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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Und wie wollen Sie so etwas auf Erden zu erreichen hoffen?

Ich darf es freilich nicht zu erreichen hoffen -- ich wag' es nicht zu hoffen -- aber --

Aber --

Sie hätten mir nicht den Blick in diese Unendlichkeit öffnen sollen, um ihn rasch wieder zu verhüllen.

Ich verstehe Sie nicht.

Nicht? -- Er sah sie mit einem tiefen, innigen Blicke an und sagte weich:

Geben Sie mir Ihre Hand -- ich wage sonst nicht zu reden.

Sie reichte ihm die Hand, zitternd, erbleichend, aber sie bezwang sich und erwiderte seinen Blick offen und fest.

Diese Welt für mich, eine Welt voll unergründlichen Reichthums, voll ewiger Gedanken, voll der Unendlichkeit, in deren Anschauen ich das Glück der Gottheit hätte, sind Sie, Leonore. Bleiben Sie bei mir, Leonore!

Leonore schlug die Augen zu Boden, aber sie schien nicht überrascht, sie entzog ihm ihre Hand nicht. Er kniete vor ihr. Sie legte ihre andere Hand aus seine Schulter und sagte leise:

Lassen Sie mich allein. Ich muß eine Stunde allein sein, bevor ich das wichtigste Wort meines Lebens ausspreche!

Und wie wollen Sie so etwas auf Erden zu erreichen hoffen?

Ich darf es freilich nicht zu erreichen hoffen — ich wag' es nicht zu hoffen — aber —

Aber —

Sie hätten mir nicht den Blick in diese Unendlichkeit öffnen sollen, um ihn rasch wieder zu verhüllen.

Ich verstehe Sie nicht.

Nicht? — Er sah sie mit einem tiefen, innigen Blicke an und sagte weich:

Geben Sie mir Ihre Hand — ich wage sonst nicht zu reden.

Sie reichte ihm die Hand, zitternd, erbleichend, aber sie bezwang sich und erwiderte seinen Blick offen und fest.

Diese Welt für mich, eine Welt voll unergründlichen Reichthums, voll ewiger Gedanken, voll der Unendlichkeit, in deren Anschauen ich das Glück der Gottheit hätte, sind Sie, Leonore. Bleiben Sie bei mir, Leonore!

Leonore schlug die Augen zu Boden, aber sie schien nicht überrascht, sie entzog ihm ihre Hand nicht. Er kniete vor ihr. Sie legte ihre andere Hand aus seine Schulter und sagte leise:

Lassen Sie mich allein. Ich muß eine Stunde allein sein, bevor ich das wichtigste Wort meines Lebens ausspreche!

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[0123] Und wie wollen Sie so etwas auf Erden zu erreichen hoffen? Ich darf es freilich nicht zu erreichen hoffen — ich wag' es nicht zu hoffen — aber — Aber — Sie hätten mir nicht den Blick in diese Unendlichkeit öffnen sollen, um ihn rasch wieder zu verhüllen. Ich verstehe Sie nicht. Nicht? — Er sah sie mit einem tiefen, innigen Blicke an und sagte weich: Geben Sie mir Ihre Hand — ich wage sonst nicht zu reden. Sie reichte ihm die Hand, zitternd, erbleichend, aber sie bezwang sich und erwiderte seinen Blick offen und fest. Diese Welt für mich, eine Welt voll unergründlichen Reichthums, voll ewiger Gedanken, voll der Unendlichkeit, in deren Anschauen ich das Glück der Gottheit hätte, sind Sie, Leonore. Bleiben Sie bei mir, Leonore! Leonore schlug die Augen zu Boden, aber sie schien nicht überrascht, sie entzog ihm ihre Hand nicht. Er kniete vor ihr. Sie legte ihre andere Hand aus seine Schulter und sagte leise: Lassen Sie mich allein. Ich muß eine Stunde allein sein, bevor ich das wichtigste Wort meines Lebens ausspreche!

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/123>, abgerufen am 23.11.2024.