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Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Das ist ein Rehbock, lächelte der Mann mit einem gutmüthigen Kopfnicken.

Von wem -- wer seid Ihr -- wie kommt der Bock hierhin?

Was fragt Sie -- Sie sieht es ja, er läuft Ihr in die Küche!

Aber -- um Gottes willen --

Frag' Sie doch nicht -- so was ist schon mehr geschehen. Den Mönchen von Corvey liefen alle Jahr zu Sanct Veit zwei Hirsche in die Küche. Zu Ihr kommt ein Rehbock. Weßhalb nicht -- ist Sie nicht eben so viel Ehre werth, wie ein Mönch? Sie ist ein nettes, reinliches Mädel. Sie wäre mir lieber, als alle Mönche in der Welt. Adieu -- auf Wiedersehn!

Der seltsame Mensch nickte wieder mit dem Kopfe, lachte Gertruden ganz ungenirt ins Gesicht, und dann schoß er mit possierlichen Sprüngen davon.

Das muß ein alter Familienkobold sein, der sich in Zeiten der Noth sehen läßt! sagte Gertrude, und dann sprang sie die Treppe hinauf zu ihrer Herrin, um ihr mit freudestrahlendem Gesicht die Vermehrung ihrer Vorräthe zu melden.

Leonore erschrak fast mehr darüber, als sie sich freute. Sie ahnte, woher das Geschenk komme, und es war ihr, als wenn eine Demüthigung darin liege.

Die Stunden des Tages verflossen rasch. Leonore hatte noch so unendlich Vieles zu thun. Sie wußte bald nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Eine wahre

Das ist ein Rehbock, lächelte der Mann mit einem gutmüthigen Kopfnicken.

Von wem — wer seid Ihr — wie kommt der Bock hierhin?

Was fragt Sie — Sie sieht es ja, er läuft Ihr in die Küche!

Aber — um Gottes willen —

Frag' Sie doch nicht — so was ist schon mehr geschehen. Den Mönchen von Corvey liefen alle Jahr zu Sanct Veit zwei Hirsche in die Küche. Zu Ihr kommt ein Rehbock. Weßhalb nicht — ist Sie nicht eben so viel Ehre werth, wie ein Mönch? Sie ist ein nettes, reinliches Mädel. Sie wäre mir lieber, als alle Mönche in der Welt. Adieu — auf Wiedersehn!

Der seltsame Mensch nickte wieder mit dem Kopfe, lachte Gertruden ganz ungenirt ins Gesicht, und dann schoß er mit possierlichen Sprüngen davon.

Das muß ein alter Familienkobold sein, der sich in Zeiten der Noth sehen läßt! sagte Gertrude, und dann sprang sie die Treppe hinauf zu ihrer Herrin, um ihr mit freudestrahlendem Gesicht die Vermehrung ihrer Vorräthe zu melden.

Leonore erschrak fast mehr darüber, als sie sich freute. Sie ahnte, woher das Geschenk komme, und es war ihr, als wenn eine Demüthigung darin liege.

Die Stunden des Tages verflossen rasch. Leonore hatte noch so unendlich Vieles zu thun. Sie wußte bald nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Eine wahre

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[0049] Das ist ein Rehbock, lächelte der Mann mit einem gutmüthigen Kopfnicken. Von wem — wer seid Ihr — wie kommt der Bock hierhin? Was fragt Sie — Sie sieht es ja, er läuft Ihr in die Küche! Aber — um Gottes willen — Frag' Sie doch nicht — so was ist schon mehr geschehen. Den Mönchen von Corvey liefen alle Jahr zu Sanct Veit zwei Hirsche in die Küche. Zu Ihr kommt ein Rehbock. Weßhalb nicht — ist Sie nicht eben so viel Ehre werth, wie ein Mönch? Sie ist ein nettes, reinliches Mädel. Sie wäre mir lieber, als alle Mönche in der Welt. Adieu — auf Wiedersehn! Der seltsame Mensch nickte wieder mit dem Kopfe, lachte Gertruden ganz ungenirt ins Gesicht, und dann schoß er mit possierlichen Sprüngen davon. Das muß ein alter Familienkobold sein, der sich in Zeiten der Noth sehen läßt! sagte Gertrude, und dann sprang sie die Treppe hinauf zu ihrer Herrin, um ihr mit freudestrahlendem Gesicht die Vermehrung ihrer Vorräthe zu melden. Leonore erschrak fast mehr darüber, als sie sich freute. Sie ahnte, woher das Geschenk komme, und es war ihr, als wenn eine Demüthigung darin liege. Die Stunden des Tages verflossen rasch. Leonore hatte noch so unendlich Vieles zu thun. Sie wußte bald nicht mehr, wo ihr der Kopf stand. Eine wahre

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T11:53:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T11:53:40Z)

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Zitationshilfe: Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/49>, abgerufen am 21.11.2024.