Jenseit dieses Schlosses führt der Weg am Fuße des Felsens und hart am Ufer der Etsch fort, die hier als ein ansehnlicher Fluß erscheint. Die Durchfahrt zwischen Felsen und Fluß ist so schmal, daß man, um Plätze zu gewinnen wo die Wagen einander aus- weichen können, erstern hat ausschweifen müs- sen. Auf diese Art zieht sich der Weg nach Volargine (eine Post), von wo aus man endlich auch zur Linken die Ebene übersieht, die man schon eine Weile zur Rechten hat übersehen können. Hier hatte ich nun die Gebirge, in welchen ich, von Schottwien an, verschlossen gewesen war, mit ihren angeneh- men und fürchterlichen Stellen im Rücken, und ich blickte mit freyerem Athem in das Paradies -- Lombardey.
Uebrigens ist vielleicht keines der großen Gebirge so leicht und anmuthig zu bereisen, als das, welches ich von dem Semmering an bis hieher durchfahren hatte. Der Weg läuft beständig, theils im Grunde der Thäler,
Siebentes Heft. E
Jenſeit dieſes Schloſſes fuͤhrt der Weg am Fuße des Felſens und hart am Ufer der Etſch fort, die hier als ein anſehnlicher Fluß erſcheint. Die Durchfahrt zwiſchen Felſen und Fluß iſt ſo ſchmal, daß man, um Plaͤtze zu gewinnen wo die Wagen einander aus- weichen koͤnnen, erſtern hat ausſchweifen muͤſ- ſen. Auf dieſe Art zieht ſich der Weg nach Volargine (eine Poſt), von wo aus man endlich auch zur Linken die Ebene uͤberſieht, die man ſchon eine Weile zur Rechten hat uͤberſehen koͤnnen. Hier hatte ich nun die Gebirge, in welchen ich, von Schottwien an, verſchloſſen geweſen war, mit ihren angeneh- men und fuͤrchterlichen Stellen im Ruͤcken, und ich blickte mit freyerem Athem in das Paradies — Lombardey.
Uebrigens iſt vielleicht keines der großen Gebirge ſo leicht und anmuthig zu bereiſen, als das, welches ich von dem Semmering an bis hieher durchfahren hatte. Der Weg laͤuft beſtaͤndig, theils im Grunde der Thaͤler,
Siebentes Heft. E
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Jenſeit dieſes Schloſſes fuͤhrt der Weg
am Fuße des Felſens und hart am Ufer der
Etſch fort, die hier als ein anſehnlicher Fluß
erſcheint. Die Durchfahrt zwiſchen Felſen
und Fluß iſt ſo ſchmal, daß man, um Plaͤtze
zu gewinnen wo die Wagen einander aus-
weichen koͤnnen, erſtern hat ausſchweifen muͤſ-
ſen. Auf dieſe Art zieht ſich der Weg nach
Volargine (eine Poſt), von wo aus man
endlich auch zur Linken die Ebene uͤberſieht,
die man ſchon eine Weile zur Rechten hat
uͤberſehen koͤnnen. Hier hatte ich nun die
Gebirge, in welchen ich, von Schottwien an,
verſchloſſen geweſen war, mit ihren angeneh-
men und fuͤrchterlichen Stellen im Ruͤcken,
und ich blickte mit freyerem Athem in das
Paradies — Lombardey.
Uebrigens iſt vielleicht keines der großen
Gebirge ſo leicht und anmuthig zu bereiſen,
als das, welches ich von dem Semmering
an bis hieher durchfahren hatte. Der Weg
laͤuft beſtaͤndig, theils im Grunde der Thaͤler,
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Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschiene… [mehr]
Die "Neue Reise durch Italien" ist auch erschienen als 7. Heft der "Reise eines Livländers von Riga nach Warschau, durch Südpreußen, über Breslau [...] nach Bozen in Tyrol".
Schulz, Friedrich: Neue Reise durch Italien. Bd. 1, H. 1. Berlin, 1797, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_italien_1797/73>, abgerufen am 17.06.2024.
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