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Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797.

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runden Hute, oder in einem schlichten Haare
zeigen, so kann man darauf rechnen, daß sie
wiederum zu dem erstern eine höchst sorgfäl-
tige Frisur und den Hut unter dem Arm, zu
dem andern, einen Haarbeutel und Degen,
und zu dem dritten, ein seidenes Kleid, tra-
gen werden. Dieser Mangel an Geschmack
und Paßlichkeit wird dadurch unterhalten,
daß der jüngere Adel von Verona nicht rei-
set, sondern seine Moden von den einzelnen
Reisenden abnimmt, die er in seiner Vater-
stadt sieht.

Mit der weiblichen Hälfte des Adels ist
es derselbe Fall. Die älteren Damen schei-
nen noch ganz nach dem Geschmack ihrer
Mütter gekleidet zu seyn, und ich getrauete
mir kaum, sie von den ältern Rathsfrauen
der großen deutschen Reichsstädte zu unter-
scheiden, wenn nicht Anstand und Miene und,
bey feyerlichen Gelegenheiten, auch alte, aber
gehaltvolle, Geschmeide von Brillanten und
Perlen, einen Unterschied bemerklich machten.

runden Hute, oder in einem ſchlichten Haare
zeigen, ſo kann man darauf rechnen, daß ſie
wiederum zu dem erſtern eine hoͤchſt ſorgfaͤl-
tige Friſur und den Hut unter dem Arm, zu
dem andern, einen Haarbeutel und Degen,
und zu dem dritten, ein ſeidenes Kleid, tra-
gen werden. Dieſer Mangel an Geſchmack
und Paßlichkeit wird dadurch unterhalten,
daß der juͤngere Adel von Verona nicht rei-
ſet, ſondern ſeine Moden von den einzelnen
Reiſenden abnimmt, die er in ſeiner Vater-
ſtadt ſieht.

Mit der weiblichen Haͤlfte des Adels iſt
es derſelbe Fall. Die aͤlteren Damen ſchei-
nen noch ganz nach dem Geſchmack ihrer
Muͤtter gekleidet zu ſeyn, und ich getrauete
mir kaum, ſie von den aͤltern Rathsfrauen
der großen deutſchen Reichsſtaͤdte zu unter-
ſcheiden, wenn nicht Anſtand und Miene und,
bey feyerlichen Gelegenheiten, auch alte, aber
gehaltvolle, Geſchmeide von Brillanten und
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[126/0134] runden Hute, oder in einem ſchlichten Haare zeigen, ſo kann man darauf rechnen, daß ſie wiederum zu dem erſtern eine hoͤchſt ſorgfaͤl- tige Friſur und den Hut unter dem Arm, zu dem andern, einen Haarbeutel und Degen, und zu dem dritten, ein ſeidenes Kleid, tra- gen werden. Dieſer Mangel an Geſchmack und Paßlichkeit wird dadurch unterhalten, daß der juͤngere Adel von Verona nicht rei- ſet, ſondern ſeine Moden von den einzelnen Reiſenden abnimmt, die er in ſeiner Vater- ſtadt ſieht. Mit der weiblichen Haͤlfte des Adels iſt es derſelbe Fall. Die aͤlteren Damen ſchei- nen noch ganz nach dem Geſchmack ihrer Muͤtter gekleidet zu ſeyn, und ich getrauete mir kaum, ſie von den aͤltern Rathsfrauen der großen deutſchen Reichsſtaͤdte zu unter- ſcheiden, wenn nicht Anſtand und Miene und, bey feyerlichen Gelegenheiten, auch alte, aber gehaltvolle, Geſchmeide von Brillanten und Perlen, einen Unterſchied bemerklich machten.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/134>, abgerufen am 17.06.2024.