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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Erbgut, worin Leonore selbst sich befand. Der Holländerin sollten diese Verhältnisse auf ewig, dem Bruder so lange es irgend möglich verborgen bleiben.

Der arme Bruder! Zur Rettung seines Stammguts, zur Bewahrung des ehrenvollen Ranges, den ihm dies Besitzthum unter der Ritterschaft des Landes gab, zur Erhaltung der Ehre seines Namens hatte er soviel geopfert: er hatte Gefahren und Tod getrotzt, war übers weite Meer deßhalb gezogen, er hatte seinen Adel verleugnet und Knechtsdienste im Hause eines grausamen Herrn, des Mammon, gesucht; er hatte sich erniedrigt, so tief, daß er den Bund mit der Tochter eines Kaufmanns als ein Glück betrachten mußte. Und jetzt, wo er heimkehrte, um an dem Herde seiner Ahnen, unter den Erinnerungen und Traditionen hoher Stammesehre seinen gerechten Stolz von so viel Wunden heilen zu lassen, sollte Leonore ihm das Thor dieser Heimat mit einer Hiobspost schließen? Er sollte nach solchen Opfern den Vater im Gefängnisse, seinen Namen durch eine Schmach gebrandmarkt finden?

Und dann die junge Frau! und ihre Eltern! Joseph war in ihren Augen verloren, wenn Sie die Wahrheit erführen. Die Tochter des Kaufmanns, diese geldstolzen Holländer plebejen Herkommens -- Herr im Himmel, was würden sie sagen! Es handelte sich darum, ob Joseph in ihren Augen der Baron Windschrot mit aller der vornehmen Herrlichkeit, die er ge-

Erbgut, worin Leonore selbst sich befand. Der Holländerin sollten diese Verhältnisse auf ewig, dem Bruder so lange es irgend möglich verborgen bleiben.

Der arme Bruder! Zur Rettung seines Stammguts, zur Bewahrung des ehrenvollen Ranges, den ihm dies Besitzthum unter der Ritterschaft des Landes gab, zur Erhaltung der Ehre seines Namens hatte er soviel geopfert: er hatte Gefahren und Tod getrotzt, war übers weite Meer deßhalb gezogen, er hatte seinen Adel verleugnet und Knechtsdienste im Hause eines grausamen Herrn, des Mammon, gesucht; er hatte sich erniedrigt, so tief, daß er den Bund mit der Tochter eines Kaufmanns als ein Glück betrachten mußte. Und jetzt, wo er heimkehrte, um an dem Herde seiner Ahnen, unter den Erinnerungen und Traditionen hoher Stammesehre seinen gerechten Stolz von so viel Wunden heilen zu lassen, sollte Leonore ihm das Thor dieser Heimat mit einer Hiobspost schließen? Er sollte nach solchen Opfern den Vater im Gefängnisse, seinen Namen durch eine Schmach gebrandmarkt finden?

Und dann die junge Frau! und ihre Eltern! Joseph war in ihren Augen verloren, wenn Sie die Wahrheit erführen. Die Tochter des Kaufmanns, diese geldstolzen Holländer plebejen Herkommens — Herr im Himmel, was würden sie sagen! Es handelte sich darum, ob Joseph in ihren Augen der Baron Windschrot mit aller der vornehmen Herrlichkeit, die er ge-

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[0038] Erbgut, worin Leonore selbst sich befand. Der Holländerin sollten diese Verhältnisse auf ewig, dem Bruder so lange es irgend möglich verborgen bleiben. Der arme Bruder! Zur Rettung seines Stammguts, zur Bewahrung des ehrenvollen Ranges, den ihm dies Besitzthum unter der Ritterschaft des Landes gab, zur Erhaltung der Ehre seines Namens hatte er soviel geopfert: er hatte Gefahren und Tod getrotzt, war übers weite Meer deßhalb gezogen, er hatte seinen Adel verleugnet und Knechtsdienste im Hause eines grausamen Herrn, des Mammon, gesucht; er hatte sich erniedrigt, so tief, daß er den Bund mit der Tochter eines Kaufmanns als ein Glück betrachten mußte. Und jetzt, wo er heimkehrte, um an dem Herde seiner Ahnen, unter den Erinnerungen und Traditionen hoher Stammesehre seinen gerechten Stolz von so viel Wunden heilen zu lassen, sollte Leonore ihm das Thor dieser Heimat mit einer Hiobspost schließen? Er sollte nach solchen Opfern den Vater im Gefängnisse, seinen Namen durch eine Schmach gebrandmarkt finden? Und dann die junge Frau! und ihre Eltern! Joseph war in ihren Augen verloren, wenn Sie die Wahrheit erführen. Die Tochter des Kaufmanns, diese geldstolzen Holländer plebejen Herkommens — Herr im Himmel, was würden sie sagen! Es handelte sich darum, ob Joseph in ihren Augen der Baron Windschrot mit aller der vornehmen Herrlichkeit, die er ge-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/38>, abgerufen am 03.12.2024.