die Richter, zu führen verstehen; weil sie über- dies, neben ihrer Wissenschaft, auch den Säckel der Parten vor diesen Richtern voraus ha- ben; und weil sie endlich in jeder Sache, die mehr als 20 Paoli beträgt, an den venetia- nischen Beamten verwiesen sind, und mithin weiter reichen, als der längste veronesische ade- liche Arm, welche Stelle sein Besitzer auch bekleide. Dieser Standpunkt verschafft ihnen also nicht bloß Einfluß, sondern auch gute Einkünfte, und ihr Orden gehört zu den wohl- habenden, geachteten und gefürchteten, in den die ärmern Mitglieder des höhern Adels, mit- telst eines Doktorpatents aus Padua, häufig selbst treten. Da ihrer Viele sind, so fehlt es auch nicht an Vielen Rechtshändeln, und man macht hier in Rücksicht ihrer eine Fol- gerung, die man wohl sonst zu Lasten der Aerzte macht, daß nach ihrer Anzahl sich die Anzahl der Kranken richte. Wie übrigens diese Klasse sich hier nährt und erhebt, und wie manche Familien der hiesigen "Conti"
die Richter, zu fuͤhren verſtehen; weil ſie uͤber- dies, neben ihrer Wiſſenſchaft, auch den Saͤckel der Parten vor dieſen Richtern voraus ha- ben; und weil ſie endlich in jeder Sache, die mehr als 20 Paoli betraͤgt, an den venetia- niſchen Beamten verwieſen ſind, und mithin weiter reichen, als der laͤngſte veroneſiſche ade- liche Arm, welche Stelle ſein Beſitzer auch bekleide. Dieſer Standpunkt verſchafft ihnen alſo nicht bloß Einfluß, ſondern auch gute Einkuͤnfte, und ihr Orden gehoͤrt zu den wohl- habenden, geachteten und gefuͤrchteten, in den die aͤrmern Mitglieder des hoͤhern Adels, mit- telſt eines Doktorpatents aus Padua, haͤufig ſelbſt treten. Da ihrer Viele ſind, ſo fehlt es auch nicht an Vielen Rechtshaͤndeln, und man macht hier in Ruͤckſicht ihrer eine Fol- gerung, die man wohl ſonſt zu Laſten der Aerzte macht, daß nach ihrer Anzahl ſich die Anzahl der Kranken richte. Wie uͤbrigens dieſe Klaſſe ſich hier naͤhrt und erhebt, und wie manche Familien der hieſigen „Conti“
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die Richter, zu fuͤhren verſtehen; weil ſie uͤber-
dies, neben ihrer Wiſſenſchaft, auch den Saͤckel
der Parten vor dieſen Richtern voraus ha-
ben; und weil ſie endlich in jeder Sache, die
mehr als 20 Paoli betraͤgt, an den venetia-
niſchen Beamten verwieſen ſind, und mithin
weiter reichen, als der laͤngſte veroneſiſche ade-
liche Arm, welche Stelle ſein Beſitzer auch
bekleide. Dieſer Standpunkt verſchafft ihnen
alſo nicht bloß Einfluß, ſondern auch gute
Einkuͤnfte, und ihr Orden gehoͤrt zu den wohl-
habenden, geachteten und gefuͤrchteten, in den
die aͤrmern Mitglieder des hoͤhern Adels, mit-
telſt eines Doktorpatents aus Padua, haͤufig
ſelbſt treten. Da ihrer Viele ſind, ſo fehlt
es auch nicht an Vielen Rechtshaͤndeln, und
man macht hier in Ruͤckſicht ihrer eine Fol-
gerung, die man wohl ſonſt zu Laſten der
Aerzte macht, daß nach ihrer Anzahl ſich die
Anzahl der Kranken richte. Wie uͤbrigens
dieſe Klaſſe ſich hier naͤhrt und erhebt, und
wie manche Familien der hieſigen „Conti“
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Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/163>, abgerufen am 17.06.2024.
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