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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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anders, als er, war es -- zeigte sich dadurch nicht aus der Fassung gebracht. Daß seine Angehörigen bei seinem Erscheinen Zeichen unangenehmer Ueberraschung verrathen, war ihm schon öfter in den letzten Jahren seines rühmlichen Lebenslaufs vorgekommen. Er suchte dann immer durch desto größere Heiterkeit zu beweisen, daß er sich durch so etwas nicht beleidigt fühle, sondern daß er es in äußerster Menschenfreundlichkeit ganz übersehe und vergebe. Es war gewiß liebenswürdig von dem alten Manne, so viel Selbstverleugnung und Gutmüthigkeit den Schwächen und Unarten seiner Lieben gegenüber zu beweisen. Aber Joseph schien kein Gefühl dafür zu haben.

Um Gottes willen -- was wollt Ihr hier?

Was sollt' ich wollen, Söhnchen? Dich wieder sehen, dich meiner vollen Verzeihung versichern. Du hast dich gewiß danach gesehnt, guter Junge! ich kann es mir denken! Ja, Joseph, mein Sohn, mein theurer Sohn, ich bringe dir meinen vollen Segen!

Christine, entferne dich -- sagte Joseph zu seiner Frau.

Ist das deine Frau, Joseph? Ein allerliebstes Geschöpf -- bleib, bleib, meine gute Tochter -- sagte der Alte und wollte ihre Hand küssen.

Christine war zu Tode erschrocken -- sie hatte genug verstanden, um sich einer Ohnmacht nahe zu fühlen, und hatte nicht die Kraft, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen.

anders, als er, war es — zeigte sich dadurch nicht aus der Fassung gebracht. Daß seine Angehörigen bei seinem Erscheinen Zeichen unangenehmer Ueberraschung verrathen, war ihm schon öfter in den letzten Jahren seines rühmlichen Lebenslaufs vorgekommen. Er suchte dann immer durch desto größere Heiterkeit zu beweisen, daß er sich durch so etwas nicht beleidigt fühle, sondern daß er es in äußerster Menschenfreundlichkeit ganz übersehe und vergebe. Es war gewiß liebenswürdig von dem alten Manne, so viel Selbstverleugnung und Gutmüthigkeit den Schwächen und Unarten seiner Lieben gegenüber zu beweisen. Aber Joseph schien kein Gefühl dafür zu haben.

Um Gottes willen — was wollt Ihr hier?

Was sollt' ich wollen, Söhnchen? Dich wieder sehen, dich meiner vollen Verzeihung versichern. Du hast dich gewiß danach gesehnt, guter Junge! ich kann es mir denken! Ja, Joseph, mein Sohn, mein theurer Sohn, ich bringe dir meinen vollen Segen!

Christine, entferne dich — sagte Joseph zu seiner Frau.

Ist das deine Frau, Joseph? Ein allerliebstes Geschöpf — bleib, bleib, meine gute Tochter — sagte der Alte und wollte ihre Hand küssen.

Christine war zu Tode erschrocken — sie hatte genug verstanden, um sich einer Ohnmacht nahe zu fühlen, und hatte nicht die Kraft, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen.

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[0105] anders, als er, war es — zeigte sich dadurch nicht aus der Fassung gebracht. Daß seine Angehörigen bei seinem Erscheinen Zeichen unangenehmer Ueberraschung verrathen, war ihm schon öfter in den letzten Jahren seines rühmlichen Lebenslaufs vorgekommen. Er suchte dann immer durch desto größere Heiterkeit zu beweisen, daß er sich durch so etwas nicht beleidigt fühle, sondern daß er es in äußerster Menschenfreundlichkeit ganz übersehe und vergebe. Es war gewiß liebenswürdig von dem alten Manne, so viel Selbstverleugnung und Gutmüthigkeit den Schwächen und Unarten seiner Lieben gegenüber zu beweisen. Aber Joseph schien kein Gefühl dafür zu haben. Um Gottes willen — was wollt Ihr hier? Was sollt' ich wollen, Söhnchen? Dich wieder sehen, dich meiner vollen Verzeihung versichern. Du hast dich gewiß danach gesehnt, guter Junge! ich kann es mir denken! Ja, Joseph, mein Sohn, mein theurer Sohn, ich bringe dir meinen vollen Segen! Christine, entferne dich — sagte Joseph zu seiner Frau. Ist das deine Frau, Joseph? Ein allerliebstes Geschöpf — bleib, bleib, meine gute Tochter — sagte der Alte und wollte ihre Hand küssen. Christine war zu Tode erschrocken — sie hatte genug verstanden, um sich einer Ohnmacht nahe zu fühlen, und hatte nicht die Kraft, aufzustehen und das Zimmer zu verlassen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/105>, abgerufen am 27.11.2024.