Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.war; es herrschte ein beklemmender Duft und eine erstickende Hitze darin. Der junge Herzog öffnete eine Glasthüre, welche über einige Stufen in den Park hinabführte; einzelne Paare der Tänzer waren vor ihnen hinausgeschritten, um die Kühlung der wundervollen Sommernacht einzusaugen, und wandelten in den Pfaden auf und nieder. Sie sind echauffirt -- wandeln wir ebenfalls hinaus, sagte Conde -- es wird Sie erfrischen. Die Nacht ist berauschend schön, ist magisch -- Aber -- stammelte Leonore erschrocken -- Aber -- o Sie wissen nicht, wie weh Sie mir mit diesem "Aber" thun, flüsterte der Herzog weich. Dann wandte er sich zu einer ältlichen Dame, die eben in das Cabinet eintrat. Madame de Breteuil, sagte er, würden Sie uns nicht begleiten, da das Fräulein mit mir allein die Nachtluft fürchtet? Ich glaube es! Sie heißen Conde, sagte Frau von Breteuil mit einem ironischen Lächeln -- das ist viel zu sehr ein Eroberername! Die Dame nahm den andern Arm des Herzogs und alle Drei schritten in dem Garten zwischen den Blumenparterres auf und nieder. Nach einer Weile fand Frau von Breteuil, daß es für sie zu kühl sei. Sie machte sich los und eilte in das Schloß zurück, um, wie sie sagte, ihren Shawl zu holen. war; es herrschte ein beklemmender Duft und eine erstickende Hitze darin. Der junge Herzog öffnete eine Glasthüre, welche über einige Stufen in den Park hinabführte; einzelne Paare der Tänzer waren vor ihnen hinausgeschritten, um die Kühlung der wundervollen Sommernacht einzusaugen, und wandelten in den Pfaden auf und nieder. Sie sind echauffirt — wandeln wir ebenfalls hinaus, sagte Condé — es wird Sie erfrischen. Die Nacht ist berauschend schön, ist magisch — Aber — stammelte Leonore erschrocken — Aber — o Sie wissen nicht, wie weh Sie mir mit diesem „Aber“ thun, flüsterte der Herzog weich. Dann wandte er sich zu einer ältlichen Dame, die eben in das Cabinet eintrat. Madame de Breteuil, sagte er, würden Sie uns nicht begleiten, da das Fräulein mit mir allein die Nachtluft fürchtet? Ich glaube es! Sie heißen Condé, sagte Frau von Breteuil mit einem ironischen Lächeln — das ist viel zu sehr ein Eroberername! Die Dame nahm den andern Arm des Herzogs und alle Drei schritten in dem Garten zwischen den Blumenparterres auf und nieder. Nach einer Weile fand Frau von Breteuil, daß es für sie zu kühl sei. Sie machte sich los und eilte in das Schloß zurück, um, wie sie sagte, ihren Shawl zu holen. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0082"/> war; es herrschte ein beklemmender Duft und eine erstickende Hitze darin. Der junge Herzog öffnete eine Glasthüre, welche über einige Stufen in den Park hinabführte; einzelne Paare der Tänzer waren vor ihnen hinausgeschritten, um die Kühlung der wundervollen Sommernacht einzusaugen, und wandelten in den Pfaden auf und nieder.</p><lb/> <p>Sie sind echauffirt — wandeln wir ebenfalls hinaus, sagte Condé — es wird Sie erfrischen. Die Nacht ist berauschend schön, ist magisch —</p><lb/> <p>Aber — stammelte Leonore erschrocken —</p><lb/> <p>Aber — o Sie wissen nicht, wie weh Sie mir mit diesem „Aber“ thun, flüsterte der Herzog weich. Dann wandte er sich zu einer ältlichen Dame, die eben in das Cabinet eintrat.</p><lb/> <p>Madame de Breteuil, sagte er, würden Sie uns nicht begleiten, da das Fräulein mit mir allein die Nachtluft fürchtet?</p><lb/> <p>Ich glaube es! Sie heißen Condé, sagte Frau von Breteuil mit einem ironischen Lächeln — das ist viel zu sehr ein Eroberername!</p><lb/> <p>Die Dame nahm den andern Arm des Herzogs und alle Drei schritten in dem Garten zwischen den Blumenparterres auf und nieder.</p><lb/> <p>Nach einer Weile fand Frau von Breteuil, daß es für sie zu kühl sei. Sie machte sich los und eilte in das Schloß zurück, um, wie sie sagte, ihren Shawl zu holen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0082]
war; es herrschte ein beklemmender Duft und eine erstickende Hitze darin. Der junge Herzog öffnete eine Glasthüre, welche über einige Stufen in den Park hinabführte; einzelne Paare der Tänzer waren vor ihnen hinausgeschritten, um die Kühlung der wundervollen Sommernacht einzusaugen, und wandelten in den Pfaden auf und nieder.
Sie sind echauffirt — wandeln wir ebenfalls hinaus, sagte Condé — es wird Sie erfrischen. Die Nacht ist berauschend schön, ist magisch —
Aber — stammelte Leonore erschrocken —
Aber — o Sie wissen nicht, wie weh Sie mir mit diesem „Aber“ thun, flüsterte der Herzog weich. Dann wandte er sich zu einer ältlichen Dame, die eben in das Cabinet eintrat.
Madame de Breteuil, sagte er, würden Sie uns nicht begleiten, da das Fräulein mit mir allein die Nachtluft fürchtet?
Ich glaube es! Sie heißen Condé, sagte Frau von Breteuil mit einem ironischen Lächeln — das ist viel zu sehr ein Eroberername!
Die Dame nahm den andern Arm des Herzogs und alle Drei schritten in dem Garten zwischen den Blumenparterres auf und nieder.
Nach einer Weile fand Frau von Breteuil, daß es für sie zu kühl sei. Sie machte sich los und eilte in das Schloß zurück, um, wie sie sagte, ihren Shawl zu holen.
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Zitationshilfe: | Schücking, Levin: Die Schwester. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 169–291. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schuecking_schwester_1910/82>, abgerufen am 16.02.2025. |