Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

dort leben, durch den Hof, durch die Staats-
beamten, den Soldatenstand und den Ueber-
schuß, den die handelnde oder vielmehr die
krämernde Klasse hat, gedeckt werden kann.
Man sieht, woraus denn endlich diese Deckung
hervorgeht, und was der eigentliche Erhal-
tungsschatz von Warschau, so wie von ganz
Polen, ist. Allerdings ist es der Landbau, die
Viehzucht und der Holzverkauf, deren Ertrag
die Hauptstadt großentheils bedarf, um nicht
zur Bettlerin zu werden. Auch wird er ihr
durch Bedürfniß und Verschwendung, durch
Rechtshändel und Staatspflichten zugeführt,
und sie giebt dafür ihre englische Wagen, ih-
ren Wein, ihre Pomade, ihre französischen
Geister, ihre Mädchen (denn auch Bettgenos-
sinnen verschreibt sich oft der Landadel von
hier) ihre Ordensbänder, ihre Titel, aber auch
ihre Hauslehrer, ihre wissenschaftliche Ausbil-
dung und endlich ihre Rechtssprüche und, so
gut es sich thun läßt, auch Staatsschutz und
Sicherheit des Eigenthums und der Personen.

dort leben, durch den Hof, durch die Staats-
beamten, den Soldatenſtand und den Ueber-
ſchuß, den die handelnde oder vielmehr die
kraͤmernde Klaſſe hat, gedeckt werden kann.
Man ſieht, woraus denn endlich dieſe Deckung
hervorgeht, und was der eigentliche Erhal-
tungsſchatz von Warſchau, ſo wie von ganz
Polen, iſt. Allerdings iſt es der Landbau, die
Viehzucht und der Holzverkauf, deren Ertrag
die Hauptſtadt großentheils bedarf, um nicht
zur Bettlerin zu werden. Auch wird er ihr
durch Beduͤrfniß und Verſchwendung, durch
Rechtshaͤndel und Staatspflichten zugefuͤhrt,
und ſie giebt dafuͤr ihre engliſche Wagen, ih-
ren Wein, ihre Pomade, ihre franzoͤſiſchen
Geiſter, ihre Maͤdchen (denn auch Bettgenoſ-
ſinnen verſchreibt ſich oft der Landadel von
hier) ihre Ordensbaͤnder, ihre Titel, aber auch
ihre Hauslehrer, ihre wiſſenſchaftliche Ausbil-
dung und endlich ihre Rechtsſpruͤche und, ſo
gut es ſich thun laͤßt, auch Staatsſchutz und
Sicherheit des Eigenthums und der Perſonen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0152" n="134"/>
dort leben, durch den Hof, durch die Staats-<lb/>
beamten, den Soldaten&#x017F;tand und den Ueber-<lb/>
&#x017F;chuß, den die handelnde oder vielmehr die<lb/>
kra&#x0364;mernde Kla&#x017F;&#x017F;e hat, gedeckt werden kann.<lb/>
Man &#x017F;ieht, woraus denn endlich die&#x017F;e Deckung<lb/>
hervorgeht, und was der eigentliche Erhal-<lb/>
tungs&#x017F;chatz von War&#x017F;chau, &#x017F;o wie von ganz<lb/>
Polen, i&#x017F;t. Allerdings i&#x017F;t es der Landbau, die<lb/>
Viehzucht und der Holzverkauf, deren Ertrag<lb/>
die Haupt&#x017F;tadt großentheils bedarf, um nicht<lb/>
zur Bettlerin zu werden. Auch wird er ihr<lb/>
durch Bedu&#x0364;rfniß und Ver&#x017F;chwendung, durch<lb/>
Rechtsha&#x0364;ndel und Staatspflichten zugefu&#x0364;hrt,<lb/>
und &#x017F;ie giebt dafu&#x0364;r ihre engli&#x017F;che Wagen, ih-<lb/>
ren Wein, ihre Pomade, ihre franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Gei&#x017F;ter, ihre Ma&#x0364;dchen (denn auch Bettgeno&#x017F;-<lb/>
&#x017F;innen ver&#x017F;chreibt &#x017F;ich oft der Landadel von<lb/>
hier) ihre Ordensba&#x0364;nder, ihre Titel, aber auch<lb/>
ihre Hauslehrer, ihre wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Ausbil-<lb/>
dung und endlich ihre Rechts&#x017F;pru&#x0364;che und, &#x017F;o<lb/>
gut es &#x017F;ich thun la&#x0364;ßt, auch Staats&#x017F;chutz und<lb/>
Sicherheit des Eigenthums und der Per&#x017F;onen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0152] dort leben, durch den Hof, durch die Staats- beamten, den Soldatenſtand und den Ueber- ſchuß, den die handelnde oder vielmehr die kraͤmernde Klaſſe hat, gedeckt werden kann. Man ſieht, woraus denn endlich dieſe Deckung hervorgeht, und was der eigentliche Erhal- tungsſchatz von Warſchau, ſo wie von ganz Polen, iſt. Allerdings iſt es der Landbau, die Viehzucht und der Holzverkauf, deren Ertrag die Hauptſtadt großentheils bedarf, um nicht zur Bettlerin zu werden. Auch wird er ihr durch Beduͤrfniß und Verſchwendung, durch Rechtshaͤndel und Staatspflichten zugefuͤhrt, und ſie giebt dafuͤr ihre engliſche Wagen, ih- ren Wein, ihre Pomade, ihre franzoͤſiſchen Geiſter, ihre Maͤdchen (denn auch Bettgenoſ- ſinnen verſchreibt ſich oft der Landadel von hier) ihre Ordensbaͤnder, ihre Titel, aber auch ihre Hauslehrer, ihre wiſſenſchaftliche Ausbil- dung und endlich ihre Rechtsſpruͤche und, ſo gut es ſich thun laͤßt, auch Staatsſchutz und Sicherheit des Eigenthums und der Perſonen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/152
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/152>, abgerufen am 21.11.2024.