Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

ander kleben, scheinen ihm endlich auf den
Kopf fallen zu wollen, und er schämt sich, daß
er nicht einmal von einem stattlichen Quader-
stein erschlagen werden soll. Der innere
Umgang des Erdgeschosses ist ihm unerträg-
lich schmutzig; er findet ihn voll Wasser; und
die Ein- und Ausgänge der Arena sind ihm
zu klein, und die Treppen zu enge nach Ver-
hältniß des Ganzen. Eine bessere, aber keine
große, Wirkung thut auf ihn die Arena selbst,
mit den rund herum emporsteigenden Sitzen.
Er verwundert sich über die aufgethürmte
Steinmasse, aber er bewundert sie nicht; er
hat, nach seiner Meynung, nicht den Genuß
des Schönen und Großen. Die über einan-
der gereiheten Sitze drücken sich, von der ent-
gegen gesetzten Seite gesehen, ganz auf einan-
der, und er bemerkt nichts, als eine Ring-
mauer, in Absätzen aufgeführt. Und wie mö-
gen, sagt er laut, die schmutzigen Füße dessen,
der auf der nächsten Stufe über dem Andern
saß, diesem zwischen den Schultern gespielt

ander kleben, ſcheinen ihm endlich auf den
Kopf fallen zu wollen, und er ſchaͤmt ſich, daß
er nicht einmal von einem ſtattlichen Quader-
ſtein erſchlagen werden ſoll. Der innere
Umgang des Erdgeſchoſſes iſt ihm unertraͤg-
lich ſchmutzig; er findet ihn voll Waſſer; und
die Ein- und Ausgaͤnge der Arena ſind ihm
zu klein, und die Treppen zu enge nach Ver-
haͤltniß des Ganzen. Eine beſſere, aber keine
große, Wirkung thut auf ihn die Arena ſelbſt,
mit den rund herum emporſteigenden Sitzen.
Er verwundert ſich uͤber die aufgethuͤrmte
Steinmaſſe, aber er bewundert ſie nicht; er
hat, nach ſeiner Meynung, nicht den Genuß
des Schoͤnen und Großen. Die uͤber einan-
der gereiheten Sitze druͤcken ſich, von der ent-
gegen geſetzten Seite geſehen, ganz auf einan-
der, und er bemerkt nichts, als eine Ring-
mauer, in Abſaͤtzen aufgefuͤhrt. Und wie moͤ-
gen, ſagt er laut, die ſchmutzigen Fuͤße deſſen,
der auf der naͤchſten Stufe uͤber dem Andern
ſaß, dieſem zwiſchen den Schultern geſpielt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0109" n="101"/>
ander kleben, &#x017F;cheinen ihm endlich auf den<lb/>
Kopf fallen zu wollen, und er &#x017F;cha&#x0364;mt &#x017F;ich, daß<lb/>
er nicht einmal von einem &#x017F;tattlichen Quader-<lb/>
&#x017F;tein er&#x017F;chlagen werden &#x017F;oll. Der innere<lb/>
Umgang des Erdge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;es i&#x017F;t ihm unertra&#x0364;g-<lb/>
lich &#x017F;chmutzig; er findet ihn voll Wa&#x017F;&#x017F;er; und<lb/>
die Ein- und Ausga&#x0364;nge der <hi rendition="#g">Arena</hi> &#x017F;ind ihm<lb/>
zu klein, und die Treppen zu enge nach Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltniß des Ganzen. Eine be&#x017F;&#x017F;ere, aber keine<lb/>
große, Wirkung thut auf ihn die Arena &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
mit den rund herum empor&#x017F;teigenden Sitzen.<lb/>
Er verwundert &#x017F;ich u&#x0364;ber die aufgethu&#x0364;rmte<lb/>
Steinma&#x017F;&#x017F;e, aber er bewundert &#x017F;ie nicht; er<lb/>
hat, nach &#x017F;einer Meynung, nicht den Genuß<lb/>
des Scho&#x0364;nen und Großen. Die u&#x0364;ber einan-<lb/>
der gereiheten Sitze dru&#x0364;cken &#x017F;ich, von der ent-<lb/>
gegen ge&#x017F;etzten Seite ge&#x017F;ehen, ganz auf einan-<lb/>
der, und er bemerkt nichts, als eine Ring-<lb/>
mauer, in Ab&#x017F;a&#x0364;tzen aufgefu&#x0364;hrt. Und wie mo&#x0364;-<lb/>
gen, &#x017F;agt er laut, die &#x017F;chmutzigen Fu&#x0364;ße de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
der auf der na&#x0364;ch&#x017F;ten Stufe u&#x0364;ber dem Andern<lb/>
&#x017F;aß, die&#x017F;em zwi&#x017F;chen den Schultern ge&#x017F;pielt<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0109] ander kleben, ſcheinen ihm endlich auf den Kopf fallen zu wollen, und er ſchaͤmt ſich, daß er nicht einmal von einem ſtattlichen Quader- ſtein erſchlagen werden ſoll. Der innere Umgang des Erdgeſchoſſes iſt ihm unertraͤg- lich ſchmutzig; er findet ihn voll Waſſer; und die Ein- und Ausgaͤnge der Arena ſind ihm zu klein, und die Treppen zu enge nach Ver- haͤltniß des Ganzen. Eine beſſere, aber keine große, Wirkung thut auf ihn die Arena ſelbſt, mit den rund herum emporſteigenden Sitzen. Er verwundert ſich uͤber die aufgethuͤrmte Steinmaſſe, aber er bewundert ſie nicht; er hat, nach ſeiner Meynung, nicht den Genuß des Schoͤnen und Großen. Die uͤber einan- der gereiheten Sitze druͤcken ſich, von der ent- gegen geſetzten Seite geſehen, ganz auf einan- der, und er bemerkt nichts, als eine Ring- mauer, in Abſaͤtzen aufgefuͤhrt. Und wie moͤ- gen, ſagt er laut, die ſchmutzigen Fuͤße deſſen, der auf der naͤchſten Stufe uͤber dem Andern ſaß, dieſem zwiſchen den Schultern geſpielt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/109
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/109>, abgerufen am 17.06.2024.