen Angehörigen auf der See draußen wußten, die Nacht auf den Knieen verbrachten, um für ihn zu beten. Im Schloß betete der Kastellan für seinen einzigen Sohn. Er ging bis in die Kapelle, um den Schutz Gottes für ihn anzuflehen. Da, als es ein Uhr schlägt, hört der Sturm plötzlich auf, so plötzlich wie ein abgeblasenes Trompetensignal. Der Alte tritt aus der Kapelle. Im Korridor draußen begegnet ihm ein hoher, dunkeläugiger Mann, sehr bleich und in von Wasser triefenden Kleidern. Der Kastellan weiß nicht, was er thun soll, besonders, da die Erscheinung der Richtung nach aus den Gemächern der Marchesa kommt. Schließlich drückt er sich in den Schatten einer Thürnische hinein, der Mann schreitet an ihm vorbei und verschwindet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="58"/> leidenschaftliche Aufregung bewiesen haben, wie solche öffentlich zu zeigen in seinen Kreisen nicht üblich ist. Schließlich brachte man ihn dazu, sich kurz vor der Hochzeit seiner ungetreuen Braut einzuschiffen. Der alte Ginori zog sich nach der Trauung mit seiner jungen Frau auf eines seiner Schlösser, Kastell San Vitale im Neapolitanischen, zurück.</p> <p>Die Sachen gingen anfangs ganz gut; die schöne Marchesa schien etwas nervös, aber nicht von Belang. Da, in einer Vollmondnacht im Januar, kam ein furchtbarer Sturm, ein Sturm, daß man geglaubt hätte, er würde das ganze San Vitale ins Meer hineinblasen, und daß alle die, welche einen Angehörigen auf der See draußen wußten, die Nacht auf den Knieen verbrachten, um für ihn zu beten. Im Schloß betete der Kastellan für seinen einzigen Sohn. Er ging bis in die Kapelle, um den Schutz Gottes für ihn anzuflehen. Da, als es ein Uhr schlägt, hört der Sturm plötzlich auf, so plötzlich wie ein abgeblasenes Trompetensignal. Der Alte tritt aus der Kapelle. Im Korridor draußen begegnet ihm ein hoher, dunkeläugiger Mann, sehr bleich und in von Wasser triefenden Kleidern. Der Kastellan weiß nicht, was er thun soll, besonders, da die Erscheinung der Richtung nach aus den Gemächern der Marchesa kommt. Schließlich drückt er sich in den Schatten einer Thürnische hinein, der Mann schreitet an ihm vorbei und verschwindet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0058]
leidenschaftliche Aufregung bewiesen haben, wie solche öffentlich zu zeigen in seinen Kreisen nicht üblich ist. Schließlich brachte man ihn dazu, sich kurz vor der Hochzeit seiner ungetreuen Braut einzuschiffen. Der alte Ginori zog sich nach der Trauung mit seiner jungen Frau auf eines seiner Schlösser, Kastell San Vitale im Neapolitanischen, zurück.
Die Sachen gingen anfangs ganz gut; die schöne Marchesa schien etwas nervös, aber nicht von Belang. Da, in einer Vollmondnacht im Januar, kam ein furchtbarer Sturm, ein Sturm, daß man geglaubt hätte, er würde das ganze San Vitale ins Meer hineinblasen, und daß alle die, welche einen Angehörigen auf der See draußen wußten, die Nacht auf den Knieen verbrachten, um für ihn zu beten. Im Schloß betete der Kastellan für seinen einzigen Sohn. Er ging bis in die Kapelle, um den Schutz Gottes für ihn anzuflehen. Da, als es ein Uhr schlägt, hört der Sturm plötzlich auf, so plötzlich wie ein abgeblasenes Trompetensignal. Der Alte tritt aus der Kapelle. Im Korridor draußen begegnet ihm ein hoher, dunkeläugiger Mann, sehr bleich und in von Wasser triefenden Kleidern. Der Kastellan weiß nicht, was er thun soll, besonders, da die Erscheinung der Richtung nach aus den Gemächern der Marchesa kommt. Schließlich drückt er sich in den Schatten einer Thürnische hinein, der Mann schreitet an ihm vorbei und verschwindet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |